Anita und Hermann Kerschbaumer auf dem Grafenberg, hoch oberhalb von Flattach, bekamen dieser Tage das erste Mal wieder nach fünf Wochen wieder Post zugestellt. Der Postbote brachte eine ganze Menge Briefe mit.
„Weihnachten kann kommen“, sagt Hermann Kerschbaumer bei einem Lokalaugenschein des ORF Kärnten zu Redakteur Konrad Weixelbraun. Er freue sich zuerst einmal, gemeinsam mit seiner Frau Anita zum ersten Mal wieder mit seinem eigenen Auto ins Tal zu fahren. Die erste Station der beiden ist der Flattacher Hof, wo sie auf ein Wienerschnitzel und ein Bier gehen, bevor es zum Einkaufen geht.

Erleichternde Rückkehr zur Selbständigkeit
Es sei befreiend, keinen Hubschrauber mehr zu brauchen und auf andere angewiesen zu sein: „Wenn man wieder selbstständig alles erledigen kann sieht man erst, wie wichtig die Straße ist.“ So schön es auch am Berg sei, beide schätzen es, wieder mobil zu sein.
Es sei alles sehr schnell gekommen. Katastrophen habe es zwar immer wieder einmal gegeben, aber in den letzten Jahren seien diese in immer kürzeren Abständen gekommen. „Bei uns war es zuerst trocken – da war nichts gefährlich, schwammig oder so. Deswegen hatten wir auch große Angst, dass nicht nur neben, sondern auch hinter dem Haus ein Erdrutsch passiert.“

„Alle helfen zusammen“
Fünf Wochen war Familie Kerschbaumer wie gefangen auf dem Grafenberg und musste diese Zeit irgendwie überbrücken. Viele habe das wieder ein Stück näher zusammengebracht, sagt Hofbesitzer Hermann Kerschbaumer: „Wir haben hier am Berg einen guten Zusammenhalt. Man lebt sich ein bisschen auseinander, wenn alles läuft. Wenn solche Katastrophenfälle sind sieht man, dass alle zusammenhelfen. Wir haben mit zwei alten Traktoren den Schlamm weggeräumt, weil uns niemand erreichen konnte. So hatten wir ein bisschen Kontakt zu den anderen Bewohnern des Berges. Das war schon gut.“

Schadensbehebung wird noch andauern
Mehr als 60 Erdrutsche und Murenabgänge wurden allein im Gemeindegebiet von Flattach gezählt, die Schäden müssen nach wie vor beseitigt werden.
Auch am Hof von Hermann Kerschbaumer, sind die massiven Erdrutsch- Kegel links und rechts neben dem Haus noch deutlich zu sehen, von der hauseigenen Kapelle, die erst vor ein paar Jahren auf dem Hang direkt neben dem Wohnhaus errichtet wurde, sind nur noch Trümmer im Schlamm erkennbar.

Auch das Dach der Garage ist noch meterhoch vom Schlamm zugeschüttet. Diese Spuren werde man dann im neuen Jahr – wieder mit vereinten Kräften – beseitigen – so, wie das auch schon bisher in der Gemeinde funktioniert hat.