Widmanngasse beim Villacher Kirchtag mit Riesenrad
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Villacher Kirchtag abgesagt

Laut Informationen des Bundes am Freitag wird es keine Großveranstaltungen bis Ende August geben können. Das bedeutet die Absage auch für den Villacher Kirchtag, das größte Volksfest Österreichs. Eine mögliche Alternative im Herbst wird geprüft. Auch andere Kultur- und Großveranstaltungen wurden abgesagt.

Die Brauchtumswoche mit dem 77. Villacher Kirchtag war von 26. Juli bis 2. August geplant. Bei 450.000 Gästen im Vorjahr während der Woche zeichnete sich ab, dass die Coronavirus-Krise auch diesem Großevent einen Strich durch die Rechnung machen würde. Den Villachet Kirchtag gibt es seit 1936. Das Volksfest wurde bisher nur vom zweiten Weltkrieg und nun von der Coronavirus-Pandemie unterbrochen.

Mögliches alternatives Fest im Herbst

Alle Veranstaltungen mit vielen Menschen, die nahe beieinander stehen, seien nicht möglich, sagte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) am Freitag.

„Wir haben für diese Entscheidung volles Verständnis. Die Gesundheit der Menschen hat grundsätzlich oberste Priorität“, sagten Kirchtagsvereins-Obfrau Gerda Sandriesser und Großbauer Kurt Maschke. Bürgermeister Günther Albel beauftragte indes das Stadtmarketing, über ein mögliches alternatives Fest im Herbst nachzudenken.

„Schwerer Schlag für Region“

Die Absage ist laut Geschäftsführer Johann Presslinger gesellschaftlich und auch wirtschaftlich ein schwerer Schlag für die Region. „Das trifft uns natürlich hart, der Kirchtag ist für die Stadt ein Wirtschaftsfaktor. Eine Studie hat dem Kirchtag vor Jahren ein Wirtschaftsincoming von 39 Millionen Euro ausgewiesen, das ist natürlich sehr bedeutend.“ Die Gesundheit der Besucher sei allerdings wichtiger.

Eine Ausfallsversicherung gebe es nicht, sagte Presslinge, noch gebe es ja auch keine Kosten. Eine Verschiebung des Kirchtages seit unmöglich, damit sei er sich mit den Mitgliedern der Bauerngman einig, „der Kirchtag ist immer am ersten Samstag im August und eine Woche davor, vielleicht gibt es ein Fest im Herbst, aber das ist kein Kirchtag mit 450.000 Besuchern. Das ist die zweitgrößte Veranstaltung in Österreich, nach dem Donauinselfest.“

Absage auch für Starnacht am Wörthersee

Von den Absagen sind aber auch andere Feste betroffen, etwa die Starnacht am Wörthersee. Das Management arbeite bereits am Fixieren eines Ersatztermins, sagte Geschäftsführer Gerfried Zmölnig, er bitte noch um ein wenig Geduld, „wir werden uns so schnell wie möglich, an unsere Star-Nacht-Familie wenden“.

Die Veranstalter des Wenn die Musi spielt – Sommer-Open-Air in St. Oswald haben schon mit der Notwendigkeit einer Absage gerechnet, sagte Geschäftsführer Sepp Adlmann. „Das tut uns natürlich sehr, sehr leid, wir arbeiten schon an einer Ersatzlösung und hoffen, in Kürze mit weiteren Informationen dienen zu können. Bereits erworbene Karten erhalten für den Ersatztermin ihre Gültigkeit.“

Wiesenmärkte brauchen Klarheit wegen Vorlaufzeit

Auch die meisten kulinarischen Feste in den Kärntner Gemeinden waren für die Sommermonate geplant und müssen nun abgesagt oder verschoben werden. In der Landeshauptstadt Klagenfurt wird es wohl in diesem Sommer keinen Altstadtzauber geben können. Die Organisatoren des Ironman und von Kärnten läuft legen sich heute noch nicht fest, sie warten auf klare Regelungen durch das Sportministerium.

