Zug fährt in Bahnhof ein
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Öffentlicher Verkehr: Tarife vereinfachen

Im öffentlichen Verkehrsnetz in Kärnten gibt es nicht weniger als 400 Tarifzonen und verschiedene Rabatte. Dieses System müsse vereinfacht werden, heißt es nun aus der Regierung. Durch eine Entflechtung könnte es aber auch Verlierer geben, mahnen Experten.

Durch die verschiedenen Tarifzonen kommt es bereits jetzt zu Ungerechtigkeiten für Reisende in Kärnten. So zahlt ein Kunde, der von Maria Saal nach Klagenfurt fährt, deutlich weniger, als einer der von Maria Saal nach St. Veit fährt. Beide Strecken sind in etwa neun Kilometer lang. Doch man durchfährt nach St. Veit mehr Zonen, darum ist die Fahrt teurer.

„Nutzer kann das nicht durchblicken“

Kärnten ist in 400 Tarifzonen für Öffi-Tickets eingeteilt, dazu kommen noch in jeder Zone Rabatte für Jugendliche, Studenten, Senioren, sowie Hund- und Fahrradmitnahme. Mobilitätsreferent Sebastian Schuschnig (ÖVP) sagte, das System müsse entflochten und vereinfacht werden. „Ich bewundere jeden, der das für übersichtlich hält, ich habe da eine andere Meinung dazu. Der Durchschnittsnutzer des Öffentlichen Verkehrs kann so etwas unmöglich überblicken.“

Deswegen sei auch eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet worden, sagte Schuschnig. Zielsetzung sei es, dass Kunden ihre Reise und den Preis dafür besser planen können. „Es geht um die Nachvollziehbarkeit und um die Transparenz beim Ticketkauf, welche Zeitkarte sich auszahlt. Langfristig gesehen hoffe ich, dass es uns gelingt, ein digitales System mit Bestpreis-Garantie zu schaffen, wo mir das System selbst vorschlägt, welches Ticket für mich das günstigste ist.“

Verkehrsverbund warnt vor höheren Kosten

Beim Verkehrsverbund hieß es, es werde jede Vereinfachung begrüßt. Würde es allerdings soweit gehen, dass es für ganz Kärnten nur eine Netzkarte gibt, dann würde das für die öffentliche Hand deutlich teurer werden. Zum einen, weil die Ticketpreise günstiger würden. Es müsste also mehr Steuergeld zugeschossen werden. Zum anderen seien die Züge vor der Coronavirus-Krise in der Früh und am Abend voll gewesen. Sollten die Fahrgastzahlen nach der Krise noch stärker ansteigen, würden zusätzliche Garnituren gebraucht, die wiederum zusätzlich Geld kosten, hieß es von den ÖBB.

Insgesamt forderte Mobilitätslandesrat Sebastian Schuschnig deutlich mehr Geld für den öffentlichen Verkehr, auch vom Bund. Kärnten gebe derzeit mit 32 Millionen Euro nur die Hälfte von Salzburg für den öffentlichen Verkehr aus. Tirol zahle jährlich in Busse und Züge insgesamt 140 Millionen Euro, also fast fünfmal soviel wie Kärnten.