Fiebertests an der Grenze zu Österreich
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Coronavirus

Erste Fieberkontrollen an Grenzen

Die Einreise für Italiener nach Österreich ist ab Dienstag untersagt worden, an den Grenzen wurden auf Kärntner Seite zwei Stunden lang erste Fieberkontrollen durchgeführt, der Güterverkehr rollte aber ungehindert weiter. Wie es mit den Kontrollen weitergeht und wer zuständig ist, wird noch geklärt.

Am Dienstag Punkt 14.00 Uhr ging nichts mehr auf der Südautobahn (A2) in Richtung Österreich. Der gesamte Verkehr wurde bei Thörl Maglern angehalten, egal ob Schwertransporter oder Urlauber. Bei jedem Lenker wurde Fieber gemessen. Mit dabei Amtsärztin Gabriele Hoja vom Bezirk Villach-Land: „Es ist eine ganz normale Fiebermessung, eine Routinekontrolle.“

Fiebertests an der Grenze zu Österreich
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Von 14.00 bis 16.00 Uhr wurden am Dienstag an den Grenzen zu Italien Fieberkontrollen durchgeführt

Prettner: Bevölkerung schützen

Manche Fernfahrer wussten nicht genau, was die Prozedur sollte, ließen es aber über sich ergehen. Ein Italiener, der in Kärnten lebt und in Tarvis arbeitet, weiß nicht, wie er die tägliche Fahrt über die Grenze künftig bewerkstelligen soll. Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ), die zum Auftakt der Fiebermessungen ebenfalls an der Grenze war, sagte, Sinn der Aktion sei es, die Bevölkerung zu sensibilisieren.

Werde jemand gefunden, der Fieber habe, solle die Verbreitung des Virus vermieden und die Bevölkerung geschützt werden, so Prettner. Amtsärztin Hoja sagte, werde jemand mit Fieber entdeckt – was am Dienstag nicht der Fall war – werde ein Abstrich gemacht, die Personalien gemacht und die Person müsse bis Vorliegen des Testergebnisses an der Grenze warten.

Nach 16.00 Uhr rollte Verkehr weiter

Zwei Stunden später war die Fiebermessaktion beendet, der Verkehr rollt unkontrolliert. Christof Glantschnig sagte vor Ort, dass es keine Kontrollen abends gab, habe wohl auch personelle Gründe. Es war ein Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft und die Amtsärztin vor Ort, sie können zu zweit nicht 24 Stunden lang Dienst machen.

Christof Glantschnig (ORF) vom Grenzübergang

ORF-Reporter Christof Glantschnig berichtet vom Grenzübergang Thörl-Maglern.

Ein Lkw-Lenker sagte gegenüber dem ORF-Redakteur, die Lenker hätten Schwierigkeiten, an Informationen zu kommen, wie es mit den Grenzübergängen weitergehe. An der Bundesstraße sei nicht kontrolliert worden.

Ab wann und wo genau die Kontrollen künftig laufen sollen, stand am Dienstagabend noch nicht fest. Die heimische Polizei ist deswegen in engem Kontakt mit der Bundesregierung. Auch Fragen zwischen Bund, Ländern und Behörden seien noch zu klären und zu koordinieren.

Veranstaltungen und Unis betroffen

Auch viele Veranstaltungen sind vom neuen Verbot betroffen, wonach Veranstaltungen indoor über 100 und outdoor über 500 Personen abzusagen sind. Das betrifft auch den Sport: Die Finalserie der Eishockey Bundesliga endet heuer vorzeitig – mehr dazu in Coronavirus: Eishockeymeisterschaft beendet. An der Alpen Adria Universität und an den Standorten der Fachhochschule Kärnten finden ab Mittwoch keine Lehrveranstaltungen mehr statt. Ebenso an der Pädagogischen Hochschule, die auf virtuellen Unterricht umstellt, und Gustav-Mahler-Privatuniversität für Musik. Unterricht soll soweit möglich online stattfinden. Ob es auch zu Schließungen von Schulen und Kindergärten kommen wird, ist noch nicht klar, es wird an einem Szenario gearbeitet, hieß es von der Bildungsdirektion. Einkaufszentren und große Betriebe sind von den Maßnahmen nicht betroffen.

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Das GTI-Treffen, das im Mai stattfinden sollte, wird ebenso abgesagt.

