Schwarzweißbild eines Männergesichts
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Gesundheit

Immer mehr Männer leiden an ihren Brüsten

Die Kärntner Ärztin Barbara Zink ist die neue Präsidentin der Gesellschaft für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie. Nach ihrer Erfahrung haben immer mehr Männer Probleme mit ihrem Brustwachstum und wollen daher eine Operation. Eine Ursache für das Wachstum sind Östrogene.

Bei jüngeren Männern sei ein zunehmendes Thema die männliche Brust, wenn es um Operationen gehe, so Barbara Zink: „Die männliche Brust wird oft zu groß, das ist etwas, was Burschen am Baden hindert oder an der Teilnahme am sozialen Leben. Man vermutet ja, dass wir durch unser Essen und den Lebensstil zuviel Östrogene aufnehmen, da kommt es – auch in Verbindung mit der Pubertät – zu hormonellen Verschiebungen, die die Brust wachsen lassen. Das geht auch nicht mehr zurück.“ Diese Dinge gehören für die Fachärztin korrigiert.

„Männer entscheiden sich schneller“

Generell werden es immer mehr Männer, die zu einem der 300 plastischen Chirurgen in Österreich kommen, so Zink: „Es gibt viele nicht invasive Eingriffe, die Männer gerne machen lassen. Das sind die roten Äderchen oder Flecken auf dem Handrücken, auch im Lidbereich.“

Viele sind aber auch bereit, größere Operationen machen zu lassen. Männer sind in ihrem Umgang mit Eingriffen deutlich anders als Frauen, so Zink: „Männer haben ein gänzlich anderes ‚Kaufverhalten‘ als Frauen. Wenn sie in die Praxis kommen, sagen sie, was sie im Internet gesehen haben, lassen sich beraten und ‚kaufen‘ dann.“ Frauen hören sich ihre Fachmeinung zwar auch an, sagen dann aber meistens, sie wollen das noch mit der Freundin besprechen und kommen zwei oder drei Mal. Männer entschließen sich sofort, auch im Fall einer Operation, sagte die Fachärztin.

„Keine Schönheitschirurgin“

Barbara Zink ärgert sich grundsätzlich über den Titel „Schönheitschirurgin“: „Es reduziert uns auf Botox, Hyaluronsäure und ‚Chichi‘ und das ist viel zu wenig, dafür ist unsere Ausbildung viel zu lange und viel zu fundiert“, so Zenk. Ihr Berufsverständnis ist – der Realität entsprechend – ein weit umfassenderes. Die Reduktion auf "Schönheitschirurgie sei „das große Problem und das Eck, in das wir plastische Chirurgen gedrängt werden“. Denn die Schönheitschirurgie sei ein Teil, aber eben nur ein kleiner Teil, der Arbeit eines plastischen Chirurgen, „wie ein Stück aus einer Torte“. Man helfe den Menschen oft in ein normales Leben zurück.

Barbara Zink
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Barbara Zink

Breites Feld der Aufgaben

„Wir haben in unserem Bereich sehr stark die Rekonstruktion. Große Wundflächen – sei es nach Unfällen oder Operationen, wo es zu großen Weichteildefekten kommt, dann die Wiederherstellung, wenn man an das Gesicht denkt, damit das nicht nur ästhetisch sondern auch funktionell wiederhergestellt wird. Das heißt auch Nervenrekonstruktion und ganz ein großes Gebiet – und das übersieht man auch immer wieder – ist auch die Handchirurgie, die in das Fach der Plastischen Chirurgie hineingehört“, so Zink.

