Laut Verordnung der Bezirkshauptmannschaft wurde die Ein- und Ausreise verboten. Einheimische und österreichische Gäste wurden aufgefordert, sich – wenn möglich – nicht oder nur für unbedingt notwendige Fahrten auf die Straßen zu begeben, in ihren Quartieren und Häusern zu bleiben und Ruhe zu bewahren.
Bei der Abreise von Urlaubern gab es laut Bezirkshauptmann Klaus Brandner „überhaupt keine Probleme“. Von den 300 Gästen seien rund 200 aus dem Ausland, die großteils bereits weggefahren seien. Die abreisenden Urlauber mussten ihre Daten angeben und bestätigen, dass sie sich unverzüglich auf den Heimweg machen und bei ihren Heimatgemeinden melden.
Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sprach von einem notwendigen Schritt, Heiligenblut unter Quarantäne zu stellen, um die Bevölkerung vor der Ausbreitung des Coronavirus zu schützen. Außerdem sei die Versorgung der Bevölkerung in Heiligenblut auf allen Ebenen gewährleistet.
Bürgermeister: „Tränen auf der Gemeinde“
Das ganze sei ein Schlag für die Gemeinde, man sei völlig unvorbereitet getroffen worden, sagte der Bürgermeister von Heiligenblut, Josef Schachner (HBL). Das Chaos zu bewältigen sei eine Mammutaufgabe. Die Verordnung, die Bezirkshauptmann Klaus Brandner erlassen habe, sei nicht abgesprochen gewesen, auch Vorinformationen habe es nicht gegeben, sagte Schachner.
Heiligenblut unter Quarantäne
Seit Samstag steht neben dem Paznauntal und St. Anton am Arlberg auch die Kärntner Gemeinde Heiligenblut aufgrund des Coronavirus unter Quarantäne.
„Heiligenblut betrachte ich als im Ausnahmezustand, weil das ganze so überraschend gekommen ist. Die Quarantäne stellt uns vor fast unlösbare Aufgaben, da fließen am Gemeindeamt Tränen. Die Leute bombardieren uns mit Anfragen und man kann nur sagen, dass Heiligenblut aus Sicherheitsgründen in Quarantäne ist. Ich habe selten so einen schlechten Samstag gehabt“, sagte der Bürgermeister.
BH: „Drei neue Verdachtsfälle in der Nacht“
Bezirkshauptmann Brandner sagte, in der Nacht auf Samstag seien neue Verdachtsfälle dazu gekommen, die mit den bereits infizierten Personen in Kontakt waren. „Daher haben wir uns nach Rücksprache mit den Ärzten entschlossen, dass man die Quarantäne unbedingt machen muss, um eine weitere Ausbreitung hintanzuhalten.“ Die Verordnung nach dem Epidemiegesetz wird bis zum 29. März dauern.
Das Verbot gilt nicht für Blaulichtorganisationen, Lebensmitteltransporte, Straßendienst, Müllabfuhr und andere öffentliche Dienstleister. Auch nötige Krankentransporte und Fahrten zur Erfüllung der täglichen Bedürfnisse, sowie in der Alten- und Krankenpflege sind möglich.
Ergebnisse von Kontaktpersonen: Keine Infektion
Bereits am Mittwoch wurden zwei Fälle des Coronavirus im Bezirk Spittal an der Drau bestätigt, dass es sich dabei um Heiligenblut handelte, wurde offiziell erst am Samstag bekannt. Es waren zwei Hotelmitarbeiter, die zu einem infizierten Deutschen Urlauber Kontakt hatten. In der Nacht auf Samstag meldeten sich drei Barmitarbeiter in Heiligenblut mit Krankheitssymptomen, sie wurden sofort isoliert. Auch sie sollen zumindest mit den beiden Hotelmitarbeitern Kontakt gehabt haben. Die Testergebnisse lagen noch am Samstag vor und waren alle negativ.
