Streitkulturstudio mit großen Abständen
ORF/Petra Haas
ORF/Petra Haas
„Streitkultur“

Expertendiskussion zum Coronavirus

In der Radio Kärnten Streitkultur am Montagabend ist es um das Coronavirus und den Umgang damit in allen Gesellschaftsbereichen gegangen. Dabei wurden wirtschaftliche, arbeitsrechtliche, gesundheitliche und soziale Aspekte angesprochen.

An der Diskussion nahmen teil: Gesundheitsreferentin Beate Prettner, Landessaniätsdirektorin Elisabeth Oberleitner, Bezirkshauptmann Heinz Pansi, Bildungsdirektor Robert Klinglmair, Meinrad Höfferer von der Wirtschaftskammer, Arbeitsrechtler Max Turrini von der Arbeiterkammer und Herwig Höfferer vom AK-Konsumentenschutz.

Appell an Intelligenz aller

Das Virus könne besiegt werden, nur brauche es dazu die Intelligenz aller Mitmenschen, so SPÖ-Gesundheitsreferentin Beate Prettner. Sie warnte davor, dem Thema mit Ignoranz zu begegnen und führte Berechnungen der technischen Universität Wien ins Treffen: „Wenn wir nichts machen, ist der Höhepunkt Ende Mai, dann wird es zwei Millionen Menschen betreffen. Mit den jetzigen drastischen Maßnahmen, wir die Kurve sich verflachen. Im August können wir mit einem Maximum von 360.000 Erkrankten rechnen.“

Wie lange man so drastische Maßnahmen wie die aktuellen aufrecht erhalten müsse, werde sich in den nächsten zehn Tagen zeigen. Dann werde man sehen, ob es einen Rückgang der Ansteckungen gebe, so Prettner.

Kärnten nicht so großstädtisch geprägt

Warum Kärnten im Vergleich zu anderen Bundesländern mit aktuell 18 Covis-19-Erkrankten weniger direkt Betroffenen Menschen hat als andere Bundesländer, ist schwer zu erklären. Denkansätze gebe es einige, Landessanitätsdirektorin Elisabeth Oberleitner sagte, man sei schon mit präventiven Maßnahmen gut aufgestellt gewesen. Sicherlich habe es auch ein gutes Kontaktpersonenmanagement gegeben, Kärnten sei auch nicht so großstädtisch geprägt.

In Kärnten steht mit Heiligenblut aktuell ein ganzer Ort wegen des Coronavirus unter Quarantäne. Es sei möglich, dass auch weitere Orte folgen könnten, wie viele und ob, sei aber Kaffeesudlesen, so Heinz Pansi, der Sprecher der Bezirkshauptleute: „Genau die jetzigen Maßnahmen, die Sicherheitsvorkehrungen sollen gewährleisten, dass wir bestens gerüstet sind.“

Offene Fragen Zentralmatura

Auch im Bildungsbereich überschlugen sich die Ereignisse am Wochenende, es gebe viele Themen zu bearbeiten, so Bildungsdirektor Robert Klinglmair: „Die Zentralmatura steht noch aus, es soll keiner ein Jahr verlieren, aber wenn die Maßnahmen verlängert werden, muss über den Termin geredet werden.“ Es gebe laut Klinglmair beinahe täglich zu allen Schulthemen Telefonkonferenzen mit den anderen Bildungsdirektoren und Bildungsminister Heinz Faßmann.

Was das Thema Schutz am Arbeitsplatz angeht, sei die Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber enorm wichtig, so Arbeitsrechtsexperte Max Turrini von der Arbeiterkammer: „Das fängt mit einer Hygieneeinschulung an, geht über das Vermeiden von Händeschütteln bis zur Verwendung von Desinfektionsmitteln. Intelligent sei es, bei einem Gespräch herauszufinden, was man braucht.“

Viele Stornoanfragen

Beim Konsumentenschutz der Arbeiterkammer sind Stornos, hauptsächlich von Urlaubspauschalreisen das Hauptthema. Rechtsexperte Herwig Höfferer sagte, wenn die Reise nächste oder übernächste Woche starten sollte und es sei eine Pauschalreise, könne man sich einen Ersatztermin vorschlagen lassen, den müsse man aber nicht annehmen. Das Rücktrittsrecht sei hier gegeben. Bei einer Individualreise müsse man sich anschauen, was möglich sei.

Wirtschaftlich sind die Folgen des Coronavirus wohl kaum abzuschätzen. Für Arbeitgeber gebe es dazu das speziell ausgearbeitete Coronakurzarbeitsmodell, sagte Meinrad Höfferer von der Wirtschaftskammer. Arbeitnehmer mit Bruttoentgelt unter 1.700 Euro erhalten 90 Prozent des Nettoentgeltes, dann gehe es entsprechend nach unten. Arbeitgeber sollten sich vorher informieren und dann erst eine Entscheidung fällen.

Die Hörerinnen und Hörer konnten Fragen stellen, die Bandbreite der Fragen betraf alle Bereiche des privaten und wirtschaftlichen Lebens. Hier können Sie die Sendung nachhören:

Hotlines zum Coronavirus

  • Gesundheitsnummer 1450 ohne Vorwahl aus allen Netzen
  • Wirtschaftskammer: nur für Unternehmer 05 90 904 808
  • AGES: 0800 555 621
  • Internationale Notrufnummer 112
  • Alle Infos zum neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 gibt es unter ORF.at/corona und auf der Teletext-Seite 660.
  • Hotlines, Tipps und Unterstützung