Fahrt durch Autobahntunnel
ORF/Petra Haas
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Verkehr

Woher das Bettlerkreuz seinen Namen hat

Die meisten Tunnel haben Namen, viele sind auch geschichtlich interessant. Einer davon ist die Unterflurtrasse Bettlerkreuz, nordöstlich von Grafenstein am Tainacherfeld. Er hat seinen Namen von einer alten Wegmarkierung bekommen, die bis auf die Römerzeit zurückgeht.

Die Unterflurtrasse Bettlerkreuz gehört zum Gemeindegebiet von Poggersdorf und trägt den Namen eines Bildstockes, der geschichtlich viel zu erzählen hat. Mit der Autobahn hat er direkt nichts zu tun, so Kärnten Guide Astrid Legner. Viel mehr ist es ein Kreuzungspunkt: „Der Packer Straße mit der Verbindung über Tainach zum Klopeiner See.“ In diesem Drei-Gemeinden-Gebiet von Poggersdorf, Grafenstein und Völkermarkt steht der kürzlich erst aufwendig vom Verein „Gemeinschaft Tainach“ restaurierte Bildstock.

Bildstock Bettlerkreuz
Das Marterl Bettlerkreuz vor der Renovierung

Christophorus als Schutzpatron

Das Bettlerkreuz sei schon früh markiert gewesen, so Legner. 1822 habe man dort einen römischen Meilenstein gefunden, genau zehn Meilen ostwärts von Virunum. Heute steht der Bildstock aufgrund der Erweiterung der Packer Straße in den Nachkriegsjahren etwa 100 Meter weiter nördlich. Schon von Weitem sieht man in der Hauptnische des Bildstocks eine Kreuzigungsgruppe.

Marterl Bettlerkreuz
Gemeinschaft Tainach
So sieht das Marterl nach der Renovierung aus

„Ursprünglich hatte dieser Bildstock auf der Rückseite ein Christophorus-Fresko. Er war der Schutzpatron der Pilger und Wallfahrer und sollte dort Menschen begleiten, die auf ihren Wallfahrten nach Tainach oder Stein im Jauntal am Bildstock vorbeigekommen sind.“ Man wisse, dass dort Wanderer immer wieder rasteten und vermutlich auch Bettler auf Spenden oder Mitfahrgelegenheiten warteten, so Legner.

Marterl Bettlerkreuz
Gemeinschaft Tainach
Die Renovierung des Marterls

Weiter Blick über Jauntal

Noch heute ist dieser Ort für viele sehr spirituell, so Legner: „Es ist einzigartig in der Kleindenkmälerlandschaft. Der Journalist Herbert Strutz hat in seinen Schriften geschrieben ‚Hier muss jeder verweilen, sei es, um sich mit dem Allmächtigen zu verständigen, um ihm dieses oder jenes anzuvertrauen, oder um besinnliches Aus- und Umsehen zu halten. Denn weit ins offene Land schweift von hier aus der Blick‘“.

Marterl Bettlerkreuz
Gemeinschaft Tainach
Einladung zur Rast neben dem Marterl

Hier liegt einem das Land zu Füßen: „Wenn man dort steht hat man das ganze Jauntal im Blick. Das Bettlerkreuz reiht sich in einer Reihe von Bildstöcken dort ein, wie das Lobisserkreuz.“ Einige waren Pestkreuze und markierten Massengräber. Das Bettlerkreuz wurde in den 1980er Jahren von einer bedeutenden Kärntner Künstlerin quasi neu gestaltet. „Von der bedeutenden Restauratorin Josefine Kreuzer. Eine gebürtige Steirerin, die in Keutschach gelebt hat und viele unserer Kleindenkmäler oder Kapellen restauriert hat. Ihre Malerei hat eine ganz besondere Handschrift, die man wiedererkennt.“ Josefine Kreuzer starb 2011 im Alter von 75 Jahren.