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Wirtschaft

Städte bangen um große Wiesenmärkte

Trotz Pest und Kriegen ist der Bleiburger Wiesenmarkt seit dem späten Mittelalter nie abgesagt worden, doch das Coronavirus könnte es schaffen, sagt der Bleiburger Bürgermeister. Auch der St. Veiter Wiesenmarkt ist in Gefahr. Die Märkte sind für die Regionen von großer Bedeutung, Abstände könne man dort aber nicht einhalten.

Kärntens geschichtsreichste Veranstaltungen, die Wiesenmärkte in Bleiburg und St. Veit an der Glan, hängen wegen der Coronavirus-Krise in der Luft. Von 4. bis 7. September soll der 626. Bleiburger Wiesenmarkt über die Bühne gehen, Ende September die 659. Auflage des St. Veiter Marktes. Das ist zwar nach Ende des Veranstaltungsverbotes – doch ob die Märkte stattfinden, ist noch völlig unklar.

„Soldaten bekamen sogar Urlaub“

Noch nie seit 1393 wurde der Bleiburger Wiesenmarkt abgesagt: „Früher haben sogar Soldaten Fronturlaub bekommen, damit die daheim am Markt helfen können“, sagte der Bleiburger Bürgermeister Stefan Visotschnig (SPÖ) im Gespräch mit der APA. Man wisse noch nicht, was nach dem 31. August sein werde, aber man brauche mindestens drei Monte Vorlaufzeit.

„Wir haben schon Bund, Land und Wirtschaftskammer angeschrieben und um eine schnelle Entscheidung gebeten. Denn klar ist: Die Abstandregeln, die heute noch gelten, bringt man am Wiesenmarkt nicht zusammen“, meint Visotschnig. Ein Problem werde sicher auch die Frage der Reisefreiheit darstellen: Man habe Aussteller aus Deutschland, der Markt sei – vor allem wegen der Grenznähe – bei Besuchern aus Slowenien sehr beliebt.

„Massiver Schaden für Region“

Eine Absage wäre jedenfalls ein „massiver Schaden für ganze Region“, sagte Visotschnig, „wir sagen immer, dass für unsere Wirte, Händler Schausteller die Umsätze am Wiesenmarkt das 13. und 14. Monatsgehalt sind.“

Nun will man so schnell wie möglich Klarheit, betonte Visotschnig noch einmal: „Die Wirte müssen Ware bestellen, die Zeltfirmen brauchen eine Entscheidung – das geht sonst nicht alles in einer Woche.“

St. Veiter Wiesenmarkt trotzte Kriegszeiten

„Vor ein paar Monaten, als vom Coronavirus noch keine Rede war, haben wir uns gefragt, ob der St. Veiter Wiesenmarkt schon jemals abgesagt worden ist. Aber was man hört, sind sogar in Kriegszeiten immer ein paar Standln am Gelände gestanden“, sagte der St. Veiter Marktreferent Rudi Egger (ÖVP) auf APA-Anfrage. Er übe sich zwar in Zweckoptimismus, seine Vorbereitungen für die zehn Wiesenmarkt-Tage, die heuer mit 26. September beginnen sollten, laufen nach wie vor. „Aber wenn man mit den Wirtschaftstreibenden redet, haben die meisten den Wiesenmarkt für heuer schon abgehakt.“

Sollte es so kommen, wäre das schlicht dramatisch für die beteiligten Unternehmer: „Insgesamt haben wir 300 Betriebe, die am Wiesenmarkt arbeiten, man kann nur hoffen, dass für sie ein Rettungsschirm gespannt wird.“ Unternehmer aus der Region, so hört man, würden ihr Weihnachts- und Urlaubsgeld mit dem Markt erwirtschaften. „Geld, das am Markt verdient wird, wird auch wieder investiert, das ist eine enorme Summe“, sagte Egger.

Stadt bittet um Informationen

Die Stadt St. Veit hat nun ein Schreiben an Land und Bund aufgesetzt, mit der Bitte um Klarheit. „Bis Anfang Mai möchte ich eine Entscheidung, ob ja oder nein. Das ist der Zeitpunkt, wenn alle mit den intensiven Vorbereitungen anfangen, oder wissen müssen, ob sie diese bleiben lassen können“, forderte Egger, „ab dann gehen die Buchungen bei Zeltverleihern hinaus und Gastronomen fangen schon an, Waren zu bestellen.“ Jedenfalls lasse der Blick nach München, wo das Oktoberfest abgesagt wurde, nicht Gutes erwarten.

Große Feste bereits abgesagt

Was die sommerlichen Großveranstaltungen in Kärnten angeht, wurden der Altstadtzauber in Klagenfurt und der Villacher Kirchtag bereits fix abgesagt. Letzterer gilt laut Informationen der Stadt Villach mit 400.000 Besuchern sogar als zweitgrößtes Fest Österreichs nach dem Donauinselfest und als größtes Brauchtumsfest Österreichs. Allein am Festgelände werden mehr als 39 Millionen Euro umgesetzt – mehr dazu in Villacher Kirchtag abgesagt.

Opposition: Klarheit für Veranstalter

FPÖ-Obmann Gernot Darmann forderte von der Bundesregierung sofortige Klarheit, ob die beliebten volkskulturellen Großveranstaltungen wie der Bleiburger Wiesenmarkt und der St. Veiter Wiesenmarkt stattfinden können. Eine Vielzahl an menschlichen Schicksalen und unternehmerischen Perspektiven hänge daran, dass man sich auf Ankündigungen der Regierung verlassen könne, das gelte auch für viele kleine Vereine, so Darmann.

Auch das Team Kärnten forderte rasche Klarheit für die Veranstalter der Wiesenmärkte. „Eines der größten Geschenke für die Veranstalter wäre zum jetzigen Zeitpunkt eine Form der Planungssicherheit, wofür nur die Bundesregierung sorgen kann“, sagte Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer. Die Regierung solle eindeutig mitteilen, ob es solch eine Veranstaltung im Herbst geben kann oder nicht.