Die Veranstalter des Bleiburger und des St. Veiter Wiesenmarktes – beide Veranstaltungen sind im September geplant – ersuchten die Bundesregierung in einer schriftlichen Anfrage um rasche Klarheit, da die Großveranstaltungen zwei bis drei Monate Vorlaufzeit für die Organisation benötigen.

Kulturveranstaltern bleibt oft nur Abwarten

Ein schrittweises Wiederhochfahren kündigten Kulturminister und Vizekanzler Werner Kogler und Staatssekretärin Ulrike Lunacek (Beide Grüne) hingegen für den Kunst- und Kulturbereich an. Gleichzeitig wurden viele Entscheidungen auf Mitte Mai vertagt. Vielen Kulturveranstaltern bleibt damit nur ab zu warten, abzusagen oder zu verschieben. Zwar dürfen Museen ab Mitte Mai wieder öffnen, aber große Musik- und Kulturveranstaltungen bleiben bis 31. August verboten. Wichtige Jubiläen und kulturelle Highlights müssen jedenfalls verschoben oder ganz abgesagt werden.

Absage für Ensemble Porcia

Die Kärntner Kulturschaffenden zeigen sich einigermaßen ratlos. Alina Zeichen, Obfrau der IG Kikk sagte, es lasse sich noch gar nicht sagen, was das für die freie Kulturszene bedeute. Angelica Ladurner, die Intendantin des Ensemble Porcia, legte bereits das ganze Jubiläumsjahr 2020 ad acta. „Der Unsicherheitsfaktor war für ein Ensemble nicht mehr auszuhalten.“

Alle Produktionen sind auf 2021 verschoben. Aber zumindest der Theaterwagen könnte heuer noch durchs Land ziehen – wenn eine zweite Welle ausbleibt, sollen kleinere Veranstaltungen ja ab Anfang Juli wieder erlaubt werden. Aus diesem Grund wird auch bei den Musikwochen Millstatt noch an einem Plan B gebastelt. Für Leiter Bernhard Zlanabitnig hieße das einen Start mit Kleingruppen, und weniger Besuchern, um die Abstandsregelungen einhalten zu können.

Kein Kultursommer in St. Paul

Mit Freitag ist aber auch klar, dass es heuer keinen St. Pauler Kultursommer geben wird. Obmann Siegi Hofmann sagte, alles deute darauf hin, dass die Veranstaltung übersprungen werde. Bereits abgehakt haben auch die Friesacher Burghofspiele die heurige Sommersaison. Ein Theaterstück bleibt aber für Herbst in Planung.

Noch abwartend zeigt man sich beim Carinthische Sommer. Intendant Holger Bleck sagte, er hänge sich am Beispiel der Bregenzer oder Salzburger Festspiele an, die bis Ende Mai entscheiden wollen. Definitiv auf nächstes Jahr verschoben wird die große Picasso-Ausstellung in der Künstlerstadt Gmünd.

Sommerspiele Eberndorf: Entscheidung Ende April

Für Freitagabend haben die Sommerspiele Eberndorf eine Krisensitzung anberaumt. Auch hier, so scheint es, will man die Hoffnung für das Jahr 2020 noch nicht ganz aufgeben.

„Wir haben bereits viel vorbereitet und halten an dem, was wir bereits in den sozialen Medien und auf unserer Website gepostet haben, fest: Unsere Entscheidung, ob wir spielen oder nicht, fällt endgültig Ende April.“

Von den Friesacher Burghofspielen hieß es, man sei endgültig gezwungen, die geplanten Sommerproduktionen abzusagen.
Weder die Hauptproduktion „Der Geizige“ auf der Burghofbühne am Petersberg noch „Heidi“ bei den Friesacher Märchensonntagen sei unter den geltenden Bestimmungen durchführbar. „Wir haben mit den Probenarbeiten bereits Anfang März begonnen und diese seit einem Monat ausgesetzt. Da nun das Probenverbot für uns Amateurtheaterbetreiber auf unbestimmte Zeit weiter aufrecht bleibt, ist es de facto nicht möglich, aufführungsreife Produktionen bis Anfang Juli zu Stande zu bringen“, sagte Obmann Helmut Wachernig.