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Bildung

Wirbel um Freistellung von Bundeslehrern

Ein Informationsschreiben des Bildungsministeriums sorgt derzeit für großen Wirbel an Kärntner Schulen. Ein Etappenplan zum Wiederhochfahren der Schulen sieht vor, dass alle Bundeslehrer über 60 Jahre nicht unterrichten müssen, auch wenn sie keiner Risikogruppe angehören. Kritik daran gibt es vom Land.

Laut dem Schreiben können die Pädagoginnen und Pädagogen von AHS und Höheren Schulen über 60 Jahren dem Unterricht fernbleiben, auch wenn sie nicht zu einer der Risikogruppen gehören. Deswegen sei „Feuer am Dach“, sagten Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und Landes-Lehrergewerkschafter Stefan Sandrieser.

LH: Werden dem vorerst nicht nachkommen

Die Regelung, die für höhere Schulen gilt, solle laut Empfehlung auch bei den Landeslehrern angewendet werden, und das wiederum komme quasi einer Anweisung an die Länder gleich, sagte Kaiser. Man werde dem vorerst nicht nachkommen. Die Regelung sei unüberlegt und schaffe pures Chaos, so Kaiser. In Hinblick auf die Altersstruktur der Pädagogen werde es schwer, Unterricht aufrecht zu erhalten.

Kaiser warnte auch vor einer Zwei-Klassen-Gesellschaft in Hinblick auf andere Arbeitnehmer. Die Vorgehensweise sei „skandalös“, man schaffe zwei Gruppen bei Lehrern und auch bei anderen Mitarbeitern.

„Staat würde zusammenbrechen“

„Wenn auch nur jeder zweite oder jede dritte Beschäftigte über 60 beispielsweise in Kinderbildungs- und –betreuungseinrichtungen, im Handel, in Supermärkten, in Banken, am Bau und in allen möglichen Dienstleistungsbetrieben daheimbleiben und neben allen ohnehin schon arbeitslose oder in Kurzarbeit befindlichen Menschen als Arbeitskraft ausfallen würde, dann würde unsere Wirtschaft, der Staat Österreich völlig zusammenbrechen“, so Kaiser. „So geht das nicht.“

Es müsse noch Diskussionen auf höherer Ebene geben, so Kaiser. Ähnlich sieht das auch Bildungsdirektor Robert Klinglmair. Er sagte, das Land als Dienstgeber werde entscheiden, es gebe aber Diskussionsbedarf. Wichtig sei, dass für alle das gleiche gelte, sagt Gewerkschafter Sandrieser: „Wie die Regelung ausschaut, muss von der Machbarkeit abhängen. Es kann kein Automatismus sein, dass alle über 60 zu Hause bleiben.“

Gewerkschafter: Gut und richtig

Der Vorsitzende der AHS-Gewerkschaft, Manfred Jantscher, verteidigte die Entscheidung des Ministeriums. Er finde die Regelung gut, dass die Lehrer entweder mit Vorerkrankungen oder mit 60 plus Zuhause bleiben können. „Das ist wichtig und richtig und gut so.“ Jantscher würde sich das aber auch für Mitarbeiter in anderen Branchen wünschen, etwa für Beschäftige im Handel. Lehrer, die sich freistellen lassen wollen, können gegenüber der Schulleitung eine entsprechende Erklärung abgeben, es steht ihnen aber frei, weiterhin zu unterrichten.

Kritik kam auch vom Team Kärnten. Parteichef Gerhard Köfer sagte, es sei einer solidarischen Gesellschaft wenig zuträglich, wenn für eine einzelne Berufsgruppe Sonderregelungen erlassen werden.