Bahnhofstraße im Winter
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Wirtschaft

Händler gegen autofreie Bahnhofstraße

Die Idee, die Bahnhofstraße in Klagenfurt autofrei zu machen, sorgt in der Wirtschaftskammer für Unverständnis. Die Händler fürchten Umsatzeinbrüche und sprechen von „Insellösungen“. Grüne und Teile der FPÖ erhoffen sich eine Belebung.

Für die Grünen ist die Forderung nach einer Verkehrsberuhigung der Bahnhofstraße „ein alter Hut“ – sprich, es handelt sich um eine schon vor vielen Jahren aufgestellte Forderung. Staus, vor allem zu den Stoßzeiten, stünden an der Tagesordnung und auch die Abgasbelastung sei viel zu hoch.

Autofrei: „Gefahrloses Flanieren und Einkaufen“

Die Überlegungen der Grünen sehen deshalb vor, die Bahnhofstraße in eine Begegnungszone umzuwandeln, bzw. ganz zu einer Fußgängerzone zu erklären, um die Bahnhofstraße mit ihren vielen Leerständen wiederzubeleben. Beispiele aus anderen Städten würden zeigen, dass autofreie Zonen zu einer Belebung der Innenstadt und zu einer Erhöhung der Lebensqualität beitragen würden. Das Ganze müsse in ein Gesamtverkehrskonzept eingebunden werden. Zufahrten zu Ärzten oder Zulieferungen sollten weiterhin möglich sein.

Frank Frey: „Sie (Anm. der Redaktion: gemeint ist die Bahnhofstraße) muss vom Durchzugsverkehr befreit werden, um den Menschen wieder ein gefahrloses Flanieren und Einkaufen zu ermöglichen“.

Wirtschaftskammer befürchtet Umsatzeinbußen

In der Wirtschaftskammer sieht man die Sache völlig konträr und befürchtet durch den Vorstoß alles andere als eine wirtschaftliche Belebung der Bahnhofstraße – im Gegenteil. „Verkehr und Mobilität sind ausschlaggebende Schlüsselfaktoren für ein modernes Klagenfurt, das als Lebensstandort wirken soll", heißt es vom Obmann der Bezirksstelle Klagenfurt, Max Habenicht. Sowohl den Grünen wie auch Teilen der FPÖ seien vor allem die Parkplätze ein Dorn im Auge“. Die von dem Vorschlag betroffenen Betriebe würden von der Entscheidungsfindung ausgeschlossen.

Habenicht: „Expertenrunde wurde ignoriert“

Habenicht: „Grundsätzlich sehen wir ebenfalls Möglichkeiten einer Verkehrsberuhigung und haben dazu auch schon vor einigen Jahren eine Expertenrunde samt der ansässigen Firmen einberufen. Unsere Vorschläge wurden aber ignoriert. Eine weitere unstrukturierte Begegnungszone um extrem viel Geld – wie am Neuen Platz – halte ich für sinnlos. So eine Zone kann nur die Optimallösung sein, sofern auch die entsprechenden Geldmittel für umfassendere Bauarbeiten eingesetzt werden. Ansonsten ist es lediglich eine Verkehrsverlangsamung mit optischer Gestaltung“.

Umfassendes Verkehrskonzept gefordert

Verkehrskonzepte müssten „größer gedacht“ werden und es brauche mehr Planungssicherheit für die Betriebe in der Innenstadt. Denn „Mehrzweck- und Radfahrstreifen“ würden in der Stadt „wie ein Netz“ ausgebreitet, während der Wirtschaftsverkehr – „samt den Bedürfnissen einer modernen Citylogistik“ – nicht beachtet werde. Den Innenstadtkunden würde durch eine ungelöste Parkplatzsituation „das Einkaufen vermiest“.

Für eine moderne Innenstadtgestaltung müsst hingegen alle Unternehmer – speziell der Handel und die Gastronomie – miteinbezogen werden.

Team Klagenfurt will „gemeinsame Kraftanstrengung“

Grundsätzlich sei jede Idee zur vermehrten Belebung der Innenstadt und insbesondere der Bahnhofstraße zu begrüßen, hieß es dazu am Freitag in einer Reaktion vom Team Kärnten. Eine nachhaltige Lösung zum Wohle der Bevölkerung und der Wirtschaftstreibenden sei aber wohl nur mit einer „gemeinsamen Kraftanstrengung“ möglich.
Die Diskussion sei deshalb „nicht nur über die Bahnhofstraße“ zu führen, sondern über die verkehrstechnische Entwicklung der Stadt innerhalb des gesamten Rings.