Kalb liegt im Stroh
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Wirtschaft

Kritik an Kälber-Ferntransporten

Hunde oder Katzen dürfen erst mit mindestens acht Wochen von ihren Müttern getrennt werden, männliche Kälber werden hingegen schon mit zwei Wochen auf Ferntransporte geschickt. Sie werden in anderen Ländern gemästet, weil die heimische Mast als unrentabel gilt. Das Fleisch wird dann wieder importiert. Tierschützer fordern ein Verbot.

Männliche Milchkälber aus Kärntner Betrieben werden jährlich über Salzburg nach Italien und Spanien zur Mast transportiert. Solche Ferntransporte innerhalb der EU mit bis zu 19 Stunden sind erlaubt. Allerdings seien sie für Tiere unter zwei Monaten Quälerei, kritisieren Tierschützer. Sie fordern ein Verbot, weil nicht entwöhnte Tiere auf solchen langen Transporten Hunger leiden müssten.

Kleines Kalb
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Mit 14 Tagen können Kälber schon über Stunden transportiert werden

Transporte bis Spanien

Genaue Zahlen, wie viele Kälber exportiert werden, gibt es nicht. Etwa 2.000 männliche Kälber werden laut Auskunft von Rinderzüchtern jährlich in Kärnten geboren, ein davon Teil wird in Richtung Spanien und Italien exportiert, weil die Mast als unrentabel gilt. So muss Kalbfleisch importiert werden – aus Ländern, die es nicht mit heimischen Tierschutzstandards aufnehmen können.

Josef Fradler, Obmann von Kärntner Fleisch sagte, man brauche dafür einen Markt, um diese Kälber in die Produktion zu bringen. Es sei erschreckend, dass die gesamte Palette aus dem Ausland komme, so Fradler, und dass man gezwungen sei, die Tiere zu Mastbetrieben in andere Länder zu transportieren.

Tierärztin von Rinderzucht Austria sieht kein Problem

Tierärztin Simone Steiner war für ihren Arbeitgeber, Rinderzucht Austria, bei einem Kälbertransport ins spanische Vic dabei. Sie sagte, je weniger transportiert werden müsse, desto besser, am Transport selbst habe sie aus tierärztlicher Sicht aber nichts auszusetzen. Vor dem Ferntransport bekomme jedes Kalb kontrolliert mehr als drei Liter Milchaustauscher. Nach 19 Stunden Fahrt ohne Futter seien die Kälber in gutem Zustand und bekämen dann Elektrolyte zu trinken.

Dass Milchaustauscher sogar erst einen Tag später gefüttert werden, sei ihr in Vic so erklärt worden, so Steiner: „Von den Inhabern der Station wurde erklärt, dass das Risiko für Durchfall sehr hoch ist, wenn die Kälber nach dem Abladen Milch bekommen. Medizinisch kann ich mir das nicht so gut erklären, aber die Mitarbeiter dort haben viel Erfahrung, auf die muss man wohl vertrauen.“

Screenshot Video Rinderzucht Austria
Rinderzucht Austria
Screenshot aus einem Imagevideo der Rinderzucht Austria

Kritik an langem Fütterintervall

Alexander Rabitsch ist ebenfalls Veterinär und fordert seit Langem ein Verbot von Fernstreckentransporten für Kälber unter zwei Monaten. Seine Kritik: Die nicht von der Muttermilch entwöhnten Tiere müssten auf diesen Transporten Hunger leiden. Im Imagevideo von Rinderzucht Austria heißt es, die Tier würden mit Elektrolytgetränken nach dem Transport versorgt. Dazu sagte Rabitsch, das könne es ja nicht sein. Wie lange werde den Tieren denn das Futter vorenthalten, fragt sich Rabitsch. Sicher länger als 19 Stunden, das sei vermeidbares Leid. Denn bei der Tierhaltung bekommen sie zwei bis dreimal Milch, das längste Intervall seien also zwölf Stunden, aber sie dürfen 19 Stunden transportiert werden.

Tierärztin Steiner sagte zur Kritik von Rabitsch, die Zeit sei ein wenig lang, entspreche aber den Gesetzen. Die Tiere seien bei der Ankunft gut beieinander gewesen.

Initiative zur heimischen Mast

Klar ist, der Kampf für und gegen Tiertransporte wird über Bilder ausgetragen. Neben Positivbeispielen werden immer wieder auch Schreckensszenen von toten und verletzten Tieren gezeigt, wie vom Verein gegen Tierfabriken. Heimische Bestrebungen, den Kälbern den Transport zu ersparen, gibt es. Bis 2021 sollen jährlich 1.000 Kärntner Kälber über das Mastprogramm Kalbfleisch Rose vermarktet werden, so Kärntner-Fleisch-Obmann Fradler: „Unser Plan ist es, für diese Kälber einen Markt in Kärnten und Österreich zu erschließen. Denn gerade in Gastronomie und öffentlicher Ausspeisung kommen die Mengen aus dem Ausland. Wir sind in den Anfängen, das heißt, wir haben eine ganz kleine Produktion von 500 Stück.“

Wichtig wäre auch eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung und der Wille der Konsumenten, für ein Schnitzel ohne Tierleid etwas tiefer in die Tasche zu greifen.

Teil des Tierschutzvolksbegehrens

Die Initiatoren des Tierschutzvolksbegehrens meldeten sich in einer Aussendung zu Wort und wiesen darauf hin, dass das Verbot solcher Kälbertransporte auch im Volksbegehren angeführt sind. Initiator Sebastian Bohrn Mena sagte, heimische Kälber sollen in Österreich bleiben. Es könne nicht sein, dass die Tiere ins Ausland gekarrt werden, weil Mast und Schlachtung günstiger seien. Die Mastbedingungen etwa in Holland seien völlig anders als in Österreich, die Tiere werden meist in dunklen Boxen gehalten.