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Politik

Millionenveruntreuung in Klagenfurt

Im Magistrat der Stadt Klagenfurt soll ein ehemaliger Mitarbeiter der Stadtkasse über 23 Jahre insgesamt 1,76 Millionen Euro veruntreut haben. Das gab die Stadt bei einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag bekannt. Die Staatsanwaltschaft sei bereits eingeschaltet worden.

Die Veruntreuungen seien am Donnerstag durch eine couragierte Mitarbeiterin aufgedeckt worden, sagte Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz (SPÖ) bei der Pressekonferenz im Magistrat. Der verdächtigte Mitarbeiter sei seit einem Jahr in Pension und sei während seiner Dienstzeit stets sehr korrekt aufgetreten, zeigte sich die Bürgermeisterin betroffen. Der Beschuldigte weise die Vorwürfe übrigens zurück, er könne sich die fehlenden rund 1,8 Millionen Euro selbst nicht erklären.

Stadtamtsdirektor Peter Jost und die Klagenfurter Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz (SPÖ)
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Magistratsdirektor Peter Jost und die Klagenfurter Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz (SPÖ)

Magistratsdirektor: „Kontrollsystem hat versagt“

Magistratsdirektor Peter Jost zeigte sich bestürzt. Die Malversationen seien für die Zeit von 1997 bis 2019 nachgewiesen. Für die Zeit davor gebe es keine Aufzeichnungen. Eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft sei am Dienstag eingebracht worden. Es gehe um den Verdacht der Untreue und der Urkundenfälschung. Es bestehe der Verdacht, dass ein ehemaliger Mitarbeiter das Kontrollsystem mit hoher krimineller Energie unterlaufen habe, sagte Jost, „anders gesagt, das Kontrollsystem hat versagt“.

Millionenveruntreuung in Klagenfurt

Im Magistrat der Stadt Klagenfurt soll ein Mitarbeiter über mehrere Jahre insgesamt fast zwei Millionen Euro veruntreut haben.

Die Schadenssumme betrage nach bisherigem Wissensstand 1,76 Millionen Euro. Die Veruntreuung geschah über ein Verrechnungskonto, sagte die Bürgermeisterin. Der Mann habe jahrzehntelang Bargeld aus der Kasse genommen und fingierte Einzahlungsbelege für die fehlende Summe erstellt.

Rathaus Klagenfurt Innen Stiegenaufgang
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In der Buchhaltung der Stadt wird nun jedes Steinchen umgedreht und überprüft

Altes Verrechnungssystem ausgenutzt

Der Mann habe das alte, kameralistische Verrechnungssystem der Stadt ausgenützt, sagte die Bürgermeisterin, das gehe nun mit dem neuen System, der Voranschlagsrechnungsverordnung Neu (VRV Neu), nicht mehr. Eine tiefgehende Organisationsprüfung der Stadtkasse durch die Abteilung Kontrolle sowie jährliche Prüfungen hätten die Vorgänge nicht aufgedeckt.

Nach einer Dienstanweisung der Bürgermeisterin und des Magistratsdirektors gebe es nun weitere Kontrollen und eine Prüfung der Stadtkasse. Außerdem sollen nun sämtliche Belege der vergangenen Jahrzehnte von einem gerichtlich beeideten Sachverständigen für Rechnungswesen überprüft werden, hieß es bei der Pressekonferenz. Neben der Anzeige bei der Staatsanwaltschaft werde die Stadt auch eine Schadenersatzklage gegenüber dem Verdächtigen einbringen. Für den früheren Mitarbeiter der Stadt gilt die Unschuldsvermutung.

Team Klagenfurt: Fordern genaue Prüfung

Gemeinderat Klaus-Jürgen Jandl (Team Klagenfurt – Liste Jandl) forderte in einer Aussendung eine genaue Prüfung aller Magistratsabteilungen und insbesondere auch der Sadtwerke Klagenfurt. Es sei zu hinterfragen, „wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass ein Mitarbeiter der Stadtkasse über diese Mittel verfügen konnte bzw. diese riesige Summe zu seinen Gunsten transferieren konnte, ohne dass das einem Vorgesetzten, dem Kontrollamt oder anderen aufgefallen ist“.