Notfall-Schild im Klinikum Klagenfurt
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Gesundheit

Geld könnte Gesundheitssystem heilen

Steigende Kosten, fehlende Landärzte, lange Wartezeiten, überfüllte Ambulanzen und unterschiedliche Leistungen bei den Kassen: Das Gesundheitssystem krankt. Primarius Rudolf Likar aus dem Klinikum Klagenfurt schlägt zur Entlastung der Ambulanzen einen Selbstbehalt vor, wenn Patienten diese statt des Hausarztes aufsuchen.

Primarius Rudolf Likar hat mit zwei Kollegen aus der Ärzteschaft und einem klinischen Psychologen auch ein Buch über das Gesundheitssystem geschrieben. „Wir versuche mit diesem Buch zu zeigen, dass es im Gesundheitssystem krankt, in den Kliniken und im niedergelassenen Bereich. Es gibt viele Projekte, die gut laufen, aber aufgrund unterschiedlicher Institutionen und des stark verzweigten Föderalismus, werden einige Projekte nicht umgesetzt.“

Unterschiedliche Interessen und Geldflüsse problematisch

Die Ambulanzen sind nicht selten überfüllt. Oft warten dort Patienten, die aufgrund ihrer Probleme dort gar nicht hingehören, weil sie auch vom niedergelassenen Arzt behandelt werden könnten. Ein Problem, das schon seit Jahre bekannt ist. „Das Problem ist, dass so wie in Wien, wo niedergelassene Ärzte vorgeschalten sind, das Projekt gut funktioniert, aber dieses Projekt von Wien leider in den anderen Bundesländern nicht umgesetzt wird. Also ich denke, man muss auch Projekte, die gute laufen übernehmen, genauso wie wir in Kärnten gute Projekte haben, die in anderen Ländern übernommen werden sollten“, so Likar.

Warum sich das nicht umsetzen lässt führt der Primarius des Klinikum Klagenfurt auf unterschiedliche Interessen zurück. „Wir haben auch schon seit 15 Jahren versucht in Kärnten niedergelassene Ärzte vor die zentrale Notfallaufnahme zu schalten. Ist uns leider nicht gelungen aufgrund unterschiedlicher Interessen von Ärztekammer, Gebietskrankenkasse und auch weil die Geldflüsse unterschiedlich sind, weil die Kasse draußen finanziert, die Landesfinanzierung für die Kliniken ist, deswegen werden Konzepte leider nicht umgesetzt.“

Patienten in die Pflicht nehmen

Likar schlägt einen Selbstbehalt vor, wenn jemand in die Ambulanz eines Krankenhauses geht, dort aber einfach nicht richtig ist, weil er kein Notfall ist. Der Vorschlag ist nicht populär, dennoch nimmt Likar auch den Patienten in die Pflicht, „weil ich denke, dass der Patient nicht nur Rechte hat. Wenn ich vom niedergelassenen Arzt auch passend behandelt werden kann, dann sollte ich dort hingehen. Es wird bei uns natürlich ein Notfall behandelt, der dringlich ist. Wen ich aber seit vier Wochen Kreuzschmerzen habe oder drei Wochen Knieschmerzen, dann kann das auch beim niedergelassenen Arzt behandelt werden und man muss dafür nicht in die Notfallaufnahme. Wen das jemand trotzdem will, kann ich sagen, o.k. sie können gerne kommen, aber dann müssen sie die Leistung auch zahlen“, so Likar.

Zum Argument, das es nicht überall und zu jedem Zeitpunkt verfügbare Hausärzte gibt, sagte der Mediziner, „das Problem ist, wenn ich seit drei vier Wochen eschwerden habe, dann habe ich sehr wohl die Möglichkeit, dass ich in dieser Zeit auch einmal einen Arzt aufsuchen“.

Einmal investieren, später wird es billiger

Likar habe auch bereits ein erstes Gespräch mit dem neuen Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) gehabt. Dieses sei sehr positiv gewesen. „Das erste Frustrierende war aber, dass er gesagt, er hat nicht mehr Geld. Aber ich denke, wenn ich etwas im Gesundheitssystem ändern will, dann muss ich auch Geld in die and nehmen. Wenn wir die Präventivmedizin nehmen, dann gibt es dort kaum Geld. Es kostet natürlich, wenn ich Patienten berate, wie sie sich ernähren oder bewegen sollen. Später wird das aber natürlich billiger, aber einmal muss ich dafür Geld in die Hand nehmen. Ich kann in Österreich nicht immer sagen, wenn der Patient krank ist therapieren wir und in die Gesundheit investieren wir nichts“, so Likar.