E-Learning Bilanz und Reportage nach der ersten Woche ohne Schule vor Ort
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Bildung

Kaiser: Diskriminierung bei Homeschooling

Laut Erhebungen des Landes und der Bildungsdirektion fehlen rund 9.000 Schülerinnen und Schülern der Pflichtschulen Computer, Drucker und andere technische Voraussetzungen für das Homeschooling. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sieht hier eine soziale Diskriminierung.

Der Bund will für Bundesschulen rund 12.000 Computer zur Verfügung stellen, doch recht plötzlich wurde den Ländern mitgeteilt, dass sie für die Ausstattung der Pflichtschüler zuständig seien. Im Ö1-Frühjournal am Mittwoch sagte Kaiser, man versuche in allen Bundesländern, mit verschiedensten Initiativen Lösungen zu finden.

Auch analoger Unterricht in NMS

Man hat laut Kaiser in Kärnten den Bedarf bei den rund 41.700 Pflichtschülern erhoben und die Rückmeldung bekommen, dass rund 8.928 Schüler entweder kein Internet, zu schwaches Internet, keine Endgeräte, keinen Drucker oder andere Probleme haben, sodass sie einem ausschließlichen E-Learning-Unterricht nicht folgen können: „Daher haben wir umgestellt und bieten auch analoge Unterlagen, insbesondere im Bereich der NMS, an. In den Volksschulen gibt es nur Unterricht in Papierform.“

Frühere Öffnung in Teilbereichen angedacht

Kaiser sagte, bei Lernmitteln müsse man alle Schüler in Österreich gleich behandeln. Es sei zwar eine einmalige Situation, aber man sollte daraus für die Zukunft lernen. Alle sollten die gleichen Chancen auch in der Ausrüstung der Schulen bekommen. „Wir haben im Hintergrund einiges gemacht, es ist nur schwierig, weil wir uns von Woche zu Woche weiterhanteln. Der Schulbetrieb ist einer von mehreren Punkten in der Gesamtsituation. Ich habe gestern im Gespräch mit der Bundesregierung und den Bundeslandkollegen angeregt, dass man dort, wo es weniger Infizierte gibt, überlegen sollte, ob man Teile von Schulen früher mit Unterricht in anderer Form hochfährt.“

Beispielsweise könnte man im Volksschulbereich einen Tag pro Woche in verschiedenen Klassenzimmern in Kleinstgruppen die wichtige soziale Bindung an Lehrpersonen wieder zustande bringen, so Kaiser. Für eine vernünftige Lernentwicklung sei Kreativität nötig, so Kaiser.

Testregionen in Bundesländern

Die Regierung will das Land schrittweise wieder hochfahren. Kaiser sagte dazu, man könnte sich in einzelnen Bundesländern das Hochfahren näher anschauen. In einem oder zwei Bundesländern könnte man Erfahrungen nicht nur in den Schulen, sondern auch mit Bereichen der Gastronomie sammeln. Es gebe unterschiedliche Infizierungsgrade in den Bundesländern, sagte Kaiser. Man sollte sich aufeinander abstimmen und Erfahrungen sammeln. „Es geht darum, dass es eine Entscheidung des Bundes ist, die man mitträgt. Weiterdenken sollte man aber dürfen und das mit Experten besprechen.“

FPÖ und Team Kärnten: „Säumig“

Die FPÖ sieht in einer Aussendung am Mittwoch die Landesregierung selbst als säumig. Die FPÖ habe schon am 9.2. eine „Kärntner Eltern&Schüler-Offensive“ gefordert und die Landesregierung unter anderem aufgefordert, digitales Lernen allen Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen und bedürftige Familien beim Kauf von Laptops oder Tablets durch die Landesregierung finanziell zu unterstützen.

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer bezeichnete die Aussagen von Kaiser als Schuldeingeständnis. Kaiser habe es jahrelang als Bildungsreferent verabsäumt, im Kärntner Bildungssystem für Modernisierungsschritte zu sorgen. „Die Digitalisierung hat in den Klassenzimmern, wenn überhaupt, sehr bescheiden Einzug gehalten. Jetzt bekommen die Schüler und Eltern die Rechnung für das Nicht-Handeln präsentiert“, so Köfer in einer Aussendung.