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Wirtschaft

Rekordarbeitslosigkeit in Krisenzeit

Die Zahl der Jobsuchenden hat in Kärnten im März um 67,7 Prozent (15.027 Männer und Frauen) zugenommen – ohne Schulungsteilnehmer. Die Coronaviruspandemie sorgte damit für einen noch nie da gewesenen Anstieg von Arbeitssuchenden auf 37.266.

Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition liegt bei geschätzten 12,2 Prozent, das ist ein Anstieg von 4,7 Prozent gegenüber dem März 2019. Die Eurostat-Werte nach internationaler Berechnung liegen für März noch nicht vor. Der Arbeitsmarkt liegt derzeit darnieder, in Kärnten gibt es laut AMS um 40,7 Prozent weniger offene Stellen. 2.373 offene Stellen werden aktuell in Kärnten gemeldet.

Vor allem Tourismus und Bau betroffen

Rechnet man Personen in Schulungen dazu, beträgt die Nettoarbeitslosigkeit plus 58,3 Prozent. Wobei viele Schulungen derzeit ebenfalls ausgesetzt sind). Betroffen sind alle Branchen, insbesondere der Fremdenverkehr und Baubereich. Erfreulich sei laut AMS hingegen die große Anzahl an Anfragen von Kärntner Unternehmen in Bezug auf die Kurzarbeit-Beihilfe. Rund 4.500 Anfragen gingen in den letzten 14 Tagen ein.

Arbeitslosigkeit um 67 Prozent gestiegen

Aufgrund der CoV-Pandemie ist die Zahl der Arbeitslosen in Kärnten im Vergleich zum März des Vorjahres um 67 Prozent gestiegen.

Bei den älteren Arbeitssuchenden 50 plus gibt es eine Zunahme zum März 2019 um 51,1 Prozent, bei Jugendlichen bis 24 Jahren eine Zunahme von 94,5 Prozent. Eine Lehrstelle suchen derzeit 519 junge Menschen, dem gegenüber stehen 381 sofort verfügbare offene Lehrstellen.

Viele Anfragen zwegs Kurzarbeit

4500 Anfragen wegen Kurzarbeit hat das Arbeitsmarktservice zur Zeit abzuarbeiten. „Das Positive ist, dass wir in den letzten 14 Tagen sehr viele Anfragen von Betrieben gehabt haben. Hier wirkt der Aufruf des AMS, der Sozialpartner und der Regierung, sich das Kurzarbeitsmodell zunächst einmal anzusehen und danach zu entscheiden, welche Maßnahmen nötig sind und ob überhaupt Entlassungen auf die Tagesordnung kommen können“, so AMS-Chef Peter Wedenig.

Gerade bei der Inanspruchnahme des Kurzarbeitsmodells seien jetzt auch die Banken aufgefordert, ihren Teil zu leisten, sagt Wedenig. Er rechnet damit, dass es noch eine weitere Verschärfung am Arbeitsmarkt geben werde, denn auch die offenen Stellen haben um fast 40 Prozent abgenommen. „Das ist, was in der jetzigen Situation besonders schwer wiegt und deshalb auch die große Anzahl an Arbeitssuchenden und dementsprechend auch die geringe Dynamik am Arbeitsmarkt“.

Land: Bezug des Arbeitslosengeldes verlängern

Seitens des Landes heißt es am Mittwoch, dass es dringend höhere und längere Unterstützungen für Arbeitssuchende benötige. „Daher ist es unbedingt notwendig, die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes zu verlängern. Wir müssen so verhindern, dass Menschen in die Notstandshilfe fallen“, so Arbeitsmarktreferentin Gaby Schaunig (SPÖ).

Ebenso müsse das Arbeitslosengeld erhöht werden. Unisono forderten Schaunig und Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), dass die „derzeit gültige Nettoersatzrate von 55 Prozent“ erhöht werden soll: „Das durchschnittliche Arbeitslosengeld lag 2018 monatlich bei rund 960 Euro, das ist deutlich unter der Armutsgrenze.“ Kaiser rief auch Unternehmer dazu auf, das Corona-Kurzarbeitsmodell zu prüfen, bevor sie Mitarbeiter kündigen.

Köfer: Stellenabbau beim AMS stoppen

Auch das Team Kärnten plädiert dafür, das Arbeitslosengeld für tausende Bürger, die in der Coronakrise bereits ihren Job verloren haben, zu erhöhen. „Vielen Arbeitnehmern wurde aus unterschiedlichen Gründen das Modell der Kurzarbeit nicht zuteil, sie sind daher unverschuldet in die Arbeitslosigkeit geschlittert und stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Jetzt gilt es diese Personen abzusichern, was über die Erhöhung des Arbeitslosengeldes zu erreichen ist“, so Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer.

Zudem fordert Köfer die sofortige Rücknahme des unter der türkis-blauen Bundesregierung veranlassten Stellenabbaus beim Arbeitsmarktservice: „Gerade jetzt braucht das AMS jede helfende Hand. Trotz Kurzarbeit explodieren auch in Kärnten die Arbeitslosenzahlen. Die Reduzierung des Personalstandes des AMS Kärnten um bis zu zehn Planstellen stellt die Servicequalität in Gefahr und sorgt zudem dafür, dass Betroffene länger auf Auskünfte und Leistungen warten müssen.“