Eine Ärztin oder ein Arzt bei einer OP
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Gesundheit

Großer Rückstau bei Untersuchungen

Die Coronavirus-Maßnahmen haben in den Krankenhäusern ihre Spuren hinterlassen. So wurden beispielsweise etliche Operationen verschoben, die jetzt aufgearbeitet werden müssen. Viele Patienten sind aber so verunsichert, dass sie notwendige Untersuchungen erst gar nicht machten.

Im MRCT-Institut Maria Hilf in Klagenfurt herrscht Hochbetrieb. Geschäftsführer Johann Gasser und sein Team haben seit Beginn der Coronavirus Krise, den Betrieb auf 20 Prozent heruntergefahren, nur eine Handvoll Patienten wurden seit März dort pro Tag untersucht. Erst seit Anfang Mai läuft hier alles wieder Richtung Normalbetrieb, doch viele der Patienten, deren Termine in der Anfangsphase der Krise abgesagt wurden, haben sich bis jetzt nicht gemeldet. Mit teils schwerwiegenden Folgen.

„Da fällt mir eine Patientin ein, die einen kleinen Knoten in der Achsel getastet hat. Sie wollte das abklären lasse, aber dann kam das Coronavirus dazwischen. Sie kam erst drei Monate später, da war der Knoten schon so groß wie eine Mandarine. Der Knoten stellte sich dann als bösartig heraus“, so Gasser.

Eine Computer-Tomografie
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Viele Patienten sagten Untersuchungstermine ab

Aufarbeitung nur bedingt möglich

Abgesagte und nach hinten verschobene Operationen, davon wissen auch die Chirurgen im Elisabethinen Krankenhaus in Klagenfurt einiges zu berichten. Man habe schon vor der Coronavirus-Krise auf Hochtouren gearbeitet, ein Aufarbeiten von überfälligen Operationen sei nur bedingt möglich, heißt es von den leitenden Chirurgen. „Im Sommer, wo wir sonst unsere OP-Kapazität ein wenig einschränken, haben wir geplant länger im Tagesprogramm zu operieren, um den Ansturm abzuarbeiten. In der Hoffnung, dass keine zweite Welle kommt bzw. das sie nicht so schlimm kommt“, so der Medizinische Direktor Manfred Kuschnig.

Rudolf Likar mit seinem Buch
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Rudolf Likar mit seinem Buch

Likar: Chronisch Kranke vernachlässigt

Die Coronavirus-Krise habe jedenfalls eine Krise im Gesundheitssystem verursacht, sagt jetzt der Leiter der Intensivmedizin am Klinikum Klagenfurt Rudolf Likar, der mit einem neuen Buch für Aufsehen sorgt. Die chronisch kranken Patienten habe man viel zu wenig berücksichtigt, weil 700 Krankenhausbetten für den Ernstfall reserviert worden seien. „Chronische Schmerzpatienten, die nicht mehr reingekommen sind, Patienten mit Herzinfarkten, die draußen geblieben sind. Es mussten Beine abgenommen werden, die nicht abgenommen wurden hätten müssen, weil die Patienten zu spät gekommen sind. Ich denke, wenn man chronisch Erkrankte sieben Wochen vom Gesundheitssystem fernhält, dann muss man auch wissen, dass etwas passiert“, so Likar.

Eine Darmspiegelung
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Auch im Darmzentrum in St. Veit wurden Untersuchungen verschoben

Vorsorgeuntersuchungen verschoben

Auch im Darmzentrum des Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in St.Veit wurden alle nicht dringenden, routinemäßige Vorsorgeuntersuchungen um Monate nach hinten verschoben. „Ob dies eine Bedeutung für die Zukunft haben wird, dass wir jetzt Krebserkrankungen Monate später erkennen, das wird sich erst weisen. Es wird dann österreichweit sicherlich eine Aufarbeitung der Daten geben“, so Franz Siebert vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Wichtig sei es jetzt, den Patienten wieder die Sicherheit zu geben