Szenenbild Eugen Onegin
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Kultur

Russisches Gefühlschaos am Stadttheater

Eugen Onegin gilt als eines der meistgespielten Werke der russischen Opernliteratur. Sängerin Tamuna Gochashvili gab am Stadttheater Klagenfurt ihr Debüt. Die 25-Jährige steht als weibliche Hauptfigur „Tatjana“ zum ersten Mal auf der Opernbühne und stellt sich dem Gefühlschaos à la Tschaikowski.

Für Tamuna Gochashvili ist Klagenfurt nur der Anfang. Nächste Station der 25-Jährigen wird die Wiener Staatsoper im Herbst sein. Auch dort steht sie dann als unglücklich verliebte Tatjana in Eugen Onegin auf der Bühne. Die gebürtige Georgierin sagt, Klagenfurt sei für sie „genau so wichtig“ wie die Wiener Staatsoper: „Du gibst Energie und holst sie auch zurück.“

 Tamuna Gochashvili
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Tamuna Gochashvili

Als Tatjana hatte Gochashvili bei ihrem Operndebüt eine fast 20-minütige Arie zu meistern und beeindruckt auch schauspielerisch, das sei genauso wichtig wie das Singen selbst: „Die Leute möchten heutzutage etwas anderes auf der Bühne sehen, etwas Ehrliches, etwas Natürliches.“

Oper über Lieben, Hoffen und Scheitern

Tatjana verliebt sich in den Titelhelden. Doch der – ganz Dandy – will sich nicht auf einen Lebensweg festlegen lassen. Denn „Gewöhnung ist nur der Ersatz für Glück“, wie es in der Oper heißt. Seit der Uraufführung 1879 ist Eugen Onegin die meistgespielte Oper in russischer Sprache.

Hoch emotional wird die Geschichte vier junger Menschen erzählt, ihr Lieben, Hoffen und Scheitern. Die Frage, wie man leben soll, hat auch 140 Jahre nach der Uraufführung von Eugen Onegin nichts an Aktualität eingebüßt.

Szenenbild Eugen Onegin
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Viel Gefühl – aber erst am Ende stimmen die Gefühlsebenen von Eugen Onegin und Tatjana überein

Dramatisch an der Oper ist vor allem das Innenleben der Figuren: Aus Eifersucht kommt es zum tödlichen Duell zwischen den Freunden Onegin und Lenski. Zum Mörder seines Freundes geworden, irrt Onegin durch die Welt. Als er Jahre später Tatjana wiedertrifft und in ihr die Liebe seines Lebens erkennt, ist es längst zu spät.

Szenenbild Eugen Onegin
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Als Tatjana und Onegin nach Jahren wieder aufeinander treffen, hat sich die Situation gedreht. Onegin ist von der selbstbewussten Gräfin fasziniert.

Orchester und Darsteller verschmelzen

Erstmals hat der 85-jährige Dieter Giesing eine Opernregie in Klagenfurt übernommen. Für die musikalische Leitung ist Jader Bignamini verantwortlich. Für ihn ist es eine magische Produktion: „Während der Proben mit dem Orchester haben wir versucht, den richtigen Sound für die unterschiedlichen Situationen und Charaktere zu finden. Ich habe zu den Musikern gesagt, wir müssen einen weichen Teppich für die Sänger erschaffen. Immer mit einem sehr guten Vibrato, auch an den leisen und sehr leisen Stellen.“

Szenenbild Eugen Onegin Stadttheater Klagenfurt
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Dramatische Schlussszene am Ende von Eugen Onegin

„Eugen Onegin“ sei, so Bignamini, „eine Art von Musik, die direkt ins Herz und die Seele geht. Es ist für mich die erste, die beste russische Oper, weshalb ich auch Eugen Onegin auch als erste russische Oper dirigieren wollte.“

Information

Eugen Onegin – lyrische Szenen in drei Akten und sieben Bildern von Pjotr I. Tschaikowski, Libretto von Pjotr I. Tschaikowski und Konstantin S. Schilowski nach dem gleichnamigen Roman in Versen von Alexander S. Puschkin, in russischer Sprache mit deutschen Übertiteln.

Musikalische Leitung: Jader Bignamini, Regie: Dieter Giesing, Mitarbeit: Markus Hänsel, Bühne: Stephane Laime, Karoline Bierner, Kostüme: Fred Fenner, Daniel Nunez Adinolfi, Choreinstudierung: Günter Wallner, Dramaturgie: Markus Hänsel, Hans Mrak. Mit: Tamuna Gochashvili (Tatjana), Aytaj Shikhalizada (Olga) Adrian Timpau (Eugen Onegin), Pavel Petrov (Lenski), Taras Berezhansky (Fürst Gremin), u.a. Kärntner Sinfonieorchester, Chor und Extrachor des Stadttheaters Klagenfurt, Statisterie des Stadttheaters Klagenfurt.

Weitere Aufführungen: 2., 5., 7.,10., 15., 17., 22., 25. Jänner 2020, jeweils 19.30 Uhr am Stadttheater Klagenfurt.