Honigwaben mit Bienen
EKH Klagenfurt
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Umwelt

Bienenschutz im Krankenhausgarten

Im Garten des Elisabethinen Krankenhauses in Klagenfurt stehen seit einem Jahr vier Bienenstöcke, die nach bestimmten Faktoren aufgestellt wurden. Es entstand ein ausgewiesener „Bienenschutzgarten“ mit idealen Bedingungen für die moderne Stadtbiene.

Wenn Elke Haber, die kaufmännische Direktorin des Elisabethinen Krankenhauses, durch den prächtigen Klostergarten spaziert atmet sie die Düfte bewusst ein. Dabei schätzt sie den Duft der Maiglöckchen und des Flieders besonders: „Das bedeutet für mich Frühling. Ich habe beobachtet, dass die Bienen im Garten die Zeit der Obstblüte besonders schätzen.“

Vergangenes Jahr erhielt das Elisabethinen Krankenhaus die Bienenschutzgarten-Auszeichnung. „Die Idee für die Stadtbiene im Klostergarten der Elisabethinen wurde durch einen Imkerkurs geboren, an dem ich teilgenommen habe. Mir persönlich war es bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, dass Städte sehr reich an blühenden Sträuchern und Bäumen sind, zum Beispiel Linden, Kastanien oder Robinien. Diese Bäume sind in den letzten Jahren durch die modernen landwirtschaftlichen Methoden am Land nahezu verschwunden.“

Pflanzen im bienenfreundlichen Klostergarten
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Diese Blumen haben Bienen besonders gerne

Ziel: Erhalt widerstandsfähiger Bienenvölker

Mit der Unterstützung der Bienenexpertin Michaela Kohlbacher-Schneider setzt man im Klagenfurter Bienenschutzgarten der Elisabethinen auf eine wesensgemäße Bienenhaltung. Das Ziel ist die Erhaltung gesunder und widerstandsfähiger Bienenvölker und deren Betreuung in einem kontrollierten Umfeld. Damit könne die unkontrollierte Verbreitung von Parasiten, allen voran die aus Südostasien eingeschleppte Varroamilbe, und anderen Krankheitserregern (Faulbrut) auf gesunde Völker, verhindert werden.

Pestizide schaden „modernen Stadtbienen“

Als Klagenfurter Stadtimkerin und Wanderlehrerin an der Kärntner Imkerschule des Landesverbandes für Bienenzucht teilt Michaela Kohlbacher-Schneider ihr Wissen mit allen Interessierten. „Dem Bienensterben der letzten 50 Jahre, wodurch die Bienenpopulationen halbiert wurden, kann wesentlich durch die neu entstandenen Stadtimkereien entgegengewirkt werden“, so die Expertin.

Die „moderne“ Biene sei auf eine nahezu pestizidfreie Umgebung, Unterstützung bei der Bekämpfung von neuen Feinden wie auch die gezielte Fütterung angewiesen, da sie sich auf die rasche Veränderung der Umweltbedingungen nicht anpassen konnte. „Das Leben in der Stadt, auch wenn dies schwer nachvollziehbar ist, ist im Laufe der Zeit für Bienen gesünder geworden als am Land.“

Auch Bienen mögen es im Sommer gerne schattig

Vier Bienenstöcke wurden im Klostergarten von Michaela Kohlbacher-Schneider und Elke Haber positioniert. „Im Sommer haben sie zu Mittag auch Schatten. Das ist wichtig für die Bienen. Dahinter befinden sich Altholzhäufen, wo viele Insekten leben.“

Elke Habers Interesse an der Honigproduzentin stieg durch alarmierende Schlagzeilen vom Bienensterben. Von hundert Pflanzenarten, die wiederum über 90 Prozent der Nahrung der Menschen sicherstellen, werden etwa dreiviertel von Bienen bestäubt.

Alter Obstbaubestand als „Arbeitsplatz“ für Bienen

Der Klostergarten der Elisabethinen in Klagenfurt gleicht einem „all you can eat“-Buffet für Bienen. Damit die summenden Arbeitsbienchen genügend Nektar und Pollen sammeln können, setzt man auf „Natur pur“. Laut Elke Haber gebe es ganz viele Blüten und Sträucher, auch Wildblumen: „Es ist ein Naturparadies mit unbehandelten Flächen ohne Pestizide.“

Auf rund 20.000 Quadratmeter finden sich Gemüse- und Gewürzbeete, Sträucher und Blumen – die Bienen haben freie Auswahl. „Der alte Klostergarten ist von einer hohen Steinmauer umgeben. Wenn wir unseren Blick nach Süden richten, sehen wir viele alte Obstbäume – über hundert alte Apfel- und Marillenbäume.“ Der alte Obstbaumbestand im Klostergarten biete den Tieren jede Menge Arbeit.

Imkerin Michaela Kohlbacher-Schneider
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Imkerin Michaela Kohlbacher-Schneider

Im Rückzugsbereich für die Elisabethinen-Schwestern gebe es auch zahlreiche Fliederbüsche, Rosensträucher und Blauregen, so Haber: „Dem Elisabethinenkonvent ist es wichtig, dass es hier ein Naturparadies für Pflanzen und Bienen gibt. Ein bis zwei Mal im Jahr wird die Wiese gemäht. Nach der Obstblüte sind dort viele Wiesenblumen zu sehen. Das ist auch schon die gesamte Pflege.“

„Bienen können Angst vor Stichen erkennen“

Elke Haber ließ sich vor einiger Zeit in ihrer Freizeit zur Imkerin ausbilden. Dabei lernte sie viel über und von den Bienen: „Der Mensch kann sich den Bienen nähern, ohne gestochen zu werden. Die Biene kann Angst erkennen. Ein interessantes Erlebnis bei der Imkerausbildung war der Zugang zu den Bienenstöcken ohne Angst. Das war prägend, weil ich vorher die Biene bloß als ein Insekt gesehen habe.“

Imkerutensilien
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Imkerutensilien

Bienenprodukte werden auch verkauft

Dabei ist die Biene so vielseitig und nützlich. Auf ein Kilogramm Honig kommen rund 150.000 Flugkilometer. Die braunen, pelzigen kleinen Flugtiere leisten auch einen unschätzbaren Dienst für das Ökosystem.

Wer ein Bienenparadies schafft, der darf das süße Gold auch ernten. So schätzt es Elke Haber jeden Tag in der Früh eine Tasse Schwarztee mit Milch und Honig zu genießen. Die Produkte der fleißigen Bienen werden im Kunst & Werk St. Veit und am Moosburger Bauernmarkt verkauft. Einen Teil des Sortiments erhält man auch im Fachl Klagenfurt und im Reformparadies Bio-Naturkost in Waidmannsdorf. Innerhalb Klagenfurts wird sogar ein Zustellservice angeboten.

Michael Steiner, Michaela Kohlbacher-Schneider, Elke Haber,
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Geschäftsführer Michael

Auch Bewerbungsgespräche im Bienenschutzgarten

Das Zusammenspiel von Kloster, Krankenhaus, Kräutergarten und summenden Bienen bildet neuerdings auch das Umfeld für besondere Gespräche, so die kaufmännische Direktorin. Dort finden auch Bewerbungsgespräche mit künftigen Mitarbeitern statt. Geerdetere Gespräche in entspannter Atmosphäre sollen dort möglich sein.