Kunstinstallation Himmelstuch und Kreuz im Dom
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Religion

Himmelsleiter im Klagenfurter Dom

Im Klagenfurter Dom ist am Aschermittwoch ein Projekt vorgestellt worden. Die Installation von Künstlerin Gertrud Weiß-Richter soll einen neuen Zugang zum Glauben ermöglichen. Mit Stoffbahnen im Altarraum schuf sie eine Himmelsleiter, die die Erde und den Himmel verbinden soll.

In der Fastenzeit will Weiß-Richter die Leute zum Meditieren anregen und den Barock, obwohl er etwas Schönes sei, ein wenig ausschalten. „Durch das weiße Tuch, das eine Kreuzform und den alten griechischen Buchstaben Tau bildet und gleichzeitig ein Gewand ist, erinnert es an das Gewand Jesu“, sagte die Künstlerin.

Weißes Tuch in Form eines Kreuzes
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Weißes Stoffkreuz

Vor dem Kreuz ist ein zweites Tuch aufgehängt. Dieses Tuch deute leichte Sprossen an, dadurch solle es wie eine Leiter aussehen, sagte Weiß-Richter und vergleicht sie mit der Jakobsleiter oder einer Himmelsleiter, mit der die Seelen bis in den Himmel hinauflaufen können. Das Tuch hänge unter der Verklärung Christi, einem barocken Fresko an der Decke des Doms.

Himmelstuch zum Bild Verklärung Christi
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Himmelsleiter zum Bild der Verklärung Christi

Blick zum Altar nur durch das Tuch

In der kommenden Fastenzeit bleibt auch der direkte Blick zum Altar verwehrt. Der Schleier hängt zwischen dem Priester und den Mitfeiernden und trennt den Altarraum und das Kirchenschiff. Dompfarrer Peter Allmaier sagte, er denke, dass es eine sehr spannende Sache werde. Er wisse aber noch nicht, wie es werde, wenn er am Altar stehe und die Leute nicht direkt sehen könne. Auch umgekehrt werde es interessant, denn die Leute können die Eucharistiefeier nur durch einen Schleier mitfeiern. Damit werde das Mysterium und das Geheimnis der ganzen Feier deutlicher, sagte Allmaier.

Blick des Priesters durch den Schleier
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Blick durch das Tuch vom Altar in das Kirchenschiff

Emotionales Projekt für Künstlerin

Für die Künstlerin ist diese Himmelsleiter mehr als ein Projekt: „Wir wissen alle, dass wir einmal sterben werden." Erst vor kurzem starb ihr Mann und ihm widmet sie diese Installation. Für sie stellt diese Leiter auch die Sehnsucht dar, dass alle Seelen einmal zu Gott gelangen können.

Die Künstlerin

Getraud Weiß-Richter wurde 1942 in Wien geboren und maturierte dort 1960. Von 1960 bis 1965 studierte sie an der Akademie der bildenden Künste in Wien Malerei und Grafik. Darauf folgten Aufenthalte und Ausstellungen in Kärnten, der Steiermark, Wien, Oberösterreich, Slowenien, Italien, Frankreich und den USA. Seit 1978 lebt die 78-Jährige in Kärnten.