Bauernprotest vor Spar
ORF/Lisa Natmessnig
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Wirtschaft

Unfaire Preise: Bauern protestieren

150 Bauern haben am Mittwochvormittag mit Traktoren das Zentrallager der Handelskette Spar in Maria Saal blockiert. Sie wollen damit auf die ihrer Meinung nach „unfaire Einkommenssituation“ aufmerksam machen. Spar sagt, die Preise seien marktkonform.

Schluss mit Rabattschlachten, fordert der Bauernbund mit der Protestaktion „Unser Fleiß hat einen Preis“. Der Spar-Konzern habe im Jahr 2019 seinen Gewinn um knapp neun Prozent auf 352 Millionen Euro gesteigert, die Einkommen der Bauern seien hingegen um sieben Prozent gesunken, kritisiert Johann Mößler, der Bauernbundobmann und Präsident der Kärntner Landwirtschaftskammer.

Hofer, Spar und Rewe beherrschen den Markt

Die drei Lebensmittelriesen beherrschen fast 90 Prozent des Marktes, das führe zu einem intensiven Preiskampf auf dem Rücken der Bauern, sagte Mößler. „Bei der Frischmilch hatten wir 2013 34 Prozent vom Endverbraucherpeis, jetzt liegen wir bei 29 Prozent.“ Man brauche mehr, um investieren zu können und damit die Jungen eine Perspektive haben.

Bauernprotest in Maria Saal
ORF/Lisa Natmessnig

Mit dem Protest wollen die Landwirte am Mittwoch vor dem Sparlager aufhorchen lassen und zwar aufhorchen im wahrsten Sinne des Wortes: Die 150 Landwirte reisten nicht nur mit Traktoren, sondern auch mit Kuhglocken im Gepäck an. Die Bauern fühlen sich von den Lebensmittelhändler im Stich gelassen, insbesondere von Spar.

Ärger über Schleuderpreise

Die Landwirte fordern faire Preise für ihre Produkte. Eine von ihnen ist die Wiesenmilchbäuerin Astrid Brunner aus Moosburg: „Was mich ärgert ist das irrsinnige Angebot an Mengen und dass mit unseren Grundprodukten Preisschlachten veranstaltet werden. Die Lebensmittel werden verschleudert. Wenn etwas nichts kostet, ist es nichts wert.“

Aus dem Lesachtal reise Bergbauer Johann Lugger an, um beim Protest dabei zu sein. Er sagte, sie alle bewirtschaften kleine Landwirtschaften, während die Kosten steigen, bleiben die Preise auf dem gleichen Niveau, speziell in der Milchwirtschaft. Das sei nicht mehr hinnehmbar.

„Wie ein Feudalherr“

Der ÖVP-nahe Bauernbund hatte zu der Protestaktion aufgerufen, auch in sechs weiteren Bundesländern. Protestiert wurde immer vor den Sparlagern, weil – so die Bauernbundvertreter – ein Entgegenkommen seitens Spar bei den Preisverhandlungen mit den Bauern ausgeblieben sei und sich der Handelsriese „wie ein Feudalherr gegenüber den Bauern“ benehme.

Spar-Regionaldirektor Paul Bacher sagte, man würde die Bauernproteste respektieren. Die Sparzentrale in Kärnten sei aber für die Preisverhandlungen nicht zuständig: „Ich habe Respekt, dass die Bauern ihre Anliegen kundtun, ich bin aber der falsche Adressat und sicher werden die Verhandlungen zwischen den Einkäufern und Molkereiern zu einem guten Ende gebracht.“ Er halte die Preise für angemessen, sie seien marktkonform.

Milch: „Nur neun Prozent für Spar“

In einer Aussendung der Hauptzentrale des Lebensmittelkonzerns heißt es außerdem, dass von der gesamten in Österreich erzeugten Milch nur neun Prozent an Spar geliefert werde. Etwa 60 Prozent der heimischen Milch werde ins Ausland zu deutlich niedrigeren Preisen exportiert. Eine Preiserhöhung alleine würde die Lage der Bauern nicht wesentlich verbessern. Es gehe um größere strukturelle Probleme in der Landwirtschaft, die eigentlich von der Politik gelöst werden müssten.