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Gesundheit

Krankenhaus Spittal will Betriebsrat entlassen

Das Krankenhaus Spittal/Drau hat bekannt gegeben, dass beim Landesgericht Klagenfurt die Entlassung des Betriebsratsobmannes eingebracht worden ist. Ihm werden von der Krankenhausführung unternehmensschädigendes Verhalten sowie Ruf- und Kreditschädigung vorgeworfen.

Auslöser für die jetzt beantragte Entlassung ist ein Brief des Betriebsratsobmanns an die Kollegen des Krankenhauses Spittal, in der er davon spricht, dass die besondere Schutzbedürftigkeit schwangerer Kolleginnen während der Coronaviruskrise nicht gewährleistet sei.

Betriebsrat: Nicht genug Schutz vor CoV

Außerdem soll der Betriebsrat, so die Darstellung der Krankenhausleitung, die schwangeren Mitarbeiterinnen aufgefordert haben, seinen Brief über die angeblich vorherrschenden Missstände auch deren Gynäkologen vorzulegen, also auch außenstehenden Personen.

Der Betriebsratsobmann wiederum führt für seine Kritik mehrere Gründe in seinem Schreiben an. Er sagt, die Trennung in Coronavirus- und nicht Coronavirusbereiche im Krankenhaus sei nicht gewährleistet, weil es zur Durchmischung der Diensträder gekommen sei. Bauliche Maßnahmen seien mangelhaft und es gebe zu wenig Schutzkleidung.

Auswirkung auf Schwangere nicht erforscht

Die Krankenhausleitung widerspricht dieser Darstellung in einer Pressemeitteilung vehement und beruft sich dafür auf die eigenen Primarärzte. Der Krisenstab des Krankenhauses habe nachweislich alle Maßnahmen entsprechend den Vorgaben des Bundes und des Landes umgesetzt. Der Betriebsratsobmann, der auch ins Treffen führt, dass die Auswirkungen einer Infektion mit dem Erreger SARS-CoV-2 auf Mutter und Kind nicht ausreichend erforscht seien, wird von der Krankenhausleitung der Missbrauch seiner Position vorgeworfen und die Verunsicherung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Leitung: Bereiche getrennt

In einer Stellungnahme gegenüber dem ORF Kärnten hieß es: „Wir haben das Haus organisatorisch in zwei vollkommen voneinander getrennte Bereiche aufgeteilt. Die Intensivstation und die anliegenden Bettenbereiche sind für Corona-Patienten vorgesehen, der restliche Bereich des Hauses für nicht-Corona-Patienten. Dieser Bereich entspricht dem ‚Normalbetrieb‘ des Krankenhauses, wo auch schwangere Frauen entsprechend den geltenden Rahmenbedingungen arbeiten dürfen. Kurz gesagt – im nicht-Corona-Bereich ist die Gefährdung genauso niedrig wie in nicht-Corona Zeiten.“

Keine Antwort gab es auf den Vorwurf des Betriebsratsobmannes, es sei im Krankenhaus inadäquat mit Coronavirus-Verdachtsfällen umgegangen worden. Die Krankenhausleitung sagte zu diesem Vorwurf, das sei die private „Sichtweise des Betriebsratsobmanns“.

Gewerkschaft: inakzeptabel

Die Gewerkschaft vida meldete sich in einer Aussendung am Dienstag zu Wort. Laut Vorsitzendem Hermann Liptisch und vida-Juristin Anna Michorl sei die Entlassung „absolut inakzeptabel“. Man habe sich die erhobenen Vorwürfe angesehen, im Schreiben des Betriebsrats an die Kollegen aus Sicht der Gewerkschaft „inhaltlich nichts enthalten, was eine Entlassung rechtfertigen würde.“ Der Verdacht liege nahe, dass hier versucht werde, einen aus Sicht des Krankenhauses unbequemen Betriebsratsvorsitzenden abzuservieren. Vida sicherte dem Betriebsrat „volle Unterstützung“ zu.