Naturstimmung im Wald auf dem Kreuzbergl
ARNOLD POESCHL
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Kultur

Wie man das perfekte Foto schießt

Frühling und Herbst sind für Naturfotos die perfekten Jahreszeiten, Gründe sind die Farbenpracht und mildes Licht. Der internationale bekannte Fotograf Arnold Pöschl gibt Tipps für das perfekte Foto.

In der sommerlichen Mittagshitze steht die Sonne zu senkrecht, die Schatten sind deshalb zu kurz und hart. Für Fotoaufnahmen nicht interessant, sagte Arnold Pöschl. Der Klagenfurter studierte in Wien und New York Fotografie. Er arbeitet künstlerisch, aber auch für die Werbebranche und Medien. „Im Sommer muss man sehr früh aufstehen, bei Shootings bin ich oft schon um fünf bereit, weil man nur ein kurzes Zeitfenster, damit man diese langen Schatten mit der rot-goldenen Lichtcharakteristik hat. Das gleiche hat man es auch am Abend, aber nur kurz im Sommer.“

Bach auf dem Kreuzbergl
ARNOLD POESCHL
Pöschl fotografierte auf dem Kreuzbergl in Klagenfurt

"Über Linien und Flächen nachdenken

Um ein gelungenes Foto zu bekommen, ist neben dem Licht auch die Perspektive ein sehr wichtiger Aspekt: „Das ist wie ein Landschaftsmaler, der sich nicht auf ein spezielles Motiv konzentriert, sondern über Linien und Flächen nachdenkt und sich fragt, welche Spannungen kann ich erzeugen. Eine horizontale oder vertikale Linie wirkt anders, als eine diagonale.“ Das seien dann Punkte, die spannende von unspannenden Fotos unterscheide, so Pöschl.

Wenn man mehr Tiefe haben möchte, damit das Bild räumlich erscheint, kann man es mit der entsprechenden Perspektive erreichen. Aber auch das Licht ist entscheidend: „Tiefe in einem Foto kann man erzeugen, wenn der entfernteste Punkt noch erleuchtet ist. Wenn ich in einen Wald hinein fotografiere und im Hintergrund ist es dunkel, ist das Bild flach. Auch klassisch mit Blende und Schärfentiefe kann man Tiefe erzeugen.“

Moosige Wand auf dem Kreuzbergl
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Moosbewachsene Wand im Wald auf dem Kreuzbergl

Perspektive ändern

Arnold Pöschl war mit Redakteurin Irmgard Ceesay zum Fotoshooting auf dem Kreuzbergl in Klagenfurt. Motive springen ihm oft einfach ins Auge, wie eine moosbewachsene Wand im Wald, auf der das Licht spielt. Pöschl sucht sich den richtigen Winkel, um Spannung zu erzeugen. Oft heißt es, in die Hocke gehen und neue Perspektiven finden. Leute in der Landschaft, aber auch menschlichen Spuren in der Natur fotografiert er besonders gerne, wie zum Beispiel einen verfallenen Hochsitz oder ein Vogelhäuschen. „Ich finde das oft reizvoller als reine Naturfotografie.“

Verschiedenen Fotografen machen mit gleicher Ausrüstung und am gleichen Ort völlig unterschiedliche Bilder: „Ein Freund von mir hat einmal gesagt, es ist zwar alles schon fotografiert worden, aber nicht von mir. Und das ist das Spannende an der Fotografie, jeder hat seinen eigene Blickwinkel und seine eigene Sozialisierung, seine Lebensperspektive. Das spielt in die Arbeit hinein. Was prägt mich und wie sehe ich etwas.“

Blick vom Kreuzbergl über Klagenfurt
ARNOLD POESCHL
Blick über Klagenfurt

Technik ist nicht alles

Wenn man zwar die technischen Regeln der Fotografie sehr gut beherrscht, aber kein Gespür für Licht und Perspektive hat, wird es schwierig, spannende Bilder zu schießen: „Es ist wichtig, die Grundzüge der Technik im kleinen Finger zu haben, aber man sollte die Technik nicht so in den Vordergrund rücken, dass man das richtige Licht oder den richtigen Moment verpasst oder ein gutes Foto verwirft, nur weil es nicht ganz scharf ist.“

Auch Gegenlichtaufnahmen wären, technisch gesehen, nicht erlaubt. Im Gegenlicht werden jedoch beispielsweise Spinnennetze sichtbar, man muss also gegen das Licht fotografieren und somit technische Regeln brechen. Wie es Regisseur David Lynch im Filmbereich machte – er hatte die Regeln des Filmens im kleinen Finger, nur um sie alle zu brechen und so ein Meisterwerk wie „Twin Peaks“ zu schaffen.