Im Bild eine Laborsituation, aufgenommen am Dienstag, 17. März 2020, in der der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Wien. (gestellte Szene).
APA/Hans Klaus Techt
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Chronik

Coronavirus: 50 Infektionsfälle in Kärnten

Der Stand der Virusinfektionen in Kärnten betrug am Donnerstagnachmittag 50 Fälle. Jene vier Soldaten aus Tirol, wegen denen die Goiginger Kaserne in Bleiburg kurzfristig geschlossen werden musste, sind nicht mit dem Coronavirus infiziert. Einen prominenten Verdachtsfall gibt es mit dem Bürgermeister von St. Paul im Lavanttal.

Auch der Bürgermeister von St, Paul im Lavanttal, Hermann Primus, befindet sich in Quarantäne. Er ist letzte Woche von einem Skiurlaub aus St. Anton am Arlberg zurückgekommen. Nachdem bekannt geworden ist, dass die Tiroler Gemeinden abgeschottet werden, begab sich Primus laut Auskunft der Marktgemeinde selbstständig in Quarantäne und verständigte die Gesundheitsbehörde. Es gehe ihm gut, sagte der Bürgermeister, er habe keine Symptome und sei auch von Ärzten untersucht worden. Bei der Quarantäne handle es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, wurde von Seiten der Marktgemeinde betont. Die Behörde ermittelt nun, mit wem der Bürgermeister bis zu seiner Quarantäne Kontakt hatte.

Fast alle Bezirke vom Virus betroffen

In allen Bezirken, bis auf Feldkirchen, gibt es nun gemeldete Virusinfektionen. Nach Bezirken aufgegliedert gibt es die meisten Fälle in Klagenfurt Stadt, nämlich 14. Jeweils neun Fälle gibt es in Spittal an der Drau und Völkermarkt. Fünf Fälle wurden in Klagenfurt Land gemeldet, vier in Villach Land, drei in Wolfsberg und jeweils zwei gibt es in den Bezirken Villach Stadt, St. Veit an der Glan und Hermagor.

Soldaten der Goiginger Kaserne in Bleiburg
ORF
Für die Soldaten in der Goiginger Kaserne gibt es wieder Regelbetrieb

Entwarnung in der Kaserne Bleiburg

Die Schließung der Goiginger Kaserne in Bleiburg am Mittwoch betraf knapp hundert Soldaten. Erleichterung herrschte am Mittwochvormittag unter ihnen, als es Entwarnung gab. Militärkommandant Walter Gitschtaler bestätigte, dass jene vier Tiroler Soldaten, die am Dienstag Erkrankungssymptome gezeigt hatten, nicht mit dem Coronavirus infiziert seien: „Die Kaserne ist ab sofort wieder offen und wir können zum Regelbetrieb über gehen.“

Regelbetrieb für die Soldaten in der Kaserne bedeutet, dass die Ausbildung nun weitergehen kann. In Zeiten der Coronakrise dreht sich auch dabei alles um mögliche Einsätze, die im Zuge dieser Krise nötig werden könnten, so Gitschtaler. Dabei handelt es sich um Aufgaben ähnlich jener der Polizei, also sicherheitspolizeiliche Assistenzeinsätze und den Schutz kritischer Infrastruktur. „Es gibt genaue Vorgaben und Ausbildungsprofile“, so Gitschtaler.

Tiroler werden in Heimquarantäne geschickt

Insgesamt gibt es in Kärnten mit Stand von Donnerstag, 15.00 Uhr, bereits 50 bekannte Fälle einer Coronainfektion. Ein gutes Drittel der Fälle ist mit einem Aufenthalt in Tirol in Verbindung zu bringen. Aus Sicherheitsgründen werden allerdings alle Tiroler, die sich gerade in der Goiginger Kaserne befinden an der Ausbildung nicht teilnehmen.

„Wir haben in der Kaserne elf Tiroler und nachdem Sicherheit, Nichtansteckung und Erhalten der Einsatzbereitschaft für uns an vorderster Stelle stehen, werden wir – nach Rücksprache mit dem Amtsarzt – die elf Tiroler nach Hause in 14-tätige häusliche Quarantäne schicken“, sagte Gitschtaler.

