Mit Hilfe von Hightech-3-D-Bildern, Drohnenflügen und jeder Menge Nachbearbeitung produzieren Sigi Leitner und Christoph Hubmann virtuelle Welten. Ein Abbild der Wirklichkeit, durch die man sich mit der Computermaus bewegen kann. Was eigentlich für US-amerikanische Immobilienmakler gedacht war, um den Kunden Häuser schmackhaft zu machen, wurde zu einem großen Markt.
Reisebüro in Coronavirus-Zeiten
Dreidimensional wirkende Ausflugsziele, vom ehemaligen Bergwerk bis zu Feuerwehrrüsthäusern, sind zu stehen. CS4Web begann vor vier Jahren in einem kleinen Büro in der Villacher Lederergasse damit, Websites zu gestalten. Nun wurde man so etwas wie ein Reisebüro, das auch in Coronavirus-Zeiten funktioniert, so Leitner: „Virtuelle Reisen, die Quarantäne ist ja noch aufrecht, aber virtuell kann man alle Rundgänge besuchen.“
Raggaschlucht vor Zerstörung gefilmt
Seit gut zwei Jahren sammeln er und Hubmann Erfahrung, sie haben die Technik mit der großen 3-D-Kamera und der Drohne im Griff. Hubmann sagte, sein Lieblingsprojekt sei die Raggaschlucht. Acht Stunden lang sei er unter der Kamera mitten in der Schlucht bei sieben Grad gesessen. Leitner ergänzte, die Raggaschlucht sei 2018 komplett zerstört worden und auch beim Unwetter im letzten Jahr. „Wir haben die Raggaschlucht zwei Tage vor der Zerstörung komplett visualisiert und aufgenommen.“ Die Gemeinde habe die Tour auch für den Wiederaufbau verwendet. Man klicke sich den Weg entlang, den man auch wandern würde, so Leitner.
Bergbaumuseum Knappenberg, Foltermuseum Sommeregg, Stift Millstatt und auch das dortige Badehaus kann man barrierefrei im Internet besuchen. Die 3-D-Aufnahmen in Innenräumen seien aber nur ein Teil der Arbeit, so Leitner. Für den Wörthersee und andere Orte arbeitet man mit Drohnen, zum Beispiel die Panoramatour in Heiligenblut. „Aber auch in diese Touren kann man die virtuellen 3-D-Erlebenisse integrieren.“
Nach Dreh in Heiligenblut in Quarantäne
Die Winterversion ist noch in Arbeit, die Sommerversion fertig: „Wir haben die Sommeraufnahmen im September 2019 gemacht und einen außergewöhnlich schönen Tag gehabt, am Himmel war keine einzige Wolke. Wir haben wunderschöne Aufnahmen von Pasterze und Großglockner, da kann man bis zum Gipfelkreuz hineinzoomen“, so Leitner. In Heiligenblut habe man die Winteraufnahmen bis 12. März gemacht. Danach habe man sich in häusliche Quarantäne begeben müssen, weil Heiligenblut ja abgeriegelt wurde.
Softwareentwickler Christoph Hubmann entdeckte die nötige Technik, um aus einem realen Bild ein dreidimensionales Abbild herzustellen, vor fast drei Jahren. Er verwendet eine fünf Kilogramm schwere Spezialkamera mit mehreren Linsen, ferngesteuert von einem Tablet aus. „Man stellt die Kamera auf eine Position und muss dann weglaufen, sonst ist man selbst auf dem Bild. Mit einem Klick auf dem iPad startet die Kamera und dreht sich um 360 Grad. Eine Aufnahme dauert rund 30 Sekunden, die werden auf das iPad übermittelt.“
Positive Resonanz führt zu zweitem Standbein
Das kleine Büro in der Lederergasse war der erste Innenraum, den sie zum virtuellen Raum machten. Laut Hubmann habe man das Ergebnis Freunden gezeigt und positive Rückmeldungen zur Anwendbarkeit bekommen. Dann habe man daraus ein zweites Standbein gemacht.
Ob mit Drohne oder rotierender Kamera, wenn ein Dutzend bis mehrere hundert Bilder gemacht sind, gehe die Arbeit am Computer erst los, so Leitner: "Das dauert im Optimalfall rund einen Monat. Bei den virtuellen Rundgängen bei Ausflugszielen dauern die Aufnahmen einen Tag. Dann wird das berechnet, das könne binnen weniger Tage an den Kunden geliefert werden.
Kamera arbeitet mit Infrarotsensoren
Im Freien, bei Tageslicht, funktioniert die Technik mit der drehenden Kamera allerdings nur mit Tricks, so Hubmann: „Sie misst den Raum mit Infrarotsensoren. Außenaufnahmen sind daher schwer möglich, wo Sonnenlicht draufstrahlt, ist laut Messung toter Raum. Außenaufnahmen sind nur zu bestimmen Uhrzeiten möglich, kurz nach Sonnenuntergang in der blauen Stunde.“
Selbst in den Feuerwehren von Bad Kleinkirchheim und Villach kann man nachschauen, ob die Fahrzeuge geputzt und das Rüsthaus aufgeräumt ist – bis in den letzten Winkel. Sigi Leitner und Christoph Hubmann merken jetzt eines, wenn die Leute zu Hause sind, werden virtuelle Ausflüge interessanter. Die Zugriffe seien um 500 Prozent gestiegen.