Windischkaserne
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Politik

Grüne wollen Kaserne umbenennen

Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des NS-Konzentrationslagers Mauthausen treten die Grünen für die Umbenennung der Windisch-Kaserne in Klagenfurt ein. Sie sollte den Namen des kürzlich verstorbenen Wehrmachtsdeserteurs Richard Wadani tragen. Für das Verteidigungsministerium ist die Namensänderung derzeit kein Thema.

Generalmajor Alois Windisch ist der Namensgeber der Kaserne in Klagenfurt. Für seine militärischen Verdienste im Ersten Weltkrieg wurde er mit dem Maria-Theresien-Orden ausgezeichnet. Im Zweiten Weltkrieg erhielt Windisch das Ritterkreuz. Wie nahe er dem Naziregime stand, ist umstritten.

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Geht es nach den Plänen der Grünen, soll die Windisch-Kaserne in Klagenfurt umbenannt werden

Für die gedenkpolitische Sprecherin der Grünen, Eva Blimlinger, ist der Name Alois Windisch aber eindeutig mit den Gräueltaten im Dritten Reich verbunden. Deshalb setzt sie sich für eine Namensänderung ein. „In Wirklichkeit war er ein Kommandeur NS-Deutschlands im Angriff auf das neutrale Norwegen, er war aber auch in der brutalen 373. Infanterie-Division. Nach dieser Person sollte keine Kaserne benannt sein“, so Blimlinger.

Historiker Elste: Heldenhafte Darstellung zu einseitig

Ähnlich urteilt auch der Kärntern Historiker Alfred Elste. Alois Windisch dürfte schon früh im illegalen nazionalsozialistischen Soldatenring tätig gewesen sein. Die Darstellung als heldenhafter und hochdekorierter Soldat sei zu einseitig. „Das ist die Frage der historischen Aufarbeitung. Ich könnte mir vorstellen, dass in bundesdeutschen oder jugoslawischen Archiven einiges zu finden sein wird.“

Wie überhaupt es bei der Aufarbeitung der nazionalsozialistischen Vergangenheit in KLärnten noch viel zu tun gebe. Immer noch seien Straßen und Plätze nach Personen benannt, die in NS-Verbrechen verstrickt waren, sagte Elste.

Elste: Heimatstadt Spittal an der Drau „säumig“

Während in Klagenfurt und Villach schon vieles getan wurde, sei man in seiner Heimatstadt Spittal an der Drau nach wie vor säumig, sagte Elste und nannte zwei Beispiele. „Die erste Geschichte behandelt einen Mann, der immerhin ‚der Schlächter von Pula‘ genannt wird und der nach 1945 eine honorige Person der Stadtpolitik gewesen ist.“

Die zweite Person sei schon in der Frühphase der NSDAP ein hochrangiges Parteimitglied gewesen und habe damals kurzfristig die Funktion eines Ortsgruppenleiters inne gehabt, sagte Elste. „Während der NS-Zeit von 1938 bis 1945 war er immerhin auch im Stadtgemeinderat tätig und hat sich da schon in Szene gesetzt.“ Als weiteres Beispiel nannte Elste den Abwehrkämpfer Hans Steinacher. Neue Forschungsergebnisse über dessen Rolle in der NS-Zeit will Elste demnächst veröffentlichen.

Denkmalkommission entscheidet

Nach dem Vorbild der Rossauer Kaserne in Wien, die erst vor kurzem nach zwei Widerstandskämpfern in Bernardis-Schmid Kaserne umbenannt wurde, könnte auch die Windisch-Kaserne in Klagenfurt nach einem Wehrmachtsdeserteur benannt werden, sagte die Grünensprecherin Blimlinger. „Richard Wadani hat an der Befreiung Österreichs mit gewirkt.“

Im Verteidigungsministerium verwies man auf die militärhistorischen Denkmalkommission. Die Umbenennung einer Kaserne erfolge auf deren Vorschlag, sagte Pressesprecher Michael Bauer. "Das sind neun ausgewiesen externe und interne Experten, die sich hauptamtlich mit Zeitgeschichte beschäftigen. Auch mit der Windisch-Kaserne und deren Namensgeber habe sich die Kommission auseinander gesetzt. „Da genügt es ja nicht nur eine kurze Biographie zu lesen, die Historiker haben sich genau damit beschäftigt“, so der Sprecher des Verteidigungsministeriums.

Von der Kärntner FPÖ hieß es in einer Aussendung, die Diskussion über die Umbenennung sei eine Ablenkung der Grünen „vom Versagen in der Bundesregierung“. Die Bevölkerung habe zur Zeit ganz andere Sorgen.