gefüllter Einkaufswagen
ORF
ORF
Leute

Kundenservice in der CoV-Krise

Österreich läuft aktuell auf Notbetrieb, viele Geschäfte sind geschlossen. Offen halten dürfen neben Apotheken und Tankstellen auch Lebensmittelgeschäfte. Gerhard Napetschnig führt einen Familienbetrieb mit drei Filialen und setzt nach wie vor auf persönlichen Service.

Gerhard Napetschnig ist Nahversorger und betreibt mit seiner Familie drei Spar-Geschäfte in Radenthein, Wölfnitz und Lambichl: „Wir wohnen alle in Feldkirchen in unserem Haus. In der Früh schwärmen wir alle aus, meine Frau hat den weitesten Weg nach Radenthein. Der Sohn und ich nach Klagenfurt. Wir sind Lebensmittelhändler mit Leib und Seele. Gerade in der jetzigen Situation bin ich sehr dankbar für den Familienzusammenhalt. Nicht zu vergessen die Mitarbeiter, die uns bestens unterstützen und zur Seite stehen.“

„Alles hat sich verändert“

Napetschnig sagte, die Herausforderung der letzten 14 Tage sei groß gewesen, Vieles habe sich zu 100 Prozent verändert: „Es war am Freitag, dem 13., als das Hamsterkaufen los gegangen ist und eine Lawine losgetreten wurde, die im Einzelhandel sicher einzigartig war. Man könnte es so zusammenfassen, es war wie Ostern, Weihnachten und Ferien binnen einer Woche zu bewältigen.“

Um 7.15 Uhr habe man an diesem Freitag gestartet, alle Kassen waren im Betrieb: „Wir haben zunächst gar nicht gemerkt, was da los ist. Alles wurde gekauft, was haltbar ist, von Nudeln H-Milch, Konserven und WC-Papier ohne Ende. Manche Kunden haben ganze Wagerln nur mit WC-Papier vollgehabt.“

„Existenzängste um WC-Papier“

Das Horten von WC-Papier sei nicht ganz nachvollziehbar gewesen. Es habe sogar die Situation gegeben, dass manche dem anderen Kunden das Paket aus dem Wagen genommen habe, als ob es Existenzängste rund um das WC-Papier gegeben hätte, so Napetschnig.

Die Wertigkeit gegenüber des Kaufmannes änderte sich: „In früheren Zeiten war der Stellenwert eines Lebensmittelhändlers nicht ganz oben in der Skala, das hat sich gravierend geändert. Wir sind stolz, dass auch wir die Grundversorgung sichern.“ Man habe ein Dankesschreiben vom Landeshauptmann bekommen, das sei eine schöne Anerkennung gewesen.

Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden alle gebraucht, er verstehe aber die Sorgen und Ängste der Menschen, manche hätten ja auch ihre Jobs verloren. In den Dienstplänen nehme er soweit es gehe Rücksicht auf die familiären Gegebenheiten, so Napetschnig. Manche schauen auf die Eltern oder Kinder, das werde eingeplant. Manche fangen früher an, manche haben längere Mittagspausen.

Schon früh auf Desinfektion gesetzt

„In besonderen Zeiten muss man besondere Maßnahmen setzen, wir haben uns um Desinfektionsmittel und Handschuhe gekümmert, jeder Kunde konnte sich im Geschäft bedienen. Förderbänder, Wagerln und Bankomattasten werden ständig desinfiziert.“ Dafür müsse man zwei bis drei Stunden pro Tag rechnen, aber der Schutz der Mitarbeiter und Kunden sei das schon wert.

Das Einkaufsverhalten der Menschen habe sich in den letzten Wochen verändert, so Napetschnig. Am Beginn sei es um Schnellversorgung mit Tiefkühlware und Konservern gegangen, nun seien Bio und Premiummarken mehr gefragt, auch heimisches Sortiment. Lokale und regionale Produkte führe man seit Jahren, die Menschen scheinen dies nun mehr zu schätzen. Die Bauern produzieren weiter und beliefern die Geschäfte, dafür bedankte sich der Kaufmann. Er hofft auf ein längerfristiges Umdenken, wenn die Krise vorbei ist, dass sich die Menschen wieder auf die eigenen Produkte besinnen.

Die Kundenansprache bleibe das Wichtigste, Kunden schätzen den Service. „Es freut uns, dass wir dem einen oder anderen den Tag vielleicht auch ein bisschen retten.“