Das Atomkraftwerk Krsko im Vordergrund ein Acker
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Chronik

Sorge um Krško wegen Erdbeben in Zagreb

Ein bis nach Kärnten deutlich spürbares Erdbeben hat es am Sonntag um 6.24 Uhr in Zagreb in Kroatien gegeben. Die Stärke betrug 5,4 auf der nach oben offenen Richterskala. In Kärnten zeigt sich die Politik einmal mehr besorgt wegen der Nähe zum AKW Krško.

Das Atomkraftwerk in unmittelbarer Grenznähe zu Kärnten habe in den Morgenstunden einmal mehr für „Sorgenfalten“ gesorgt, hieß es in einer Aussendung. Grund dafür sei ein auch in Krško deutlich spürbares Erdbeben in der Nähe der kroatischen Hauptstadt Zagreb gewesen. Die Umweltbehörde der Republik Slowenien (Arso) gab bekannt, dass Seismographen des staatlichen Netzwerks von Erdbebenobservatorien zufolge das Erdbeben eine Stärke von 5,1 aufwies.

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser zeigte sich ob der Gefahren, die vom auf einer Erdbebenlinie befindlichen AKW Krško auch für die Bevölkerung Kärntens ausgehen, besorgt. Er habe sich sofort nach Bekanntwerden in aller Früh bei Österreichs Botschafterin in Slowenien, Sigrid Berka, über Auswirkungen des Erdbebens auf den Betrieb des AKW informiert.

AKW läuft normal und bleibt in Betrieb

Auch wenn Sloweniens Premier Janez Janša bekannt gegeben habe, dass das Erdbeben keine gröberen Schäden in Slowenien angerichtet habe, und dass im von Slowenien und Kroatien gemeinsam betriebenen Kernkraftwerk Krško alles normal läuft, zeigt sich Kaiser alarmiert. Die slowenischen Behörden hätten entschieden, das AKW nicht abzuschalten, Analysen und Kontrollen bei laufendem Betrieb durchzuführen.

Kaiser: "Dieses Mal ist vielleicht alles gut gegangen, aber was ist beim nächsten Mal? Auch wenn ein Supergau wie in Fukushima vielleicht nie eintreten wird: Die Gefahr, die Ungewissheit, insbesondere in dem alten Reaktor in Krško, ist permanent da. Daher ist der möglichst rasche Umstieg auf alternative Energiequellen mittel- und langfristig alternativlos“, betont Kaiser. Er erwarte sich insbesondere von der EU entsprechend rigorose Schritte und Hilfen für alle europäischen Staaten beim Ausstieg aus Atomenergie.

Landeshauptmann will Schützenhilfe vom Bund

Der Kärntner Landeshauptmann appelliert auch Richtung Österreichs Bundesregierung mit den beiden zuständigen Ministerinnen Leonore Gewessler und Elisabeth Köstinger sich bei ihren slowenischen und europäischen Amtskollegen entsprechend einzusetzen.

Auch die FPÖ und das Team Kärnten forderten in Aussendungen am Sonntag die sofortige Schließung des AKW.

Obmann Gernot Darmann betonte: "Wie wir wissen, weist das AKW Krško laut Seismologen von allen europäischen AKWs das höchste Erdbebenrisiko auf. Wie beim Virus, kennt auch die Strahlung keine Staatsgrenzen“. Auch Team Kärnten Chef Gerhard Köfer sprach sich einmal mehr für die Schließung von Krško aus. „Gerade das Erdbeben in der Nähe der kroatischen Hauptstadt Zagreb hat uns gezeigt, wie berechtigt die Sorge vor einer Atomkatastrophe vor unserer Kärntner Haustüre ist. Es kann und darf aktuell nur mehr eine Devise geben und diese lautet das Kraftwerk zu schließen.“

Kärntner erlebte Erdbeben hautnah mit

Schwere Schäden an Gebäuden waren die Folge des Erdbebens in Zagreb – herabstürzendes Mauerwerk hat Autos zerstört, bei der Kathedrale in Zagreb brach einer der beiden Türme ab. Der Unternehmer Michael Markota hat das Erdbeben in der kroatischen Hauptstadt miterlebt und schildert, dass in seinem Haus Gläser und Flaschen aus Vitrinen nun einen einzigen Scherbenteppich bilden; große Bilder, die trotz doppelter Sicherung fielen von der Wand und es habe Schiebetüren von Einbauschränken aus der Verankerung gehoben.

Der Lärm habe den gebürtigen Klagenfurter und seine Familie aus dem Schlaf schrecken lassen: „Mein Haus steht 500 Meter vom Epizentrum entfernt. Wir haben das sehr sehr stark gespürt. Ich bin gleich zu meiner Tochter, die ich in den Arm genommen habe. Ich habe Gott sei dank ein sehr gut gebautes Haus, aber trotzdem ist bei uns der Schaden vehement. Es hat mir den Boiler, der 900 Kilo wiegt, um zehn Zentimeter versetzt. Dann kann man sich vorstellen, welche Kraft das ausgeübt hat.“

Trotz Coronakrise Zusammenhalt bei Aufräumarbeiten

Trotz der Coronakrise würden sich viele Menschen in Zagreb auf der Straße befinden, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen – mit Mundschutz, sagt Markota: „Dieses Land hat einen Bürgerkrieg hinter sich. Die Leute sind mit allem gewappnet. Die Situation ist natürlich sehr dramatisch. Die Aufräumarbeiten werden meiner Meinung nach nicht lange dauern, aber es ist die Frage, welche Gebäude man überhaupt betreten kann. Das ist das größte Problem. Sehr viele Gebäude in der Innenstadt sind ja aus der Monarchiezeit. Da muss man erst schauen, wie kann man sie betreten.“