Kind wird von Arzt mit Stethoskop abgehört
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Chronik

Wieder keine Ärzte im Möll- und Lesachtal

Am dritten Februar-Wochenende gibt es zum wiederholten Male teils große Lücken bei den ärztlichen Bereitschaftsdiensten in Kärnten. Allein im Lesach- und im oberen Mölltal findet sich kein einziger Arzt, der Dienst versieht. In den betroffenen Gemeinden sorgt das für Unverständnis.

Die Liste des hausärztlichen Bereitschaftsdienstes zeigt, dass auch an diesem Wochenende zwischen Stall im Mölltal und Heiligenblut, also auf einer Strecke von 22 Kilometern, kein Arzt Dienst versieht.

So sieht es auch im Bezirk Hermagor aus. Die Stellen in den Sprengeln zwischen Kirchbach im Gailtal und Sankt Lorenzen im Lesachtal, auf einer Strecke von fast 40 Kilometern, sind nicht besetzt. Dass es keinen Arzt mehr am Wochenende gibt sei zumindest im Lesachtal Gesprächsthema Nummer eins, sagt Bürgermeister Johann Windbichler (ÖVP). Er spricht von einem großen Problem in seinem Tal. Nach der letzten Naturkatastrophe sei das mehr oder weniger die nächste Katastrophe: "Wir müssen die Attraktivität vom Einkommen her für die Ärzte so gestalten, dass sie zumindest die gleichen finanziellen Bedingungen wie in der Stadt haben oder wie in einem Krankenhaus, wo es geregelte Arbeitszeiten und ein Grundgehalt gibt. Durch solche Anreize könnten wieder Ärzte in ländliche Gebiete gebracht werden, bestätigt auch Johann Thaler, der Bürgermeister von Winklern.

Patienten weichen oft nach Lienz aus

Alteingesessene Ärzte würden das System zwischen Heiligenblut und Winklern noch aufrechterhalten und sich gegenseitig so gut es geht aushelfen; doch wenn einer ausfalle, stehe das System. Wozu habe man im Vorjahr bereits ein Krisentreffen abgehalten, wo es jetzt, Monate später, noch immer dieselben Probleme gebe, fragt sich Thaler. Es würden noch dazu fast 40 Prozent der Bewohner jetzt schon lieber nach Lienz nach Osttirol zum Arzt gehen, als in der zehn Kilometer entfernten Praxis in Rangersdorf, weil es eben auch in Lienz eine viel bessere Infrastruktur mit Geschäften gebe, kritisierte Bürgermeister Johann Thaler.

Für ihn sei es auch völlig unerklärlich, wo die von der Politik hochgelobte Stärkung des ländlichen Raumes bleibe, wenn man anhand dieser Tatsachen sehe, dass die Struktur ganzer Ortschaften zerfalle.

Sprecherin: Nachwuchs oder Vertretungen fehlen

Dass das Thema ein heißes ist zeigte sich am Freitag auch anhand der Gesprächsbereitschaft von Seiten der Ärztekammer. Präsidentin Petra Preiss verwies auf die Sprecherin der niedergelassenen Ärzte, Maria Korak-Leiter. Sie spricht von grundsätzlichen Schwierigkeiten, wenn wenn nämlich Stellen nicht nachbesetzt werden können, weil der Nachwuchs fehlt und weil Vertretungsärzte nicht ausreichend Vertretungen übernehmen würden.

Gesundheitskasse: Möll- und Lesachtal sind Ausnahmen

Monika Hasenbichler von der Abteilung der Vertragsangelegenheiten in der Gesundheitskasse spricht hingegen nur von einem zeitlich bedingten Problem, das sich schon noch lösen werde. Die Honoraranpassung habe gerade erst stattgefunden. An diesem Wochenende gebe es – flächendeckend in Kärnten – eine 98-prozentige Bereitschaft. Das Obere Möll- und Lesachtal würden Ausnahmen bilden, bestätigte Hasenbichler. Zudem zeige sich deutlich, dass der Bereitschaftsdienst eine bessere Auslastung erfahre, seit die Honorare angehoben wurden, um auch Wahlärzte dafür anzusprechen.

Aus dem Büro von Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) hieß es, sie habe immer davor gewarnt, die Verpflichtung des hausärztlichen Bereitschaftsdienstes aus dem Kassen-Gesamtvertrag zu streichen. Das Land sei in die neuen Verhandlungen nicht eingebunden gewesen.

Team Kärnten fordert Systemwechsel

Das Team Kärnten forderte am Freitag einen Systemwechsel beim hausärztlichen Bereitschaftsdienst. „Es wäre denkbar, wieder dafür zu sorgen, dass der hausärztliche Bereitschaftsdienst zur Verpflichtung und zum Bestandteil des Kassenvertrages wird", so Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer.

Die FPÖ Kärnten übte in einer Aussendung am Freitag Kritik an Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ). Sie müsse endlich handeln, so FPÖ-Obmann Gernot Darmann. Um Ausfälle bei den Bereitschaftsarzt-Diensten zu verhindern, müsse etwa ein Pool von Ärzten aufgebaut werden, die in unbesetzten Sprengeln einspringen.