Babyfüße
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Anleitung fürs Papa-Werden

Der Politikwissenschaftler und Vorsitzende des Vereins „Erinnern Gailtal“, Bernhard Gitschtaler, hat vor knapp einem Jahr mit seiner Freundin Anna ein Baby bekommen. Der mehrfache Buchautor war unzufrieden mit dem Buchangebot für werdende Väter und schrieb kurzerhand selbst einen Ratgeber.

„Papa werden – das größte Abenteuer der Welt“ hat mit den bisherigen Büchern Gitschtalers nichts zu tun. Beschäftigte sich der Sozialarbeiter doch bisher vor allem mit der NS-Zeit im Gailtal und den Auswirkungen. Gitschtaler über die Motivation für das Papa-Buch: „Angefangen hat alles damit, dass mir meine Freundin gesagt hat, dass wir Eltern werden. Ich wollte mich informieren, was in den nächsten 9. Monaten und nach der Geburt wichtig und was kann ich als Mann tun, um die Partnerin zu unterstützen.“

Kooperation mit Hebammenzentrum

Er habe sich in Buchläden nach einem Schwangerschaftsbuch für Männer umgesehen, aber keines gefunden: „Nur ein paar oberflächliche, lieblose Werke, sonst nicht viel. Kurze Zeit darauf habe ich mich hingesetzt und geschrieben. Ich habe mich selbst durch die Schwangerschaft begleitet, gemeinsam mit dem Hebammenzentrum Wien. Dort gibt es einen tollen Männerberater, Stefan Löffelmann. Ich habe die drei Trimester der Schwangerschaft einzeln beschrieben, die Geburt natürlich, Namensgebung und die ersten Monate nach der Geburt.“

Das Buch

„Papa werden – das größte Abenteuer der Welt“. Verlag Kremayr & Scheriau, mit Illustrationen von Jan Philipp Schwarz, 224 Seiten, Format 21,5 x 13,5, 1 Auflage, Orac 2020, 22,00 Euro inkl. MwSt. ISBN: 978-3-7015-0621-7

Das Werk habe einen ernsten Anspruch, aber es gebe auch viel Lustiges. Eines der Klischees könne er bestätigen: „Wir haben beide zugenommen. Der Unterschied jetzt ist, dass meine Partnerin alles wieder abgenommen hat, bei mir ist es geblieben.“

Der richtige Name

Ein Kapitel des Buches beschäftigt sich mit der Suche nach dem geeigneten Namen. Gitschtalers Sohn heißt Leopold: „Es war nicht so schwierig, heute ist die Auswahl riesengroß. Ich schreibe auch darüber, dass auch oft Serienfiguren Vorbilder sind. Wir haben uns nicht sagten lassen, ob es ein Bub oder Mädchen wird. So haben wir jeder mehrere Namen für beides vorbereitet gehabt. Wichtig ist, darauf zu achten, dass man den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Der erste Name sollte dem Geschlecht entsprechen. Im späteren Leben soll dem Kind durch den Namen auch kein Nachteil entstehen.“ In den USA hingegen dürfe man Kindern ja jeden Namen geben, so Gitschtaler.

„Ich würde für eine Hands on Mentalität bei werdenden Vätern plädieren. Dabeisein, mitgehen, das baut auch Ängste ab.“ Er habe anfangs, als das Baby zu treten begann, zu seiner Freundin gesagt, „das ist alles so fremd, es kommt mir so vor, als ob ein Alien in Deinem Bauch wäre“. Jeden Abend habe er den Bauch dann eingeölt, das ist gut für Haut, Beziehung und Baby. „Durch dieses Ritual baut man auch eine Beziehung auf zu diesem Wesen im Bauch, auch als Mann.“

Begleiten, nicht belehren

Das Buch sei laut Gitschtaler völlig undogmatisch, es wolle begleiten aber nicht vorgeben, was man machen müsse oder nicht. Vor allem bei der Erziehung gebe es – wie im Fußball – acht Millionen Trainer, die alles besser wüssten. Wenn man aber die Zeit gemeinsam übersteht und dann zu dritt aus dem Kreißsaal komme, habe sich alles gelohnt.

„Ich will ein Papa sein, der so früh wie möglich mit dem Nachwuchs in Beziehung tritt, nicht erst, wenn er Laufen kann oder in die Schule geht. Ich möchte die ganze Zeit davor miterleben.“ Zur aktuellen Situation mit einem Kleinkind in der Coronaviruskrise sagte er, die Familie hätte keine Angst, man bleibe gelassen. „Für mich bedeutet das mehr Zeit zuhause, das freut mich. Wir sind ganz entspannt bisher.“

Nächstes Buch: Opa werden

Kaufen sollte man das Buch, weil es keine Alternative gebe, so Gitschtaler, weil er meint, die jungen Väter hätten viele Fragen und wollten Ernst genommen werden. „Das alles bietet dieses Buch“. Er habe immer viele Kinder gehabt, am besten vier, aber das werde sich zeigen. „Am Ende des Buches schreibe ich auch, ich will in 30 Jahren wieder ein Buch schreiben, wenn alles gut geht. Dann aber zum Thema Opa werden.“