Vorführung der Roten Nasen im Flüchtlingslager
Christian Moser
Christian Moser
Soziales

Rote Nasen Clowns in Flüchtlingslagern

Der Villacher Christian Moser ist letztes Jahr mit Red Nose International auf den griechischen Inseln Lesbos und Samos gewesen. Der Rote Nasen Clown versuchte dort, Kinder vom Alltag abzulenken und auch Erwachsene zum Lachen zu bringen. Denn die Zustände sind alles andere als menschenwürdig.

Nach wie vor flüchten hunderttausende Menschen aus den Kriegsgebieten in Syrien. Angesichts der Grenzöffnung durch die Türkei, um die EU unter Druck zu setzen, kommt es derzeit zu Tumulten an der Grenze zu Griechenland. Die Grenzschutzagentur Frontex verstärkt ihre Kräfte – mehr dazu in Erdogan erhöht Druck auf EU. Diejenigen, die sich auf den Weg aus den türkischen Lagern nach Griechenland machen, werden zurückgewiesen, die Bevölkerung lässt Boote nicht landen.

Vertrag läuft aus

Die Türkei nahm rund 3,6 Millionen Flüchtlinge aus Syrien auf. In einem Flüchtlingspakt mit der EU von 2016 hatte die Türkei eigentlich zugesagt, Migranten aufzuhalten. Im Gegenzug nimmt die EU regulär Syrer aus der Türkei auf. Ankara erhält zudem finanzielle Unterstützung für die Versorgung der Flüchtlinge im Land. Das Abkommen läuft nun aus. Bisher gab es keine Zusage der EU für eine weitere Unterstützung der Türkei.

Fäkalien als Knetmasse

Christian Moser hat die überfüllten Lager in Griechenland hautnah erlebt. Eines der größten Probleme ist, dass die Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln völlig überlastet sind: „Im Sommer es ist heiß, in den Zelten und Container gibt es Probleme mit Ratten. Im Winter, wenn es kalt ist und der Regen kommt, ist alles nass. Es gibt riesige Probleme mit Fäkalien, es gibt kein Trinkwasser und kaum Sanitäreinrichtungen.“ Dort spielen Kinder mit Fäkalien, weil sie denken, es sei Knetmasse.

Völlige überfüllte Camps

Auf Lesbos, Samos, Chios, Leros und Kos leben der Caritas zufolge zirka 41.000 Flüchtlinge, darunter etwa 14.000 Kinder. Daher auch die abwehrende Reaktion der Bevölkerung auf die zusätzlichen tausenden Flüchtlinge aus der Türkei. „Auf Lesbos ist ein ehemaliges Militärcamp, das für ca. 3.600 Personen ausgelegt war, dort leben über 20.000 Menschen. Auf Samos befindet sich auch ein ehemaliges Militärcamp für ca. 650 Personen, dort leben 8.000.“

Die Kinder folgen den Clowns durch das Flüchtlingslager
Christian Moser
Die Kinder folgen den Clowns erwartungsvoll

Das Camp auf Samos befindet sich gleich neben der Stadt, hinter der Kirche. Das sei eine Katastrophe, so Moser. Zwei Minuten davon entfernt sitzen die Touristen. Es kommt immer wieder zu Konflikten, denn die Bevölkerung von Samos sei zahlenmäßig gleich groß wie die Flüchtlingsanzahl. Die Flüchtlinge demonstrieren wegen der Zustände und die Einheimischen demonstrieren, weil der Zustand nicht mehr kontrollierbar sei.

„Jeder hat Recht auf Lebensfreude“

Die hygienischen Zustände und Konflikte führen dazu, dass immer wieder Menschen sterben, darunter auch Kinder: „Man braucht das nur verfolgen. Allein die Bilder sind grauslich, das ist aber alles innerhalb der EU.“ Viele Hilfsorganisationen versuchen, in den Lagern auf den griechischen Inseln die Not der Flüchtlinge zu lindern, so Moser. 15 Mal waren die Roten Nasen schon in Griechenland, denn man glaube, jeder Mensch habe das Recht auf Humor und Lebensfreude. „Das wollen wir auch in dieser Situation bringen.“ Man arbeite in und um die Camps mit Musikparaden, Clownshows und Motivationskursen für die Helfer vor Ort.

Vorführung der Roten Nasen im Flüchtlingslager
Christian Moser
Auf freien Flächen wird gespielt

Show ohne Worte

Bereits ein paar Tage zuvor wird im Team eine Clownshow erarbeitet, die ohne Worte auskommt, da es ja sprachliche Barrieren gibt: "Dort läuft viel über die musikalische und visuelle Ebene, wir haben Zirkuskünste eingebaut, zum Schauen und Spaß haben. Das Team besteht aus vier Personen. Gemeinsam mit Christian Moser sind Clowns aus Slowenien, Ungarn und Deutschland unterwegs. „Wir brauchen mindestens zwei Musiker, die gut sein müssen. Wir ziehen durch das Camp, bleiben immer wieder stehen, machen Einlagen mit Musik. Die Kinder folgen uns wie ein Rattenschwanz.“

Vorführung der Roten Nasen im Flüchtlingslager
Christian Moser
Ein bisschen Abstand zum tristen Lageralltag

Auch die Erwachsenen kommen aus ihren Containern und Zelten heraus. Viele bedanken sich bei den Clowns mit Händen und Füßen, manche sind zu Tränen gerührt, weil etwas für die Kinder getan werde, so Moser. Die Erwachsenen folgen der Parade ebenfalls. Es wird sofort getanzt und Lebensfreude spürbar: „Wir ziehen durch das Camp zu einem Platz, der von uns ausgewählt wurde, dort machen wir eine rund 40 Minuten lange Show.“

Hilfe bei ärztlichen Behandlungen

Am Nachmittag können die Kinder Zirkusworkshops besuchen. Damit das alles funktioniert, wird mit verschiedenen Hilfsorganisationen zusammengearbeitet, die schon länger dort stationiert sind: „Sie kümmern sich um die Menschen und sind unsere Kontakte, die das vorbereiten.“ Wie zum Beispiel Ärzte ohne Grenzen, die eine medizinische Notfallstation betreuen. Dort werden viele Menschen untersucht und medizinisch versorgt. Außerdem gibt es immer wieder Impfaktionen, an denen zirka 1.000 Kinder teilnehmen: „Es gibt lange Warteschlangen, da werden die Clowns eingesetzt, um die Wartenden zu unterhalten. Manche sind bei den Impfungen dabei, wenn die Kinder Angst haben.“