Eine jahrzehntelang Männerdomäne öffnet sich den Frauen

Seit Anbeginn der Medizin ist die Chirurgie eine Männerdomäne, das ändert sich nur langsam. Zink: "Im Studium waren die Unterschiede nicht vorhanden, später in Richtung Ausbildung sehr wohl, weil gesagt wurde, für eine Frau sei das körperlich zu anstrengend. Wenn man aber bedenkt, dass seit jeher OP-Schwestern sehr wohl die gleiche Zeit plus Vor- und Nachbereitungszeit am Tisch stehen, dann ist das sicher nicht die ganze Wahrheit. Es gibt chirurgische Fächer, die körperlich anstrengender sind – da gehören die Unfallchirurgie und die Orthopädie dazu – auch hier nehmen sich die Frauen des Fachs mehr an und infiltrieren es. Zu Recht, weil nicht Vieles über Kraft gemacht wird, oder eigentlich fast gar nichts.“

„Es braucht Yin und Yang“

Sind Frauen für Modellierung eines Körpers besser geeignet als Männer, also die besseren plastischen Chirurginnen? „Es braucht beides, so wie im gesamten Leben – Yin und Yang – wir brauchen den männlichen Part, auch in der Besprechung und OP-Planung, der etwas forscher und forcierender ist und zu größeren Eingriffen neigt, aber auch das Weibliche, das vielleicht zurückhaltender erscheint, aber einen Hauch mehr die Gefühlsebene bedient, die in dieser Arbeit doch auch sehr wichtig ist.“

„Glattes Gesicht bringt keine Jugend“

Die Frage nach einer Verlängerung der Jugend wird auch an Zink herangetragen. Kärnten sei da aber im Vergleich zu den Metropolen der Welt deutlich harmloser, was den Umgang mit dem Skalpell betrifft. Frauen und Männer haben meistens ein echtes Problem, wenn sie zum plastischen Chirurgen kommen. Man dürfe auch nicht vergessen, dass ein glattes Gesicht allein keine Jugend bringe.

Wenn jemand in seiner Beweglichkeit oder auch schon geistig eingeschränkt sei, werde er auch mit einem faltenfreien Gesicht nicht als junger Mensch angesehen. Nur wenn der Gesamteindruck stimme, werde man als jung und dynamisch wahrgenommen. Sie als Fachfrau erkenne natürlich, ob jemand etwas an sich machen ließ, wenn es aber ein Laie auch sehen könne, habe es den Wert für den Operierten verloren.

„Nicht jedem Trend folgen“

Zink rät dazu, nicht zu vielen Trends in der Schönheit zu folgen, denn Vieles könne man nicht mehr rückgängig machen. „Es ist kein Kleidungsstück, das wir anziehen, sondern eine Operation.“ Da sei es wichtig, die Menschen zu beraten, ob sie wirklich so eine große Veränderung möchten oder ob man doch weniger mache. Denn wenn sich der weibliche Körper in Richtung Klimakterium verändere, so werde zum Beispiel die Brust größer, da könnte ein zu großes Implantat dann zuviel werden. Man müsse also vorausschauend arbeiten.

Trend zu weniger großen OPs

Der Trend in der plastischen Chirurgie gehe hin zu weniger invasiven Eingriffen: „Große Operationen werden etwas seltener, die Tendenz vor allem jüngeren Menschen sei ganzheitlichlich. Wir beginnen mit Anti-Ageing im Ernährungsbereich, da gehört die Bewegung dazu und viele minimalinvasive Techniken wie das Plasmalift. Da wird eigenes Blut eingesetzt oder Blutplasma, um den Körper anzuregen, das Gewebe mit mehr Spannkraft zu versehen.“

Zink ist eine Verfechterin der inneren Schönheit: „Sie kommt nicht von ungefähr, sie ist tägliche Arbeit. Das heißt, dass man an Geist und Körper arbeitet, sich gut ernährt, sich bewegt und positive Gedanken hegt.“ Natürlich passieren im Leben oft schlimme Dinge, so Zink, doch sich immer wieder aufzurichten und dem nicht immer nachzuhängen sei wesentlich, um auch im Alter neugierig zu bleiben und offen für Neues zu sein. Damit gehe man attraktiv auf andere Menschen zu. „Attraktiv zu bleiben ist das große Thema.“