Auf die Frage, ob die Menschen in Heiligenblut nicht schon früher über die beiden Coronavirus-Fälle informiert hätten werden müssen, um die Ausbreitung des Virus zu beschränken, sagte Bezirkshauptmann Brandner, man hätte über den Landespressedient aus nicht unnötige Panik verbreiten wollen. Nun solle alles in geregelten Bahnen verlaufen, vor allem der Abtransport der vielen ausländischen Skiurlauber.
Kurz: Mehrere Zentren in Österreich
Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nahm am Samstag bei einer Pressekonferenz in Wien Bezug auf die Quarantäne für Heiligenblut. „Es ist über Nacht notwendig geworden, eine weitere Gemeinde unter Quarantäne zu stellen, nämlich die Gemeinde Heiligenblut in Kärnten“, sagte Kurz. „Wir gehen sehr stark davon aus, dass es nicht nur ein Zentrum in Österreich gibt, sondern durchaus mehrere, wo es erste Ansteckungen mit Corona gegeben hat.“ In den meisten Fällen seien die Ansteckungen ursprünglich auf direkten Kontakt zu Italienern zurückzuführen, was vor allem Touristengebiete betreffe. Es gebe zwar besondere Hotspots, aber es sei davon auszugehen, dass nicht nur diese Orte betroffen seien.
„Diese Krise wird für viele Menschen Krankheit, Leid und für einige auch den Tod bedeuten“, daher müsse man jetzt alles tun, was notwendig sei, um eine Ausbreitung einzudämmen oder zumindest zu verlangsamen.
Aufruf zur Selbstisolation: Hotline des Landes
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) riefen alle, die sich seit 28. Februar in den betroffenen Regionen aufgehalten haben, dringend auf, sich in häusliche Selbstisolation zu begeben. „Schützen Sie andere Menschen, indem Sie sich selbst in Isolation begeben. Sie können damit dazu beitragen, das Virus nicht noch weiter zu tragen und damit gefährdete Gruppen schützen“, so Nehammer am Samstag. Zu den betreffenden Regionen zählen derzeit in Kärnten Heiligenblut und in Tirol Ischgl, Kappl, See, Galtür sowie St. Anton am Arlberg.
Vom Land wurde für die Bevölkerung in Heiligenblut und für Menschen, die in den vergangenen 14 Tagen in Heiligenblut waren, in der Kärntner Landesregierung eine Hotline unter der Nummer 050 536 – 15091 und – 15102 eingerichtet. Expertinnen und Experten der Landessanitätsdirektion und vom Roten Kreuz standen für Fragen zur Verfügung. Skikurskinder die in Heiligenblut waren, müssten in 14-tägiger Heimbeobachtung bleiben. Die Eltern müssen selbst für Beaufsichtigung sorgen, hieß es von der Landessanitätsdirektion. Direktorin Ilse Oberleitner sagte, Heimbeobachtung gelte nur für die Skikurskinder, „Kontakte von Kontakten sind frei“.
Magistrat Klagenfurt beschränkt Parteienverkehr
Indessen wurden weitere Maßnahmen in Kärnten bekannt. Von den Gerichten sollen nur Verhandlungen in Haftsachen und dringlichen Verfahren geführt werden. Die Stadt Klagenfurt schließt ab Montag alle Amtsgebäude – mehr dazu in Corona: Weitere Maßnahmen in Kärnten. Die Marktgemeinde Moosburg richtete für die Bürger eine Hotline unter der Nummer 0664/403 6271 ein. Auch Irschen bietet eine Servicenummer an: 04710/2377.
Hotlines zum Coronavirus
- Gesundheitsnummer 1450 ohne Vorwahl aus allen Netzen
- Wirtschaftskammer: nur für Unternehmer 05 90 904 808
- AGES: 0800 555 621
- Internationale Notrufnummer 112
- Alle Infos zum neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 gibt es unter ORF.at/corona und auf der Teletext-Seite 660.