Uwe Rimmele mit Haselstrauch
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Wetter

„Jahreszeiten-Beobachter“ gesucht

Uwe Rimmele ist seit zehn Jahren als phänologischer Beobachter für die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) tätig. Experten wie er, die der Jahreszeit entsprechende Entwicklungen in der Tier- und Pflanzenwelt beobachten und dokumentieren, werden in Kärnten dringend gesucht.

Was treibt? Was blüht? Das Beobachten ist Uwe Rimmele, der hauptberuflich Gärntner ist, gewohnt. Im Glashaus können Tulpen und Stiefmütterchen und Co. fast auf den Tag genau zum Blühen gebracht werden. In der Natur bestimmen Sonnenschein, Temperatur und Niederschlag die Vegetationsperioden.

Uwe Rimmele schlichtet Blumen ein
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Uwe Rimmele bei der Arbeit in seiner Gärntnerei

Dokumentation macht Veränderungen nachvollziehbar

Seit zehn Jahren ist Rimmele rund um Nötsch in seiner Freizeit als „Phänologe“ unterwegs. Die Phänologie befasst sich mit dem Ablauf der Pflanzenentwicklung und den wechselnden Erscheinungen in der Tierwelt in Abhängigkeit der jahreszeitlichen Witterung. Auffallende Entwicklungsphasen wie Austrieb, Blattentfaltung, Blüte, Reife, Laubverfärbung und Blattfall werden gemäß ihrem örtlich und zeitlich unterschiedlichen Eintreten mit genauem Datum festgehalten.

Naturinteressierte können wichtigen Beitrag leisten

Jährlich wiederkehrende Ereignisse wie die erste Haselblüte, das erste Schneeglöckchen oder der erste Bienenflug werden vom phänologischen Beobachter in eine Datenbank eingetragen.

Dafür sucht die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik tatkräftige Unterstützung, in Form von Naturliebhabern, die ihre Beobachtungen für Dokumentations- und Forschungszwecke weitergeben. Eine genaue Anleitung, welche Daten benötigt werden, befinden sich auf der ZAMG-Internetseite. Voraussetzungen benötige man für diese Aufgabe keine spezifischen, auch kein Studium oder besondere Kenntnisse. Akribie und Interesse für die Tier- und Pflanzenwelt würden aber nicht schaden, sagt Rimmele.

Phänologe Uwe Rimmele
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Rimmel befüllt die ZAMG-Datenbank

Vom Wetterbeobachter zum Phänologen

Er selbst habe das Interesse für die Wetterbeobachtung schon von seinem Urgroßvater in die Wiege gelegt bekommen. Er ging mit ihm oft wandern und war von der Arbeit des alten Wetterwartes auf dem Dobratsch fasziniert. Er durfte bei seinen Besuchen in der Wetterstation auf dem Villacher Hausberg die Thermometer ablesen und dem Wetterwart dabei zusehen, wie er Vorhersagen erstellte. Er wäre selbst gerne Wetterwart geworden, aber das Schicksal wollte es anders. Da keine Stelle frei war, übernahm er vor ein paar Jahren die elterliche Gärtnerei in Nötsch.

Aber fast sieben Jahre lang versah er – als ehrenamtlicher Helfer – turnusmäßig eine Woche lang den Wetterdienst auf dem Dobratsch. Es sei eine besondere Erfahrung, dort oben zu wohnen, zu kochen und zu schlafen: „Egal ob bei schönem Wetter oder bei 140 km/h Sturm – du kommst da oben nicht weg“. Langweilig werde einem bei diesen auf den ersten Blick simplen Beobachtungstätigkeiten aber keinesfalls.

Viele Abläufe seien an konkrete Zeitfenster gebunden und auch die Verantwortung, die gesammelten Daten richtig zu dokumentieren, sei groß. Immerhin seien die durchgegebenen Werte weltweit unter dem Stationsnamen abrufbar. Stichprobenartig würden von Wien aus auch regelmäßige Qualitätskontrollen durchgeführt.

Genauigkeit und Beobachtungsgabe gefragt

Die Genauigkeit, die er bei der Arbeit auf dem Dobratsch perfektionieren konnte, komme ihm heute als ehrenamtlicher Phänologe für die ZAMG zu Gute, sagt Rimmele. Werden gewisse Phänomene an drei Stellen registriert, dann zähle die Beobachtung erst richtig. Einfaches Hinschauen reiche oft nicht, zum Beispiel müsse bei Bienen zwischen einem Reinigungs-, Sammel- oder Bestäubungsflug unterschieden werden. Worum es sich konkret handle, könne das geschulte Auge an der Stellung der Hinterbeine erkennen, sagt Rimmele.

Hasel blüht immer früher

Durch die Erkenntnisse, die Phänologen über einen längeren Zeitraum gewinnen, lasse sich beispielsweise auch bereits der Klimawandel nachweisen, so Rimmele: „Die Palmkätzchen sind heuer fast 20 Tage früher dran, die Haseln sind teilweise fast verblüht. Auch sie waren 19 Tage früher dran als im Jahr davor.“

Seine Aufzeichnungen zeigen, dass sie heuer am 9.2. erstmals blühten, 2019 war es am 25.2. 2015 am 15.3. und 2012 am 17.4..

Phänologe Uwe Rimmele in der Natur
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Lange kann es nicht mehr dauern, bis der „echte“ Frühling da ist

Alle warten auf den Fuchsfalter

Dass die Hasel reif sei, sei eines der Anzeichen dafür, dass der Vorfrühling fast im Gange ist, so Uwe Rimmele: „Der Fuchsfalter fehlt noch, dann sind wir – phänologisch gesehen – im Vorfrühling.“ In den nächsten Tagen dürfe es soweit sein. Die Temperaturen seien ideal, so der Experte.

Der Pollenflug hat dieses Jahr so früh gestartet, wie seit Jahrzehnten nicht. Grund dafür sind die hohen Tagestemperaturen und die vielen Sonnenstunden – mehr dazu in Verfrühter Start in die Pollensaison (kaernten.ORF.at; 12.2.20).