Auch wenn in den Musikschulen derzeit kein Ton erklingt, tut es das zumindest in so manchem Haus oder mancher Wohnung, und zwar regelmäßig. Gernot Ogris, der Leiter der Musikschulen Kärnten sagte, alle seien angehalten, zumindest zu den Zeiten, in denen der Schüler laut Stundenplan im Unterricht wäre, erreichbar zu sein.
Die 15 Jahre alte Klavierschülerin Dorothee Helene Breidler hatte zunächst Vorbehalte, was die neue Unterrichtsform anbelangt. „Die Tonqualität ist zwar schlecht, aber eigentlich läuft der Unterricht besser als erwartet.“
Schüler nehmen Videos von den Übungen auf
„Den Schülern werden Aufgaben gestellt, Stücke werden vorbereitet, auf Video aufgenommen und den Schülern zugeschickt, die schicken dann ihre eigenen Videos zurück, die dann analysiert werden.“ Sehr viele Lehrer machen auch Live-Unterricht via Skype, sagte Ogris.
Von den insgesamt 461 Lehrerinnen und Lehrern mache ein Großteil bei dem virtuellen Unterricht mit. Flächendeckend gibt es das Angebot aber nicht. „Das liegt auch daran, dass wir nicht wissen, welche Endgeräte den Schülern zur Verfügung stehen.“ Außerdem gebe es in Kärnten Regionen, in denen die Schüler via Skype nicht erreichbar sind, weil die notwendigen Übertragungsraten nicht erreicht werden, sagte Ogris. „Da braucht es schon ein Fingerspitzengefühl von den Lehrerinnen und Lehrern und im Grunde auch sehr viel Phantasie, um alle Möglichkeiten zu nutzen.“
Mit Wohnzimmerkonzerten gegen die Isolation
Ein weiteres Problem seien beengte Raumverhältnisse bei manchen Familien. Wenn Elter im Homeoffice arbeiten und ihre Kinder mit den Musikinstrumenten üben sollen, oder den Computer benutzen wollen, sind das Probleme, auf die die Musiklehrer versuchen Rücksicht zu nehmen.
An der Motivation der Musikschülerinnen und Schüler fehlt es jedenfalls nicht, sagte Ogris, und auch nicht an Kreativität. "Viele Kinder spielen nicht für sich alleine, sondern organisieren Wohnzimmerkonzerte für die Familie. Mit Konferenzschaltungen werden der erweiterten Familien und Freundeskreis noch immer zu Balkonkonzerten eingeladen, um auch die Nachbarschaft mit Kunst zu versorgen.
System reicht, um Schülern Tipps zu geben
Auch für Klavierlehrer Bernhard Klebel aus Wolfsberg ist der Unterricht per Videotelefonie und soziale Netzwerke der neue Alltag. Fast 20 seiner insgesamt 25 Schüler unterrichtet er so.
Das System hat aber auch seine Schwächen. Der Eindruck sei auf das Bild, das empfangen wird, beschränkt, sagte Klebel, „falsche Töne, falsche Fingersätze, falsches Pedal, das kann man sich nicht anschauen, aber grundsätzlich kann man Tips geben, damit die Schüler weiter arbeiten können.“