Variantenfahrer Snowboard
ORF
ORF
Chronik

Nach Lawinen: Ruf nach Gesetzesänderung

Einen Großeinsatz wie nach den Lawinenabgängen am Ankogel hat es in dieser Form noch nie gegeben. Nach dem Abgang von drei Lawinen wurde stundenlang nach möglichen Verschütteten gesucht. Die Retter wurden von Freeridern in Gefahr gebracht. Die Gemeinde fordert eine Gesetzesänderung.

Der Großeinsatz am Ankogel in Mallnitz zeigt einmal mehr, wie schnell Lawinen losgetreten werden können. Zum Glück wurde am Donnerstag niemand verschüttet. Allerdings wurden die Einsatzkräfte durch leichtsinnige Variantenfahrer in Gefahr gebracht.

Pistensicherheit nach Lawinen

Einen Großeinsatz wie nach den Lawinenabgängen am Ankogel hat es in dieser Form noch nie gegeben. Nach dem Abgang von drei Lawinen wurde stundenlang nach möglichen Verschütteten gesucht.

Die Gemeinde fordert eine Gesetzesänderungen auf Landesebene, um Ski- oder Snowbordfahrer, die abseits der gesicherten Pisten unterwegs sind, anzeigen oder der Piste verweisen zu können. „Wir können Tafeln aufstellen und Hinweise machen wie wir wollen, wir brauchen eine gesetzliche Grundlage“, so der Bürgermeister von Mallnitz, Günther Novak. „Es muss Möglichkeiten geben, dass wir Herr dieser Dinge werden.“

Skifahrer fuhren während Rettungseinsatz weiter

Während im Lawinenkegel nach Verschütteten gesucht wurde, fuhren Skifahrer weiter oben in den Hang ein. Horst Wohlgemuth von der Alpinpolizei sagte: „Alle Sicherheitsvorkehrungen waren wie die Sperrtafeln vorhanden und die Drehleuchten waren an. Es wird von den Freeridern einfach ignoriert.“ Dabei könne es manchmal schon ausreichen, dass eine Schwachstelle von einem Skifahrer nur angeschnitten werde, um ein Schneebrett auszulösen. „Es ist für mich erschreckend, dass in einem Gebiet, wo Hubschrauber fliegen und hunderte Einsatzkräfte vor Ort sind, Freerider das trotzdem noch ignorieren und ins Gelände einfahren“, so der Alpinpolizist.

Suche nach Verschütteten dauerte fast zwölf Stunden

Mehr als 200 Einsatzkäfte standen am Ankogel oberhalb der Mittelstation bis knapp vor 21.00 Uhr im Tiefschnee und suchten mit Hochdruck nach möglichen Verschütteten. Einen Einsatz wie diesen gab es in Mallnitz nie zuvor – mehr dazu in Nach Lawinen: Skigebiet wieder offen.

Suchaktion nach Lawinenabgängen Ankogel
ORF
Einen Einsatz wie diesen hat es in Mallnitz noch nie gegeben. Dass es Variantenfahrer waren, die die Lawinen in abgesperrten Gebieten lostraten, hat sich mittlerweile längst herumgesprochen.

Lawinenkommission tagte zur aktuellen Lage

Freitagvormittag trat die Lawinenkommission noch einmal im Gemeindeamt zusammen, um den absolvierten Großeinsatz zu besprechen. Aus ganz Kärnten mussten Bergretter alarmiert werden, weil innerhalb kürzester Zeit drei Lawinen abgingen.

Lawinenkommission nach Lawinenabgängen Ankogel
ORF
Während unten im Tal noch über den gefährlichen Einsatz diskutiert wurde, herrschte oben auf dem Ankogel am Freitag wieder normaler Skibetrieb.

Variantenfahrer weiter im Tiefschnee unterwegs

Trotzdem waren auch am „Tag danach“ wieder einige abseits der Piste unterwegs, die sich auch offen dazu bekennen, absichtlich über die Absperrungen zu steigen, um im Tiefschnee ihre Schwünge zu ziehen.

Bergrettung Mitglied
ORF
Auch wenn die Suchaktion längst vorbei ist hat Maximilian Schubert von der Bergrettung Mallnitz an diesem Vormittag noch einiges zu tun. Er muss die vielen Lawinenschaufeln verstauen – neben Sonden, Sicherungsseilen und Markierungsfahnen, die bei dem Großeinsatz ebenfalls gebraucht worden sind.

Michael G., Snowboardfahrer aus Deutschland sagte gegenüber ORF Kärnten-Redakteur Konrad Weixelbraun: „Wenn man die Möglichkeit hat rauszufahren, dann macht man es natürlich – deswegen ist es immer schwierig zu sagen, die Schuld liegt ganz klar bei denen. Klar, sie haben es ausgelöst. Es ist verlockend, ich wüsste nicht, ob ich nicht auch rausgefahren wäre und etwas probiert hätte.“

Variantenfahrer
ORF
Snowboarder am Ankogel

Benjamin K., Snowboardfahrer aus Deutschland: "Es war gestern ein geiler Tag, es gab schönes Wetter und der Schnee war top. Dass man bewusst Leute gefährdet – ich glaube, das realisiert man in dieser Situation nicht so. Aber wenn wir mitbekommen hätten, dass eine Lawine runtergekommen wär, wären wir auch nicht mehr rausgefahren.“

Keine gesetzliche Handhabe

Der lang anhaltende Nordwestwind entlang der Hohen Tauern und die damit verbundenen massiven Schneeverfrachtungen sorgen für die erhebliche Lawinengefahr. Welche Lehren ziehen die Einsatzkräfte aus dem Großeinsatz? Walter Huber von der Bergrettung Mallnitz: „Wenn die Lawinenwarntafeln aufgestellt sind und die Warnleuchte blinkt heißt das, ich habe im freien Skiraum nichts verloren. Wenn die Leute das trotzdem machen, gibt es in Österreich keine gesetzliche Handhabe, um es zu verhindern.“

Warntafel Akute Lawinengefahr und Wanrleuchte
ORF
Oft ignoriert werden Lawinen-Warntafeln und Warnleuchten

Bürgermeister will Gespräche mit Land führen

Günther Novak, der Bürgermeister von Mallnitz, kündigt an, Gespräche auf politischer Ebene führen zu wollen. "Das ist etwas, was ich in jedem Fall mit unserem Herrn Landeshauptmann besprechen werde und auch mit Landesrat Fellner: dass wir in diesem Bereich die Möglichkeit haben die Leute anzuzeigen oder die Leute der Piste zu verweisen.“ Auch der Landtag solle sich mit dem Thema befassen, um eine befriedigende Situation zu schaffen.

Schneeverwehungen Baum Steilgelände Tiefschnee
ORF
Die Lawinengefahr ist weiterhin erheblich

Ab Samstag ist wieder strahlender Sonnenschein vorhergesagt. Dass sich das Lawinen-Szenario wiederholt, wünscht sich in Mallnitz niemand. Einige Variantenfahrer sollten sich die erste Pistenregel also ganz besonders einprägen, die da lautet: Niemand anderen zu gefährden.

In einer Reaktion sagte Team Kärnten Obmann Gerhard Köfer, man habe im heurigen Jänner eine Initiative im Landtag gestartet, die eine Strafmöglichkeit für solche Fälle zum Ziel habe. Er fordert, dass der Antrag nun beschlossen werde. Niemand, der sein Leben und das anderer bei Lawinengefahr aufs Spiel setze, sollte ungeschoren davon kommen, so Köfer.