Turnersee im Sommer
Chronik

Nazi-Sprache in Annonce für Ferienwohnung

In einer Internetannonce für eine Ferienwohnung am Turnersee ist vom Dokumentationszentrum des Österreichischen Widerstands ein Satz wie aus einem Nazi-Buch entdeckt worden. Eine Sachverhaltsdarstellung des DÖW bei der Polizei Villach wurde eingebracht.

In der Annonce wird als Beschreibung der Gegend wörtlich geschrieben: „Seinen Namen verdankt der Turnersee einem Zeltlager zur Schulung und Ausrichtung der Führer des Turnerbundes auf das große Ziel, welches 1938 mit der Heimkehr der Ostmark ins deutsche Reich auch erreicht wurde.“

Noch andere „braune Flecken“

Nach wie vor gibt es auch in Kärnten noch andere „braune Flecken“ bei Namen von Straßen und Plätzen. Lückenlose Aufzeichnungen gibt es nicht, aber es dürfte wohl in jeder größeren Gemeinde Straßennamen geben, die vom Nationalsozialismus irgendwie belastet sind. In Klagenfurt sind es mehr als 30, sagte Peter Gstettner, Gründer des Mauthausen Komitees und Mitglied des Erinnerungsbeirats der Stadt Klagenfurt.

Gstettner nennt als ein Beispiel die Kranzmayerstraße: „Professor Kranzmayer war ein bekannter und hoch geachteter Sprachwissenschaftler. In der NS-Zeit war er aber auch in einer SS-Organisation.“

Kaum Namensänderungen

Zu einer Änderung eines durch die NS-Zeit belasteten Straßennamens kommt es in der Realität so gut wie nie, so Gstettner. Es gebe aber oft in manchen Städten wie etwa in Villach eine rege Diskussion und sogar eigene Kommissionen gebe, die etwaige Umbenennungen vorantreiben würden. Warum aber meist alles so bleibt, wie es ist, liegt vor allem am Widerstand der Anrainer, so Gstettner. Sie würden sagen, dass sich ihre Postadresse ändere, auch Briefpapier und Visitenkarten müssen sie ändern. Sie hätten damit praktische und administrative Probleme.

In einigen Städten wird die Problematik mit Hinweistafeln gelöst, so Gstettner. Der Straßenname wird zwar nicht geändert, aber auf einer Tafel direkt daneben ist nachzulesen, welchen Zusammenhang es mit der Nazizeit gibt. In anderen Gemeinden gibt es Hinweise im Straßenverzeichnis im Internet.

„Namensänderung von Turnersee nicht zielführend“

Ein heikles Thema seien Ehrengräber, denn da müsste man sich direkt mit den Nachkommen der Verstorbenen in Verbindung setzen. Bei Ehrengräbern gebe es derzeit kaum eine Diskussion über eine etwaige Auflassung.

In Bezug auf den Turnersee hält Peter Gstettner eine Namensänderung für nicht zielführend. Da gebe es im Namen selbst keinen eindeutigen Zusammenhang zum Nationalsozialismus. Geturnt hätte man dort schließlich zu allen Zeiten.