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Gesundheit

Ärzte kämpfen gegen „Gift und Galle“

Zu Weihnachten bekommen es die Ärzte in den Ambulanzen vor allem mit typischen Feiertagserkrankungen zu tun. Es geht dabei um Gichtanfälle, Gallenkoliken und Reflux: Leiden, die durch zu viel Fett, Alkohol und Zucker ausgelöst werden.

Der Festtagsbraten, die Kekse, der Alkohol – eine Kombination, die auch in den heimischen Krankenhäusern in diesen Tagen ihre Spuren hinterlässt. Denn es häufen sich die Fälle von Gallenkoliken, Gicht- und Magenerkrankungen, und zwar besonders zur Weihnachtszeit und nicht etwa zu Ostern. Der Grund: Es fehlt die Fastenzeit, so Hans Jörg Neumann, der Vorstand der Abteilung Innere Medizin am Elisabethinenkrankenhaus in Klagenfurt.

Feiern ohne Fasten führt zu Problemen

Neumann: „Ich darf vielleicht anmerken, dass wir Menschen für viel Nahrungsaufnahme durchaus eingerichtet sind, aber in Intervallen. In der Steinzeit hat man ein Mammut gejagt, gemeinsam gegessen, und dann war lange Zeit wenig zur Verfügung, bis das nächste Mammut da war. Heute ist es so – und deshalb leben wir auch gut, länger und gesund –, dass wir Nahrungsmittel in ausreichendem Maß jeden Tag zur Verfügung haben. Wenn wir es aber übertreiben, also Festtage ansetzen, ohne vorher gefastet zu haben, wird es zum Problem.“

Gichtanfälle zu Weihnachten besonders häufig

Besonders häufig kommt es laut Neumann zu Gichtanfällen. Wenn Menschen bereits gefährdet sind, daran zu erkranken, ist die üppige Ernährung über längere Zeit im wahrsten Sinne des Wortes „Gift“. Neumann: „Wenn wir viel Fleisch und Innereien essen und am Festtag in großen Mengen, dann kann es schon einmal zum Gichtschub kommen. Sehr ähnlich die Gallenkolik, die vor allem durch fettreiche Ernährung begünstigt wird. Leber, Galle und Gallenblase arbeiten auf Hochtouren – wenn es zu viel wird und sich vielleicht ein kleines Steinchen oder Grieß in der Gallenblase befindet, wird diese überfordert, und die Kolik tut dann weh.“

Bier macht „spitze“ Harnsäuremoleküle

Ein starker Auslöser von Gicht ist übrigens Bier. „Alkohol provoziert Gichtanfälle. Das Bier enthält zudem auch Purine. Das sind jene Stoffe, die im Körper zu Harnsäure umgewandelt werden. Wenn zu viel davon im Körper vorhanden ist, kann es nicht rechtzeitig ausgeschieden werden. Die Harnsäure, die unter dem Mikroskop ganz spitz und grauslich aussieht, wandert in die Gelenke – wenn man das einmal gesehen hat, weiß man, dass das wehtut.“

Ganz klassisch für Weihnachten ist auch das Sodbrennen, wobei man die chronische Refluxerkrankung vom plötzlichen Sodbrennen trennen muss, so Neumann. „Auch hier wird dieses durch Nahrungsmittel und vor allem deren Menge ausgelöst.“

Tipps gegen Feiertagserkrankungen

Welche Tipps sollte man also beherzigen, um typische Feiertagserkrankungen zu vermeiden? Neumann: „Wir sollten vielleicht nicht alles in einer halben Stunde essen. Sprechen und Nahrungsaufnahme sollte langsam erfolgen, und es ist auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr und auf das Völlegefühl zu achten.“

Ärzte raten also zu mehr Genuss und weniger Völlerei sowie zu mehr Bewegung – dann sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, an den typischen Feiertagserkrankungen zu laborieren.