Die österreichischen Bundesbahnen stellten am Dienstagabend ihre Zugverbindungen von und nach Italien ein. Der letzte Railjet aus Wien, der eigentlich bis nach Venedig fahren hätte sollen, hatte in Tarvis Endstation und wurde leer nach Villach überstellt. Auch die zuletzt so beliebten Night-Jet-Verbindungen, die Nachtzüge von Mailand, Rom und Venedig nach Wien und retour, werden nur mehr innerhalb von Österreich geführt, heißt es von den ÖBB. Güterzüge rollen vorerst ungehindert zwischen Kärnten und Italien.

Kontakte einschränken

Straßen, vorwiegend natürlich der Autobahngrenzübergang bei Arnoldstein, aber auch Züge, sollen kontrolliert werden. Nicht die Polizei wird diese Fieberchecks durchführen, wie es sich zunächst Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) gewünscht hatte, sondern ein Mitarbeiter der beiden betroffenen Bezirkshauptmannschaften Villach/Land und Hermagor.

Geraten werde, ältere Menschen zu schützen und den Kontakt einzuschränken. Sie sind anfälliger für das Coronavirus, vor allem, wenn es Vorerkrankungen gibt. Nähere Informationen folgen. In Tirol und Kärnten wird an den Grenzen kontrolliert, Einreisende aus Italien müssen ein ärztliches Attest haben – mehr dazu in Fieberkontrollen an Grenze ab Dienstag. Laut dem Bad Kleinkirchheimer Bürgermeister Matthias Krenn hätten die zahlreichen Gäste aus Italien gefasst reagiert, viele wollen heimreisen.

In Kärnten gibt es nach wir vor nur einen bestätigen Covid-19-Fall, es handelt sich um eine 28-jährige Völkermarkterin. 14 Personen, die mit ihr Kontakt hatten, sind ebenfalls Zuhause isoliert, bis Montag hatte keiner von ihnen Symptome. Sieben weitere Personen müssen sich zwar nicht isolieren (dafür gibt es einen so genannten Absonderungsbescheid), aber sie sollen Menschengruppen meiden.

Eine Testung kann nur ein Amtsarzt anordnen, dafür gibt es genaue Kriterien und eine Checkliste.

„Flächendeckende Screenings haben keinen Sinn“

Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) sagte nach einer Sitzung in der Landesregierung am Dienstag, flächendeckende Tests der Bevölkerung hätten keinen Sinn: „Sie können heute negativ und morgen positiv sein, aber keine Symptome haben, das hat keinen Sinn.“ Alle seien in Alarmstufe, vor allem die Gesundheitsberufe seien sensibilisiert, so Prettner. Auch sie wies darauf hin, dass sich ältere Menschen dessen bewusst sein müssen, dass sie zu einer Risikogruppe gehören.

Die Landesregierung appellierte jedenfalls an die Bevölkerung, sich an die Vorgaben zu halten und auch soziale Kontakte vorerst einzuschränken. Landeshauptmann Peter Kaiser sagte, es liege an uns selbst, alles Menschenmögliche gegen die Ausbreitung des Virus zu unternehmen, „das betrifft die offiziell Verantwortlichen genau so, wie jede Einzelne und jeden Einzelnen“.

Hotlines zum Coronavirus

  • Gesundheitsnummer 1450 ohne Vorwahl aus allen Netzen
  • Wirtschaftskammer: 05 90 904 808
  • AGES: 0800 555 621
  • Internationale Notrufnummer 112
    Alle Infos zum neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 gibt es unter ORF.at/corona und auf der Teletext-Seite 660.

Wirtschaft erwartet Einbußen

Die Kärntner Wirtschaft erwartet mehr oder weniger starke Einbußen. Betroffen sind der Handel, die Gastronomie, der Tourismus und auch Handwerksbetriebe. Die stellvertretende Landesrätin Katja Morgenstern (ÖVP) sagte in Vertretung von Landesrat Martin Gruber, dass der stellvertretende Wirtschaftsreferent Landesrat Sebastian Schuschnig in laufender Abstimmung mit Vertretern aus Wirtschaft, Industrie, Tourismus und den Verkehrsunternehmen sei, „um nötige Maßnahmen, so rasch wie möglich veranlassen zu können“. Welche Maßnahmen das sind, blieb offen.

Die Holzindustrie in Kärnten spürt die Coronaviruskrise in Italien schon sehr stark, in den anderen Bereichen hänge es davon ab, wie lange die Einschränkungen noch gelten. Seit Dienstagabend ist auch der Zugverkehr zwischen Österreich und Italien komplett eingestellt. Auch die Tagesverbindungen nach Venedig wurden gestrichen.