Eine Mutter hält ihr Kind im arm und spielt mit ihm.
ORF Vorarlberg
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Soziales

Häufung von Gewalt in Familien

Vor einem Anstieg an häuslicher Gewalt haben Experten schon zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen gewarnt. Nach zwei Wochen der Beschränkungen verdoppelte sich die Zahl der Wegweisungen. Das Land gibt Familien Tipps, wie man es leichter durch die Krise schaffen kann.

Im Gewaltschutzzentrum in Klagenfurt werden Beratungsgespräche jetzt ausschließlich telefonisch geführt. Die Mitarbeiterinnen müssen vor einer möglichen Infektion geschützt bleiben, um für Menschen, die jetzt dringend Beratung oder rasche Hilfe brauchen, weiterhin erreichbar zu bleiben.

Der Bedarf steigt, so die Leiterin des Gewaltschutzzentrums, Roswitha Bucher: „Wir haben im Vergleich der beiden Wochen zu 2019 beinahe eine Verdoppelung der Personen, die Beratung suchen und auch eine Verdoppelung der Betretungsverbote, die von der Polizei ausgesprochen und an uns gemeldet werden.“

Polizei kommt immer zu Hilfe

Die verordnete Enge bietet Konfliktpotenzial, die Gefahr der Eskalation und der Gewalt steigt. Die Polizei betonte, dass die Einschränkungen die Gesetze nicht aushebeln. Wer die Polizei ruft, dem wird auch in einer Notsituation geholfen. Auch die Möglichkeit, ein Betretungsverbot auszusprechen, wird durch das Virus nicht verhindert.

Weil Weggewiesene derzeit nicht in einem Hotel, einer Pension oder bei Freunden unterkommen können, müssen die Bezirkshauptmannschaften Quartiere bereitstellen. Diese werden oft in derzeit geschlossenen Gasthöfen oder Pensionen angemietet. Dazu sagte der Villacher Bezirkshauptmann Bernd Riepan, man habe hier die Verantwortung im sicherheitspolizeilichen Aspekt aber auch im gesundheitsbehördlichen Aspekt und man müsse sicherstellen, dass eine Wegweisung in angemessener Weise erfolge.

Konflikte zwischen Eltern und Kindern

Auch bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft gibt es derzeit vermehrt Anfragen. Die meisten betreffen das Kontaktrecht, so Kinder- und Jugendanwältin Astrid Liebhauser. Wie sollen getrennte Paare mit Kindern mit der Situation umgehen: "Grundsätzlich gilt, JKontakte sollen bestehen, die gibt es ja nicht nur persönlich. Wenn das in den nächsten Wochen nicht möglich sei, seien Entgegenkommen und Verständnis des betreuenden Elternteils gefragt. Mehr Telefonate, mehr Videotelefonate und andere Kontakte sollen zugelassen werden.

In näherer Zukunft sieht Liebhauser noch eine weitere Herausforderung auf Eltern und Familien zukommen: Wenn die Schulen bis weit nach Ostern geschlossen bleiben, könnte sich das Konfliktpotenzial zwischen Eltern und schulpflichtigen Kindern noch einmal schnell steigern – mehr dazu in Lösung für Trennungskinder.

Ratschläge des Landes

Kleinere Kinder bis in Volksschulalter haben oft Angst vor dem Alleinsein, schlechte Träume, Schwierigkeiten sich und die eigenen Gefühle auszudrücken. Wenn es zu plötzlichem Einnässen oder Einkoten zu Verstopfung oder Bettnässen kommt oder man eine Veränderung des Appetits, Wutanfälle, Jammern oder Klammern feststellt, muss man als Eltern eingreifen. Man sollte das Kind nicht zusätzlich durch Ablehnung und Abwertung belasten, sondern sich dem Kind ruhig und aufmerksam zuwenden, geduldig und aufmerksam zuhören wenn es Sorgen mitteilen möchte. Man kann das Kind ermutigen, sich mitzuteilen, entweder durch Spielen bzw. Nachspielen oder durch das Nacherzählen von Geschichten.

Gemeinsam den Tag planen

Man soll das Kind beruhigen, in den Arm nehmen und ihm vermitteln, dass Mama oder Papa da sind, man sollte auch erlauben, dass das Kind ins Elternbett kommt, um Ängsten und Unruhe entgegenzuwirken. Wichtig seien auch Aktivitäten mit Ruhephasen, frische Luft (ohne Kontakt zu anderen), mit den Kindern spielen. Hilfreich kann eine regelmäßige Familienroutine sein. Gemeinsam Mahlzeiten planen und kochen. Kinder von Nachrichten im Dauermodus fernhalten.

Dies hilft auch bei älteren Kindern bis etwa zwölf Jahre. Mit ihnen kann man auch über die Situation sprechen und auch Nachrichten besprechen, die die Kinder sehen oder in den Onlinemedien bekommen.

Auch Teenager brauchen Sicherheit

Auch Teenager machen sich Sorgen und können mit körperlichen Symptomen kämpfen. So kommt es auch hier unter Umständen zu Schlaf- und Appetitstörungen, Aufregung oder Antriebslosigkeit, Teilnahmslosigkeit, Körperliche Symptome wie Kopfschmerzen oder Magenschmerzen. Sie empfinden es als ungerecht, wenn sie ihre Freunde nicht sehen dürfen, sie wollen Schulaufgaben nicht machen.

Tipps für Eltern älterer Kinder/Jugendliche: Ermutigen Sie Ihr Kind, über die eigenen Erfahrungen mit dem Ausbruch der Krankheit zu sprechen, zwingen Sie es jedoch nicht dazu. Stehen Sie Ihrem Kind als Ansprechperson zur Verfügung, bei schwierigen Themen können Sie sich, auch anonym, an Beratungsstellen wenden. Sprechen Sie darüber, welche Informationen Ihre Kinder zum Thema Covid-19 bereits bekommen haben. Klären Sie bei Bedarf auf. Behandeln Sie auftretende Stigmatisierungen, Diskriminierungen oder mögliche Ungerechtigkeiten, die während des aktuellen Krankheitsausbruchs auftreten können und klären Sie Fehlinformationen. Ermöglichen und unterstützen Sie den Kontakt Ihrer Kinder mit Freunden und Freundinnen über das Telefon, das Internet. (Quelle: GEMEINSAM ALS FAMILIE DURCH DIE CORONA-KRISE)