Josef Marketz im Interview
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Chronik

Josef Marketz: Der neue Bischof im Porträt

Am Sonntag wurde Josef Marketz im Klagenfurter Dom zum Bischof geweiht. Nach 19 Monaten der Sedisvakanz, der Unbesetztheit des bischöflichen Stuhls, übernahm er eine Diözese, die er aus vielen Funktionen kennt. Zuletzt war Marketz Direktor der Caritas, davor stand er dem slowenischen und dem diözesanen Seelsorgeamt vor.

Marketz wurde am 30. Juli 1955 in St. Philippen ob Sonnegg/St. Lips in der Gemeinde Sittersdorf/Zitara vas (Bezirk Völkermarkt) geboren. Er besuchte das kirchliche Gymnasium in Tanzenberg, wo er 1975 die Matura ablegte.

Nach dem Theologiestudium in Salzburg und Laibach wirkte Marketz ein Jahr als Diakon in Ecuador in Südamerika, 1982 wurde er in Klagenfurt zum Priester geweiht. Seine Motivation sei eindeutig eine soziale gewesen, betonte Marketz immer wieder. Das machte er – neben seiner Funktion als Caritas-Direktor – auch 2015 deutlich, als er Kritik an der EU übte und einen humanen Umgang mit Flüchtlingen einforderte.

Kirche St. Philippen von Oben
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Die Heimatpfarre von Josef Marketz: St. Philippen in der Gemeinde Sittersdorf

Große Freude in der Heimatgemeinde

Wir haben Josef Marketz vor seiner Weihe in seine Südkärntner Heimat begleitet. St. Philippen in der Gemeinde Sittersdorf ist die Heimatpfarre des designierten Bischofs von Gurk. Dass ein Mann, den hier alle kennen, zum neuen Bischof ernannt wurde, erfüllt die Pfarrgemeinde mit Stolz.

„Das war eine große Freude, das hat man im ersten Moment gar nicht verkraften können, dass das die Wahrheit ist“, sagte Franz Lipusch. Johann Lomsek sagte, das sei sehr schön. „Man kann es fast nicht fassen.“ Und Bernhard Wrienz sprach von einer „Jubelstimmung, als wir das gehört haben“.

Josef Marketz am Friedhof
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Bei den seltenen Besuchen in der Heimat führt der Weg immer auch zum Grab der Mutter

Ein einfaches Leben: „Uns ist nichts abgegangen…“

Die Besuche in der Heimatpfarre sind für Josef Marketz selten geworden. Was immer dazu gehört, ist der Weg zum Grab der Mutter, die im Vorjahr verstorben ist. „Wir haben ein sehr einfaches Leben gehabt. Aber es ist uns nichts abgegangen. Die Mutter hat für alles gesorgt, der Vater hat in der Gegend als Frächter gearbeitet.“

Die Mutter habe ihn nach Völkermarkt ins Gymnasium geschickt, sagte Marketz. „Das hat damals erst begonnen, ich war in der ersten Klasse des Völkermarkter Gymnasiums. Und dann ist es ihr plötzlich eingefallen – ohne mich zu informieren, mit einem Pfarrer aus St. Phillippen zusammen – dass sie mich nach Tanzenberg schicken.“ Und damit war die spätere Laufbahn mit dem Studium wohl vorgegeben.

Josef Marketz im Kreis der Familie
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Zu Hause beim 93 Jahre alten Vater Viktor (links) und der Schwester Monika (rechts)

Besuche zu Hause waren selten

Daheim in Kristendorf leben der 93 Jahre alte Vater Viktor und Schwester Monika. Die Besuche vom Josef sorgten immer für Abwechslung im Haus, erzählte Monika Ladinig. „Wenn er nach Hause gekommen ist, haben ihn immer alle bedient. Die Oma und die Mama sind gesprungen, er war halt selten da. Als er fertig studiert hatte, war er überhaupt nicht mehr da, da ist er nur noch herum gefahren.“

