Demonstration der Pflegebediensteten
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Gesundheit

Pflegestreit: Streik droht

Mitarbeiter aus dem Pflegebereich und anderen Sozialberufen haben am Donnerstag in Klagenfurt und Villach an drei Demonstrationen teilgenommen. Die Forderung nach einer 35-Stunden-Woche ließ sich bisher nicht durchsetzen. Wenn es bei den Verhandlungsrunden keine Einigung gibt, könnte ein Streik drohen.

Vor drei Heimen- und Firmenzentralen gingen am Donnerstagnachmittag, Mitarbeiter auf die Straße. Und zwar in ihrer Freizeit, damit niemand zu Schaden kommt. Von der Forderung nach der 35-Stunden-Woche will die Gewerkschaft nicht abrücken. „Wir werden nicht aufgeben. Die 35-Stunden-Woche, eine Arbeitszeitverkürzung und bessere Arbeitsbedingungen sind unserer Forderungen. Wir werden das durchstehen und wir werden das bekommen“, so Ralph Sternjak von der Gewerkschaft.

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Vor drei Heimen demonstrierten die Mitarbeiter

Heimbetreiber: Gefährdet Versorgungssicherheit

Eine Forderung, die für die Heimbetreiber so nicht einfach umsetzbar ist. „Ich denke, der Forderung jetzt nachzugeben und die 35-Stunden-Woche umzusetzen, wäre fahrlässig. Man würde die Versorgungssicherheit der Bewohner in den Häusern gefährden, weil wir einfach nicht die Personalabdeckung kurzfristig sicherstellen könnten. Man müsste mehr Ausbildungsplätze schaffen, man müsste Abgänger aus den Schulen lukrieren. Das ist aber ein Prozess, der sich über mehrere Jahre zieht“, sagt der Sprecher der Heimbetreiber Christian Polessnig.

Verdienst in der Pflege

Was verdient man in der Pflege? 70 Prozent arbeiten in Teilzeit. Die Folge: der Verdienst liegt deutlich unter 1.500 brutto. Die Beträge für Vollzeitverträge ohne Zulagen zeigen große Unterschiede: eine Diplomierte Kraft in einem Heim beginnt mit 2.330 Euro, in den Krankenanstalten mit dem Arbeitgeber Kabeg gibt es 2.643 Euro, das sind mehr als 300 Euro Differenz.

Nach zehn Jahren beträgt der Unterschied mehr als 200 Euro. von 2.610 Euro im privaten Bereich auf 2.825 Euro in den Krankenanstalten. Wer kein Diplom hat, beginnt in privaten Heimen mit 2.024 Euro, das sind 200 Euro weniger als in der Kabeg mit 2.230 Euro. Nach zehn Jahren zeigt sich ein Unterschied von mehr als 100 Euro von 2.246 Euro auf 2.363 Euro brutto. Um etwa 100 Euro weniger als in privaten Heimen wird in den kirchlichen Heimen der Caritas oder der Diakonie bezahlt.

Grafik zu Verdiensten in der Pflege
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Verlängerte Ruhephasen

Eine 35-Stunden-Woche würde umgerechnet einer Lohnerhöhung von etwa acht Prozent entsprechen und sie würde mehr Pausen bringen. „Durch mehr Erholungsphasen kann ich meinen Akku natürlich wieder aufladen und das merken wir oft, dass das die Leute frustriert, weil es oft sehr viel ist“, so Betriebsrätin Silvia Igumnov.

Gewerkschaft: Berufsfeld muss attraktiver werden

Demonstriert wurde vor dem Hilfswerk und Senecura, die Chefs waren nicht da, am Telefon sagt die Senecura Geschäftsführung: „Wir sind bereit, mehr zu bezahlen, unsere Mitarbeiter wollen die 35-Stunden-Woche gar nicht, sie wollen lieber eine Gehaltserhöhung“. Ähnlich die Begründung beim Hilfswerk: „Mitarbeiter wollen auch in der mobilen Pflege ein höheres Einkommen, nicht die 35-Stunden-Woche.“

Pflegebedienstete
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Die Gewerkschaft sagt, das Berufsfeld der Pflege müsse attraktiver werden

Dass noch keine Einigung in Sicht ist, zeigt die Aussage von Valid Hanuna, dem Vorsitzenden der zuständigen Gewerkschaft: „Das Märchen, das wir zu wenig Personal haben, stimmt nicht. Wenn man sich anschaut, wie viele in Teilzeit beschäftigt sind, ist da noch genug Potenzial.“

Die Gewerkschaft sagt dazu, das gesamte Berufsfeld müsse attraktiver werden, denn 5.000 Personen arbeiten in Kärnten in diesem Bereich, 3.000 zusätzliche haben die Ausbildung, arbeiten aber in anderen Branchen. Sie zurückzuholen ist ein Ziel.