Strenge Sicherheitsregeln als Vorsichtsmaßnahme

Insgesamt gelten mittlerweile für alle 2.500 Soldatinnen und Soldaten in den Kasernen strenge Sicherheitsregeln, um das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus möglichst gering zu halten, sagte der Kommandant: „Das beginnt bei der Körperpflege in der Früh, sowie das Abstandhalten von mindestens zwei Metern beim Mittagessen im Speisesaal. Wir bilden überall mindestens zwei Schichten.“ Dadurch soll gewährleistet sein, dass im Fall einer Ansteckung einer Schicht, die andere einsatzfähig bleibt und den Betrieb aufrecht erhalten kann.

Der nächste Einrückungstermin im April bleibt aufrecht. In Kärnten betrifft das 500 Soldatinnen und Soldaten.

Hilfsmaßnahmen in Klagenfurt und Villach

Unterdessen wurden in den beiden Kärntner Statutarstädten Klagenfurt und Villach Maßnahmen beschlossen, um die Folgen der Coronakrise für Wirtschaft und Bürger zu mildern. In der Stadt Klagenfurt werde es keine Vorschreibungen für die Benützung von öffentlichem Gut geben, hieß es in einer Aussendung. Hilfsbedürftige Menschen die in finanzielle Nöte kommen, bräuchten sich keine Sorgen zu machen.

„Bei Vorschreibungen für Energie, Strom, Erdgas, Fernwärme und Trinkwasser können sich finanziell besonders schwach gestellte Personen ab sofort direkt beim Stadtwerke-KundenCenter unter 0463/521 880 melden, damit individuell entsprechende Lösungen gefunden und diesen Personen rasch geholfen werden kann“, sagte Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz.

Villach: Essen auf Rädern auch für Quarantänebetroffene

Von der Stadt Villacher hieß es, für die vielen Wirtschaftstreibenden und deren Mitarbeiter seien umfassende Entlastungs- und Unterstützungsmaßnahmen vorgesehen. Für Härtefälle gebe es Mietenstundungen oder einer vorübergehenden Herabsetzung der Beiträge. Für alle ab März 2020 fälligen Gebühren, Abgaben und sonstigen Forderungen der Stadt Villach gebe es die Möglichkeit der Stundung oder Ratenzahlung. „Es fallen keine Säumniszuschläge, Mahngebühren oder Stundungszinsen an.“

Auch eine Sozialhilfe wurde beschlossen. Die Stadt werde für Mieterinnen und Mieter der stadteigenen Immobilien – wie auch in bisherigen Härtefällen – von Fall zu Fall eine soziale Lösung finden. Der soziale Dienst „Essen auf Räder“ wird auch allen Menschen, die sich in behördlich verhängter oder freiwilliger Quarantäne befinden, angeboten.

Villacher Alpenstraße am Wochenende gesperrt

Die Villacher Alpenstraße wird am Wochenende gesperrt. Das gab die Stadt Villach bekannt. Erfahrungswerte hätten gezeigt, dass der Naturpark Dobratsch derzeit – trotz Corona-Krise – bei Teilen der Bevölkerung sehr beliebt ist. Am Wochenende könnte sich dieser Trend verstärken, aus diesem Grund verhängte der Magistrat Villach für Samstag und Sonntag ein Einfahrtsverbot. Ausgenommen von der Sperre sind nur Fahrzeuge von Inhabern mit Berechtigungskarten.

Hotlines zum Coronavirus

  • Gesundheitsnummer 1450 ohne Vorwahl aus allen Netzen
  • Hotline Land Kärnten: 050 536 53003 (Montag bis Freitag 8.00 bis 16.00 Uhr)
  • Wirtschaftskammer nur für Unternehmer: 05 90 904 808
  • AGES: 0800 555 621
  • Internationale Notrufnummer 112
  • Alle Infos zum neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 gibt es unter ORF.at/corona und auf der Teletext-Seite 660.
  • Hotlines, Tipps und Unterstützung