Kufenstechen in Feistritz – ein Mann reitet mit einem langen Messer auf ein Holzfass zu
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CoV: Kufenstechen findet nicht statt

Seit Jahrhunderten ist es in Feistritz an der Gail Tradition – das Kufenstechen. Auch heuer hätten am Pfingstmontag mutige Reiter zum Schlag aufs Holzfass ansetzen sollen, doch dann kam das Coronavirus. Der Kirchtag und das Kufenstechen mussten abgesagt werden.

In Feistritz an der Gail hatte man sich, wie jedes Jahr, schon auf den Kirchtag und das traditionelle Kufenstechen gefreut. Auch die angehende Kindergärtnerin Laura Wiesflecker, in gut vier Wochen hätte sie ihre Gailtaler-Tracht ausgepackt. „Wir schauen die Tracht unter dem Jahr immer ein paar Mal an, weil man den Kirchtag immer ein bisschen vermisst. Leider gibt es heuer keinen“. Martin Abuja ist seit zehn Jahren bei der Burschenschaft und trauert dem Kirchtag heuer vor allem wegen des Kufenstechens nach. „Das Kufenstechen geht mir am meisten ab. Weinen müssen wir jetzt nicht deswegen, aber es ist schon schade“.

Laura Wiesflecker, Martin Abuja und Daniel Engelberger
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v.l.n.r Laura Wiesflecker, Martin Abuja und Daniel Engelberger

Jahr der Absagen

Für Obmann Daniel Engelberger ist es heuer ein Jahr der Absagen. „Die Maibaumfeier mussten wir absagen und jetzt den Kirchtag. Man freut sich eigentlich vom letzten Kirchtag schon auf den nächsten und wenn der dann nicht ist, dann ist dann schon ein wenig blöd“. Heuer also kein Tanz, kein Ritt, kein Kirchtag, weil Großveranstaltungen auch Anfang Juni nicht erlaubt sind. „Irgendwie habe ich den Kirchtag lieber als meinen Geburtstag oder andere Feste. Alleine schon die Aufregung in der Früh beim Aufstehen, wo die Oma hilft, wo die Mama hilft. Das ist ein sehr besonderer Tag“, so Laura Wiesflecker.

Kufenstechen in Feistritz – ein Mann reitet mit einem langen Messer auf ein Holzfass zu
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Solche Bilder wird es heuer in Feistritz nicht geben

Kufenstechen braucht Menschenmassen

Der wilde Ritt mit dem Schlag aufs Holzfass, sowohl in Ober- als auch in Unterfeistritz, ist ohne Zuschauer gar nicht möglich. „Du brauchst die Menschenmasse einfach schon deswegen, dass du eine Gasse bilden kannst, dass die Pferde im Zaum gehalten werden, dass sie schön gerade dahingehen. Wenn da niemand steht, dann gehen die Pferde in alle Himmelrichtungen. Ein Seil alleine reicht nicht. Ohne Sattel und die ganzen Sachen hast du keine Chance“, so Obmann Daniel Engelberger.

Viele Zuschauer beim Kufenstechen
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Das Kufenstechen braucht Menschenmassen, damit eine Gasse für die Pferde gebildet wird

„Es ist für mich als Reiter einfach schöner, wenn du aus dem Hof kommst und die Menschenmassen siehst und natürlich brauchst du die Leute für die Gasse, weil sonst probierst du zu lenken und kommst vorne und hinten nicht mehr zurecht“, so Martin Abuja.

Hoffnungsvoller Blick in die Zukunft

Das Jahr in dem der Kirchtag ausgefallen ist, wird wohl in Erinnerung bleiben. „Mir fehlt heuer am meisten meine Tracht und die Bewegung die sie macht, wenn man sich dreht. Dann fliegen die Unterröcke, das ist immer am schönsten. Heuer wäre ein ganz besonderer Kirchtag gewesen, weil heuer auch meine kleine Schwester unter die Linden gegangen wäre, dann wären wir drei Mädchen aus einem Haus gewesen“, so Wiesflecker.

Mehrere Mädchen in typischer Gailtaler-Tracht
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Die typische Gailtaler-Tracht

Trotz der Absage blickt man in Feistritz schon in die Zukunft. „Am ehesten könnten wir im November, wenn es bis dahin erlaubt ist, unseren Martini-Kirchtag austragen, das ist aber schon das einzige“, so Obmann Engelberger. Wenn auch 2021 keine größeren Veranstaltungen erlaubt seien, müsse man sich etwas Gröberes überlegen. „Dann werden wir vielleicht doch ein Kufenstechen ohne Publikum machen. Mit den Einheimischen, das wird dann hoffentlich schon erlaubt sein. Aber wir hoffen, dass es nächstes Jahr schon wieder gehen wird.“