Zerrissener Rucksack
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Chronik

Gewaltopfer: „Hatte Todesangst“

Nach dem Überfall auf zwei homosexuelle Männer am Wochenende in Klagenfurt laufen nach wie vor die Ermittlungen. Im ORF-Kärnten-Interview spricht eines der Opfer, das anonym bleiben will, von „Todesangst“.

Die beiden Männer und späteren Opfer, die sich am Heuplatz in der Klagenfurter Innenstadt aufhielten, hatten sich umarmt, als sie plötzlich von einer Gruppe junger Männer verbal und später körperlich attackiert wurden, mehr dazu in Mögliche Attacke auf Männerpaar.

Eines der Opfer im Radiointerview

Einer der betroffenen Männer, er ist Anfang 30 und will anonym bleiben, gab am Montag dem ORF ein Radiointerview. Er sei mit seinem Kumpel in Richtung Stadttheater gegangen, um vor der unangenehmen Situation zu flüchten. Doch die jungen Männer hätten sie verfolgt: „Wir wurden angegriffen. Ich hatte einen Rucksack, die Schultergurte wurden abgerissen. Ich lag plötzlich am Boden. Ich habe geschrien wie am Spieß. Ich habe um Hilfe gerufen. Ich hatte Todesangst als ich am Boden lag.“

Zerrissener Pullover
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Auch die Jacke des Opfers wurde bei der Attacke zerrissen

Beide Männer wurden bei dem Vorfall laut eigenen Angaben verletzt. „Ich habe Prellungen und Abschürfungen. Ich bin auf den Kopf gefallen und habe ein bisschen geblutet. Und warum? Weil sie sich offenbar gedacht haben, wir sind Schwule, wir sind keine Menschen, die können wir jetzt überfallen.“

Homophobie kein eigener Strafbestand

Die zu Hilfe gerufene Polizei nahm die Personalien von Opfern und mutmaßlichen Tätern auf. In den nächsten Tagen sollen alle Beteiligten einvernommen werden. Im Raum steht eine Anzeige wegen Körperverletzung, hieß es am Montag von der Polizei. Die sexuelle Orientierung spiele in den objektiv geführten Ermittlungen aber keine Rolle.

Homophobie ist in Österreich kein eigener Straftatbestand, bestätigt auch die Staatsanwaltschaft. In einem möglichen Gerichtsprozess wegen Körperverletzung würde das mutmaßliche Motiv – also Hass gegen homosexuelle Menschen – in der Strafbemessung aber sehr wohl eine Rolle spielen. Ähnlich gehandhabt werde das bei rassistischen Übergriffen.

Der Verein Queer Klagenfurt forderte am Montag, dass sich alle Menschen in privaten und öffentlichen Bereichen sicher und angstfrei bewegen können. „Menschen mit queerer, lesbischer, schwuler, bisexueller, trans- und/oder inter- Identität sind gesellschaftliche Realität. Sie sind als Gruppe in Angriffen aufgrund ihrer Identität einer spezifischen Form der Viktimisierung ausgesetzt.“