Braille Schrift
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Bildung

Braille – ein Fenster zur Welt für Blinde

Der 4. Januar ist der „Welt-Braille-Tag“. Die Schrift des Erfinders Louis Braille wird weltweit von Sehbehinderten und Blinden benützt. 1825 stellte der erst 16-Jährige seine Blindenschrift fertig. Zeit seines Lebens blieb ihm die Anerkennung versagt.

Die Geschichte der Entwicklung der Blindenschrift durch Louis Braille sei so „traurig wie imponierend“, der Kärntner Blinden- und Sehbehindertenverband Kärnten. Im Alter von vier Jahren verletzte sich Braille mit einer Ahle – einem scharfen Schusterwerkzeug – in der Werkstatt seines Vaters am Auge. Das verletzte Auge entzündete sich und infizierte das zweite, bis dahin unversehrte Auge. Dies führte zur völligen Erblindung des kleinen Louis.

Frühe Experimente mit geprägten Schriften

Der wissbegierige Junge kam in die Blindenschule nach Paris. Dort wollte er sich nicht damit abfinden, Literatur nur vorgelesen zu bekommen. So machte er sich schon früh Gedanken über eine Schrift für Blinde. Ein Anstoß für seine Erfindung waren Drucke in erhabener Schrift, mit mindestens zweieinhalb Millimeter hohen Buchstaben. Louis Braille experimentierte in der Schusterwerkstatt seines Vaters mit geprägten Schriften auf Leder, beides war für den Druck von Büchern nicht geeignet.

Militärisch genutzte „Nachtschrift“ vereinfacht

Als 11-Jähriger lernte Braille durch den Artilleriehauptmann Charles Barbier die für militärische Zwecke erfundene „Nachtschrift“ kennen: ein kompliziertes System von Punkten und Silben. Braille vereinfachte diese Schrift, indem er die Silben durch Buchstaben ersetzte und die Anzahl der Punkte von zwölf auf sechs pro Zeichen reduzierte. 1825 hatte der erst 16-jährige Louis Braille seine Blindenschrift fertig gestellt. Obwohl die Schriftzeichen leicht erlernbar und einfach zu schreiben waren, konnten sie sich lange nicht durchsetzen.

Anerkennung blieb Braille zeitlebens versagt

Mit 27 Jahren hatte Louis Braille bereits etliche Bücher mit der Hand übertragen und versucht, in der Öffentlichkeit zu beweisen, wie schnell er schreiben und lesen konnte. Doch seine Zuhörer glaubten, er habe die Texte auswendig gelernt. Eine offizielle Anerkennung für seine Leistung blieb Zeit seines Lebens aus.

Wie funktioniert die Brailleschrift?

Die Schrift arbeitet mit Punktmustern, die von hinten in das Papier gepresst sind, so dass sie als Erhöhung mit den Fingerspitzen abgegriffen werden können.Sechs Punkte, drei in der Höhe mal zwei Punkte in der Breite, bilden das Raster für die Punkte-Kombinationen, mit denen die Buchstaben dargestellt werden. Bei sechs Punkten ergeben sich 64 Kombinationsmöglichkeiten, das Leerzeichen inbegriffen.

Der neue Direktor der Blindenschule verbot die Punktschrift in der Meinung, dass sich Blinde durch eine Schrift, die Sehenden unbekannt ist, isolieren würden. 1828 erfand der schon kränkliche Louis Braille, da er selbst Orgel spielte, eine auf den sechs Punkten basierende Notenschrift. Sie setzte sich schnell durch und ist international standardisiert bis heute die einzige Möglichkeit für Blinde Musiknoten zu lesen bzw. zu schreiben. Damit schuf Louis Braille die Grundlage für das Einkommen blinder Berufsmusiker.

Leichnam ins Panthéon in Paris überführt

Erst 1850 wurde die Brailleschrift offiziell für den Unterricht an französischen Blindenschulen eingeführt. Den internationalen Siegeszug seiner Erfindung erlebte der Zeit seines Lebens arbeitsame und schwerkranke Braille nicht mehr. Er starb 1852 in Paris an Tuberkulose. 100 Jahre nach seinem Tod wurde Brailles Körper exhumiert und in das Panthéon in Paris überführt. Seine Hände, die so zentrale Bedeutung für seine Erfindung hatten, blieben jedoch in seinem Grab an seinem Heimatort.

Analphabetismus unter Blinden beendet

Die Verbreitung seiner Schrift beendete den Analphabetismus unter blinden Menschen und eröffnete ihnen den Zugang zur Bildung. Aber auch im Zeitalter von sprechenden Hilfsmitteln und Sprachausgaben am Computer ist die Brailleschrift für blinde Menschen von enormer Bedeutung. Die Kenntnis der Brailleschrift und der Umgang mit Hilfsmitteln sind eine wichtige Voraussetzung für die berufliche Integration blinder Menschen. Durch die Entwicklung sprechender Hilfsmittel verbreitet sich allerdings die Auffassung, blinde Menschen könnten ohne Brailleschrift auskommen. Im internationalen Vergleich beherrschen etwa 10 – 15 % aller Blinden und Sehbehinderten die Brailleschrift.

Brailleschrift im Alltag

Vertreten ist die Brailleschrift inzwischen auch im öffentlichen Raum, beispielsweise auf Aufzügen und Tafeln. Alleine dadurch können sich Blinde aber nicht im in der Öffentlichkeit orientieren. Zusätzlich sind Kennzeichnungen in erhabener Schwarzschrift (in Ämtern, auf Bahnhöfen etc.) und die Verlegung von Leitlinien, die Einrichtung von Blindenampeln, sowie die Vermeidung von unnötigen Hindernissen für die Selbstständigkeit der Blinden und Sehbehinderten entscheidend.

Braille Schrift auf chinesischer Parkuhr
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Die Brailleschrift wird weltweit verwendet

Für viele Sprachen bzw. Fachsprachen gibt es eigene Zeichensätze z. B. die Mathematikschrift, die Chemieschrift, die Musikschrift u.a. Es gibt auch vier Arten der Blindenkurzschrift, die zur Erstellung von Druckerzeugnissen in Blindenschrift eingesetzt wird.