Hemmaberg Kirche von Oben
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Am Hemmaberg findet der künftige Bischof Kraft

Marketz: „Ich bin gefunden worden…“

Heimkommen ist für den neuen Bischof auch der Besuch des Hemmaberges, in dessen Schatten er aufgewachsen ist. Hier findet er Kraft für die neue Aufgabe. „Da muss ich sagen, da habe ich schon sehr viel Respekt, vielleicht ein bisserl Angst. Ich bin nämlich kein besonderer Mensch, ich kann nichts besser als andere.“

Marketz erzählte von einer Begegnung in Rom, mit einem Kardinal, der ihn gar nicht näher kannte. „Der Kardinal sagte zu mir, es ist ja nicht so, dass Du dich bewirbst und das möchtest, sondern Du bist gefunden worden. Da habe ich schon einen starken Glauben, dass Gott irgend etwas mit mir vor hat. In zehn Jahren sehe ich dann zurück um zu sehen, was es war.“

Kritik an Vorgänger von Marketz

Der Kärntner Slowene Marketz folgt auf Alois Schwarz, der im Sommer 2018 Bischof von St. Pölten wurde. Nach Schwarz’ Abgang aus Kärnten wurde rasch Kritik an seiner Amts- und Lebensführung laut. Ihm wurden unter anderem Misswirtschaft und eine zu große Nähe zu einer Mitarbeiterin vorgeworfen. Schwarz wies das zurück. Ein Strafverfahren ist bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) anhängig. Im Jänner wurde bekannt, dass die Ermittlungen wegen des Verdachts der Hinterziehung von Grunderwerbssteuer eingestellt wurden.

Nicht vom Tisch ist allerdings ein Steuerstrafverfahren wegen eines Immobiliengeschäfts, der Betrugsverdacht im Zusammenhang mit dem Pachtvertrag für ein Schloss sowie der Untreueverdacht bei Dienstverträgen von Mitarbeitern der Diözese Gurk. Die WKStA hat Vorhabensberichte erstellt, über deren Inhalt aber nichts bekannt ist.

Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger
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Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger

Administrator Guggenberger abgesetzt

Nach dem Wechsel von Schwarz nach St. Pölten wählte das Domkapitel Generalvikar Engelbert Guggenberger zum Administrator. Er sollte die Diözese eigentlich bis zur Amtseinführung des neuen Bischofs leiten. Im Dezember 2018 wurde Erzbischof Lackner mit einer Visitation der Diözese beauftragt, im Sommer 2019 schließlich setzte der Papst Guggenberger als Administrator ab und ersetzte ihn durch Militärbischof Werner Freistetter.

In der Diözese bildete sich daraufhin die Laiengruppe „Forum mündige Christen“, die sich für Guggenberger als neuen Bischof einsetzte – mehr dazu in Letztes "Gebet für Diözese“ (kaernten.ORF.at; 29.1.2020).

Teilnehmer des Protestes im Dom
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Das Forum mündige Christen forderte, dass Engelbert Guggenberger neuer Bischof wird

Zahl der Kirchenaustritte schnellte in Höhe

Die Turbulenzen gingen an der Diözese nicht spurlos vorüber, die Zahl der Kirchenaustritte schnellte in die Höhe. An Marketz wird es nun liegen, wieder Ruhe in der Diözese einkehren zu lassen – schon bei seiner Vorstellung im Dezember kündigte er an, mit Beteiligten sprechen sowie „Lösungen finden und aufzeigen“ zu wollen.

Seine Amtsführung stellt Marketz unter den Leitspruch „deus caritas est“ („Gott ist [die] Liebe“), er möchte sich auch Anleihen an der Amtsführung von Papst Franziskus nehmen. In diesem Zusammenhang setzte Marketz bereits durchaus auf Symbolik: Er kündigte an, nicht in die bischöfliche Residenz übersiedeln zu wollen, sondern in seiner Wohnung zu bleiben. Und sein eigens geschnitzter Bischofsstab besteht aus schlichtem Zirben- und Lindenholz.