Spargelfelder abgedeckt
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Wirtschaft

Hunderte Erntehelfer gesucht

Durch die Einreisebeschränkungen in der Coronakrise steht auch die heimische Landwirtschaft vor zunehmenden Problemen. Ausländische Erntehelfer fallen aus. Spargel, Salat, Karotten, Radieschen und Frühkraut stehen aber kurz vor der Ernte. Felder müssen vorbereitet, Jungpflanzen gesetzt werden, hunderte Helfer werden benötigt.

Laut dem Branchenverband für Obst und Gemüse fehlen österreichweit bereits an die 2.500 Arbeitskräfte, bis Ande April könnten es 5.000 werden, wird befürchtet. Landesagrarreferent Martin Gruber (ÖVP) sagte, in Kärnten seien vor allem Produkte wie, Spargel, Salat, Karotten, Radieschen und Frühkraut betroffen. „Es geht um die Vorbereitung der Felder, über die Setzarbeit bis hin zur Ernte, die in diesen Bereichen weitestgehend händisch erfolgt. Dafür werden in Kürze hunderte Helfer benötigt.“ 500 bis 700 Arbeitskräfte könnten schon bald fehlen, sagte Gruber.

Spargelfelder abgedeckt
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Derzeit sind die Spargelfelder noch abgedeckt, bald aber startet die Ernte

Bald steigt der Bedarf an Arbeitern

Noch wächst der Spargel unter der Erde, aber schon in zwei Wochen wird er erntereif sein, schätzt Spargelbauer Christian Jäger, in Sankt Andrä im Lavanttal. Dann benötigt er jede helfende Hand, um seine drei Spargelfelder zu bearbeiten. „Wenn es so kalt ist wie jetzt, dann wächst der Spargel nicht so schnell, dann ist es überschaubar. Aber wenn es dann warm wird, brauchen wir sehr schnell, sehr viele Erntehelfer.“ Sie meisten Erntehelfer kommen üblicherweise aus Slowenien. Ob es diesen Pendlerverkehr aber auch noch in einigen Tagen geben wird, ist fraglich, sagte Jäger.

Bald erntereif sind auch die jungen Salat- und Radieschenpflanzen auf den Feldern von Gemüsebauer Romed Wopfner in Althofen. Ab Mitte April wird mit der Ernte begonnen. „Dann geht es Schlag auf Schlag. Es kommen der Salat dazu und dann der Kohlrabi und bis zur Hauptsaison brauchen wir dann etwa 30 Arbeitskräfte.“ Ob das zu schaffen sei, ist fraglich, denn die meisten Arbeitskräfte kommen aus Rumänien und können derzeit nicht einreisen.

Salatfeld abgedeckt
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Auch die ersten Salatpflanzen – hier noch unter dem schützenden Flies – können bald geerntet werden

Auch im Fleischsektor fehlen 500 Arbeitskräfte

Im Fleischsektor sind es an die 500 Arbeitskräfte, die fehlen. Es sind Schlüsselkräfte aus der Lebensmittelproduktion und Verarbeitung, die meist aus Slowenien, den Balkanstaaten, Ungarn, Rumänien, Tschechien und Slowakei gekommen sind, sagte Gruber. Die Herausforderungen durch die Beschränkungen seien groß. „Wir arbeiten aber auch bilateral mit den betroffenen Staaten zusammen, um Lösungen herbei zu führen, damit es diesen Pendlerverkehr weiter geben kann.“

Heinz Ellersdorfer, der Betriebsleiter der Marcher Fleischwerke sagte, Marcher habe mehrere 100 Mitarbeiter aus Ungarn und rund 100 Mitarbeiter aus Slowenien. „Das ist schon eine große Anzahl, da könnte die Schlachtung in Graz und in Klagenfurt nicht aufrecht erhalten werden.“ Gebraucht werden vor allem Fleischer, die schon jetzt in Österreich zu einem Mangelberuf zählen.

Videokonferenz Lisa Natmessnig mit Heinz Ellersdorfer von Marcher
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Heinz Ellersdorfer, der Betriebsleiter der Marcher Fleischwerke

Internetplattform: Erntehelfer gesucht

Landwirtschaftskammer, Landwirtschaftsministerium, die Wirtschaftskammer, das Arbeitsministerium und die Maschinenringe schlossen sich nun zusammen, und riefen die Internetplattform Wir suchen Dich ins Leben. Dabei gehe es um einen Aufruf an alle, die helfen wollen, sagte Gruber.

Auch auf Bundesebene hatte eine Onlineplattform großen Erfolg. Auf Anfrage des Landwirtschaftsministeriums nach Arbeitskräften für die Ernte meldete sich knapp 7.000 Personen – mehr dazu in ORF.at.

Homepage www.dielebensmittelhelfer.at
Land Kärnten
Bei dieser Plattform können sich Erntehelfer melden

Lebensmittelversorgung aufrecht erhalten

„Es ist ein Aufruf, die Lebensmittelversorgung aufrecht zu erhalten. Alle, die Interesse daran haben, als Erntehelfer mit zu helfen, oder auch in Lebensmittel verarbeitenden Betrieben beizutragen, wobei hier auch eine Grundausbildung und ein Verständnis nötig sind, werden gebeten, sich bei dieser Plattform zu melden“, sagte Gruber.

Arbeitskräfte und landwirtschaftliche und Lebensmittel verarbeitende Betriebe sollen dort zusammen gebracht werden. Auch das Arbeitsmarktservice ist eingebunden, sagte Gruber. „Der Appell richtet sich vor allem auch an jene, die momentan keine Arbeit haben. Die Interessentinnen und Interessenten können auf dieser Plattform ihre jeweilige Qualifikation, die gewünschte Tätigkeit und die regionale Verfügbarkeit ein zu tragen. Die Vermittlung erfolgt dann über Landwirtschafts- oder die Wirtschaftskammer.“

Fleischerbetrieb Schweinehälften
Marcher-Fleischwerke
Auch in der Fleischproduktion fehlen Arbeitskräfte

Gilt für Studierende als Pflichtpraktikum

Der Aufruf geht auch an Schülerinnen und Schüler der landwirtschaftlichen Fachschulen und Studierende der Universität für Bodenkultur. Sie können ihren Einsatz als Pflichtpraktikum anrechnen können, heißt es.