Siebenpunkt Marienkäfer
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Wissenschaft

Gefährdeter Glücksbringer – Marienkäfer

Zu Neujahr werden Marienkäfer als Glückssymbole verschenkt. In der Natur ist der Siebenpunkt-Marienkäfer nicht mehr oft zu sehen, er wurde vom asiatischen Marienkäfer verdrängt. Doch auch diesem bekommt der Klimawandel nicht.

Da die Bauern schon sehr früh die Nützlichkeit des Marienkäfers für die Landwirtschaft erkannten, wird er als Glücksbringer angesehen. Er frisst die unerwünschten Blattläuse. Genau aus diesem Grund wurde der Marienkäfer nach der Mutter von Jesus Christus benannt. Die Geschichte hinter dem lateinischen Namen ist hingegen simpel, so Zoologe Christian Wieser, Leiter des Landesmuseums. „Der wissenschaftliche Name des Siebenpunktes ist Coccinella – Coccinellidae sind die Marienkäfer – septumpunctata" – meist beziehen sich die wissenschaftlichen Namen einfach auf die Punktanzahl.“

Rund 60 heimische Arten in Kärnten

Neben dem bekannten Siebenpunkt-Marienkäfer gibt es in Kärnten noch rund 60 andere Arten. Das reiche von winzigen Tierschen bis zu acht Millimeter großen Tieren. Sie können rot, schwarz oder auch gelb sein. Um diese Tiere auseinander zu halten können, muss man Spezialist sein. Auch die Punkte und Zeichnungen sind unterschiedlich. Die eingeschleppte Art aus Asien könne auch in allen Farben und Zeichnungen vorkommen, so Wieser.

Zweipunkt Marienkäfer
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Zweipunkt Marienkäfer

Biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel

1999 wurde der asiatische Marienkäfer in China gezüchtet, um ihn weltweit dann als biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel gegen Blattläuse einzusetzen: „Nur ist das nicht so einfach. Er hat sich verselbständigt und die ganze nördliche Halbkugel überschwemmt.“

Harmonia axyridis, auch Harlekin Marienkäfer, wie der asiatische Marienkäfer mit heißt, trat in Kärnten nach dem Jahr 2000 auf: „In den letzten 20 Jahren nahm er massiv überhand, im Herbst macht er riesige Überwinterungskolonien mit tausenden Tieren. Er macht den heimischen Arten Konkurrenz, aber wie genau sich das auswirkt, weiß man noch nicht.“

Gepunkteter Kannibale frisst eigene Larven

Bekannt ist jedoch, dass der asiatische Marienkäfer eine sehr aggressive und potente Art ist, sagte Wieser. „Auch wenn er alle Blattläuse weggefressen haben sollte, geht er auf die heimischen Marienkäferlarven los. Er ist ein Feind der heimischen Arten.“ Der Siebenpunkt komme nicht mehr häufig vor, auch der Zweipunkt sei zurückgegangen. Nicht alle heimischen Arten wurden verdrängt, trotzdem ist der asiatische Marienkäfer ein Problem.

Doch der asiatische Marienkäfer hat selbst einen Feind: Die Kälte. „Er ist im Frühling sehr früh aktiv. Die Spätfröste lassen aber nicht zu, dass genug Nahrung da ist. So ist es möglich, dass ganze Kolonien der Tiere verhungern, damit haben die heimischen Arten, die bessern angepasst sind, wieder eine Chance.“ Die heimischen Arten kommen nämlich besser mit den Kälteeinbrüchen im Frühjahr zurecht.

Bei Kälte erholen sich heimische Arten

In Slowenien wurde heuer bei Forschungen festgestellt, dass nach solchen Wintereinbrüchen im Frühling mehrere Jahre hintereinander der Siebenpunkt-Marienkäfer langsam wieder auftaucht: „Er war mehr oder weniger großflächig verdrängt und verschwunden. Die Kaltfröste geben den heimischen Arten wieder Chancen.“

Asiatischer Marienkäfer
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Asiatischer Marienkäfer

Grundsätzlich sind jedoch feuchte und kühle Frühlingsmonate für die Entwicklung einheimischer und eingewanderter Insektenarten schlecht: „Sie bauen Populationen auf, wenn es kalt ist, gibt es weniger Nahrung und sie werden gestoppt.“ Innerhalb eines Jahres können drei bis vier Generationen von Marienkäfern entstehen, so Zoologe Wieser. Das Weibchen legt Eier, es schlüpfen Larven, die auch andere Insekten fressen, nach dem Verpuppen schlüpfe dann der fertige Marienkäfer.

Keine Marienkäfer-Experten in Kärnten

Für die heimischen Marienkäferarten ist nicht nur der asiatische Marienkäfer eine Bedrohung, sondern auch der Mensch: „Spezialisierte Arten haben ein Problem, wenn die Naturlandschaft in intensiv genutzte Landschaft umgewandelt wird. Verschwindet der Lebensraum, verschwindet die Art.“ Wie sich die einzelnen Marienkäferarten in Kärnten entwickeln, weiß man nicht, weil es in Kärnten keine Experten dafür gebe. Insekten sterben leise, so Wieser. Ob es sie künftig überhaupt noch gebe, werde man in 20 oder 30 Jahren sehen.