Streitkulturstudio mit Gästen
ORF
ORF
„Streitkultur“

Wirtschaftskammer: Weniger Bürokratie

Am 4. und 5. März sind 35.000 Unternehmerinnen und Unternehmer bei der Wirtschaftskammerwahl in Kärnten wahlberechtigt. In der Radio Kärnten „Streitkultur“ Montagabend waren die Spitzenkandidaten zu Gast. Alle sind für Entlastung, weniger Bürokratie und Vereinfachungen.

Bisher hält der ÖVP-Wirtschaftsbund mit 64 Prozent die deutliche absolute Mehrheit, gefolgt von der Freiheitlichen Wirtschaft mit 15, dem Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband mit knapp zwölf und der Grünen Wirtschaft mit sieben Prozent. Die Spitzenkandidaten der vier Fraktionen waren zu Gast in der Radio Kärnten Streitkultur bei ORF-Kärnten-Chefredakteur Bernhard Bieche.

Kandidaten auf dem Prüfstand

Am 4. und 5. März sind 35.000 Unternehmerinnen und Unternehmer bei der Wirtschaftskammerwahl in Kärnten wahlberechtigt.

Entlastung für Kleinstunternehmen

Entlastung, Vereinfachungen, weniger Bürokratie – das waren die häufigsten Schlagworte in der eineinhalbstündigen Diskussion, besonders für die 19.000 Ein-Personen-Unternehmen in Kärnten. Für sie bringe die Bundesregierung einiges auf den Weg, sagt Wirtschaftsbund-Spitzenkandidat Jürgen Mandl und nennt erleichterte Abschreibungen oder vereinfachte Einreichungen: „Wo man eine behördliche Einreichung künftig nur noch einmal machen kann, wo sich die Behörde in der digitalen Welt die Daten selbst holt und man muss nicht fünfmal wo anders hingehen.“

Günther Mandl und Markus Ertl
ORF
Links Jürgen Mandl, rechts Markus Ertel

„Vieles zu kompliziert“

Für Ein-Personen-Unternehmen sei von der Krankenversicherung angefangen Vieles zu kompliziert, sagte Markus Ertel von der Grünen Wirtschaft: „Eines unserer großen Ziele ist es, dass wir dies Bürokratie auf das Einfachste reduzieren, was möglich ist. Angefangen mit der Vereinfachung der Lohnverrechnung.“

Günter Burger von der Freiheitlichen Wirtschaft kritisierte, dass Lohnabgaben bisher an Finanzamt, Krankenkasse und Gemeinde extra überwiesen werden müssen: „Warum man da nicht einfach eine Abgabe macht, die kann man einmal überweisen. Das ist ja alles Zeit des Unternehmers, die in der Bürokratie versinkt.“

Alfred Trey und Günter Burger
ORF
Links Alfred Trey, daneben Günter Burger

Große Frage Sozialversicherung

Bis zu 42 Tage ohne Krankengeld kritisierte Alfred Trey vom Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband: „Wir zahlen alle soviel ein, jetzt haben wir die Sozialversicherungen zusammengelegt, da gibt es Rücklagen, das sollte man einmal diskutieren.“

Gegen den Fachkräftemangel haben die Kandidaten kein Patentrezept, aber unterschiedliche Zugänge. Jürgen Mandl sagte, Gott sei Dank überarbeitet dies Bundesregierung die Rot-Weiß-Rot-Card, damit Zuwanderung im fachlichen Bereich möglich sei. Zuwanderung, warum nicht, sagte auch Markus Ertel. Er sieht das Problem aber nicht so virulent, er denke, dass die Digitalisierung Jobs kosten werde.

Asylberechtigte nach Bedarf einteilen

Günter Burger will bei den Asylberechtigten ansetzen, die Mindestsicherung beziehen: „Wenn man Arbeitskräfte in Kärnten oder Vorarlberg braucht, da sollte man ihnen schon zumuten können, dass sie in einem anderen Bundesland arbeiten.“

Betriebe würden mehr Lehrlinge ausbilden, wenn die Berufsschulzeiten flexibler wären, sagte Alfred Trey: „Mich hat es einmal betroffen, mein Lehrling war innerhalb von 13 Monaten zweimal in der Schule. Da ist er kein Lehrling mehr für mich.“

Keine Arbeitszeitverkürzung für Pflegeberufe

In vielen Punkten sind sich die Kandidaten einig: Sie wollen keine neue Steuern und keine Verkürzung auf eine 35-Stunden-Woche in Pflege- und Sozialberufen. Außerdem sehen alle Aufholbedarf in Sachen Infrastruktur. Günter Burger sagte, es helfe nichts, wenn man in den Zentralräumen schnelles Internet habe und in der Peripherie nicht. In den Hotel sei das ja schon Standard, dass sie schnelles Internet anbieten.

Jürgen Mandl nannte die Koralmbahn und den Lückenschluss zwischen Klagenfurt und Villach. Denn von der Bahn wolle man wesentlich profitieren. Kärnten brauche auch die Anbindung an die Adria-Häfen, so Alfred Trey. Es sei aber auch das Lärmproblem zwischen Villach und Klagenfurt zu lösen, sonst werde Vieles rund um Kärnten umgeleitet.

Anders als die anderen Kandidaten hält Markus Ertel den Klagenfurter Flughafen auf Dauer nicht für unverzichtbar. Sobald die Koralmbahn stehe, sei der Flughafen nicht mehr notwendig, sagte er. Bei den Wahlzielen sind sich die Kandidaten einig: Alle wollen den Stimmenanteil von der letzten Wahl ausbauen. Und alle hoffen auf eine höhere Wahlbeteiligung. Sie lag vor fünf Jahren nur bei 29 Prozent.