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Soziales

CoV-Krise erhöht Druck auf Pflegepersonal

Dienstag ist der internationale Tag der Pflegenden. Schon vor der Corinavirus-Krise gab es immer wieder Hinweise, dass zu wenig Personal zu viele Aufgaben in Pflegeheimen bewältigen müsse. In der Krise stieg der Druck auf die Beschäftigten in der Pflege weiter.

Die Arbeit im Pflegebereich habe sich mit Beginn der Coronavirus-Krise massiv geändert, sagte die Pflegeanwältin des Landes Kärnten Bettina Irrasch. Die Arbeitsbelastung sei vorher schon hoch gewesen und sei jetzt noch höher. Seit Wochen müssen die zu pflegenden Personen noch intensiver betreut werden, weil Besuche von Angehörigen in den Heimen bis letzten Sonntag verboten waren.

Viele Anfragen zu Besuchszeiten

Nun häufen sich die Anfragen bei der Pflegeanwaltschaft, warum Heime nur kurze Besuchszeiten gewähren, eine viertel Stunde oder eine halbe Stunde. Bei weitem nicht alle Wünsche nach einem Besuchstermin konnten schon für die erste Woche erfüllt werden, sagte Irrasch: „Man könnte diesen Wünschen und Bedürfnissen nach längeren Besuchszeiten entgegenkommen, wenn man das Pflegepersonal durch weitere Mitarbeiter entlastet. Die Besuchsregelungen führt zu mehr Aufwand im Pflegebereich.“

Nach jahrelangen Forderungen von Personalvertretern nach mehr Personal vertritt auch die Pflegeanwältin klar diesen Standpunkt: „Ich appelliere, dass Heimbetreiber Pfleger durch zusätzliches Personal versuchen zu entlasten.“

Viele wollen Zuhause bleiben

Das Land Kärnten hatte zu Beginn der Coronavirus-Krise 120 zusätzliche Betten in Einrichtungen als Alternative zur 24-Stunden-Pflege zu Hause angeboten. Laut Landesregierung wurden bisher lediglich sieben der 120 Betten in Anspruch genommen. Viele Familien wollen den Schritt in eine Pflegeeinrichtung so lang wie möglich vermeiden, sagte Irrasch: „Ich denke, dass der Wunsch groß ist, im häuslichen Bereich bleiben zu können, wenn man sich für eine 24-Stunden-Betreuung entscheidet. Wenn der Heimplatz im Raum steht, ist die Enttäuschung groß.“

5.000 Betreuer aus anderen Ländern

5.000 Betreuerinnen aus Rumänien und Kroatien sind in Kärnten in der 24 Stunden Pflege tätig. Aktuell organisiert das Land gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Kräfte, die die seit acht Wochen durchgehend in Kärnten arbeitenden Frauen ablösen. Mit einem ersten Bus in den nächsten Tagen werden 23 Betreuungspersonen aus Kroatien erwartet.

Wieviele rumänische Pfleger und Pflegerinnen in Kärnten abgelöst werden müssen, ist noch nicht klar. Der Bund ist bemüht, weitere Züge zum Austausch der Pflegekräfte zwischen Rumänien und Österreich zu organisieren.

Mehr Anerkennung und Gehalt

Der Präsident der Arbeiterkammer Kärnten, Günther Goach, forderte in einer Aussendung auch eine finanzielle Wertschätzung für die Beschäftigten in den Gesundheits- und Sozialberufen: Ein steuerfreies zusätzliches Gehalt aus dem Hilfspaket der Regierung. Sie hätten mehr gesellschaftliche und wirtschaftliche Anerkennung verdient, so Goach.

Opposition fordert Pflegelehre

Gerhard Köfer vom Team Kärnten forderte am Dienstag einmal mehr eine Pflegelehre – zumindest als Pilotprojekt – einzuführen. Ein solches Modell gebe es bereits etwa in Vorarlberg. Laut Köfer sei es derzeit ein besonderer Nachteil, dass genau im Alter zwischen 15 und 17 Jahren, wenn die meisten Jugendlichen ihre Berufsentscheidung treffen, keine Pflegelehre für Jugendliche mit sozialer Ader möglich sei.

Auch FPÖ-Chef Gernot Darmann fordert in einer Aussendung eine Aufwertung der Pflegeberufe und die Einführung einer eigenen Pflegelehre. „Eine Pflegelehre bietet die Chance, um die notwendige Anzahl an qualifizierten Pflegekräften durch Entscheidungen in der Gegenwart mittelfristig zur Verfügung gestellt zu bekommen", so Darmann.