Die Kesn mit neuem Holz verstärkt
Hans Hubmann
Hans Hubmann
Lifestyle

Eine „Kesn“ übersiedelt ins Rosental

Ein altes Stück Gailtaler Kulturgeschichte steht nun im Rosental. Eine alte „Kesn“, ein Trockengestell in der Landwirtschaft, sollte abgerissen werden. Ein engagiertes Ehepaar rettete die Holzkonstruktion und baute sie im Rosental neu auf.

Hausübersiedlungen kennt man eher aus den USA, wo ganze Gebäude entweder auf einem Tieflader oder zerlegt transportiert werden. Ähnliches ist mit einer alten Kesn passiert. Sie wurde abgetragen und wartete zehn Jahre darauf, bis ein neuer Platz gefunden wurde.

Im Gailtal verschwinden die Relikte bäuerlicher Geschichte nach und nach. Der Techniker Hans Hubmann kaufte diese Kesn einem Nötscher Gastwirt ab, der sie abreißen wollte. Kesen oder Harpfen waren in Slowenien sehr häufig, in Kärnten aber nur im Gail-, Gitsch- und Jauntal.

Aufbau der Kesn im Rosental
Hans Hubmann
Der Aufbau war nur mit Kran möglich

Lager für Heu und Feldfrüchte

Die Weissensteiner Architektin Martina Nageler-Hubmann lebt schon länger hier. Jetzt brachte sie mit ihrem Mann Hans, einem gebürtigen Weißbriacher, die Kesen aus Nötsch mit: „Ursprünglich war es als Lagermöglichkeit für die Feldfrüchte gedacht, Heu, Getreide oder Futter wurde am Feld gelagert.“

Altes und neues Holz verbinden sich
Hans Hubmann
Millimeterarbeit des Zimmereres

Hans sagte, sein Vater sei Zimmermann gewesen und er selbst habe immer mitgeholfen. Die Kesn habe er selbst abgebaut und zehn Jahre lang auf Lager gelegt. „Ich habe immer gewusst, eines Tages steht sie irgendwo, wo, habe ich nicht gewusst.“ Die Kesn dürfte mindestens 120 Jahre alt sein, so Hubmann. 1923 sei sie auf der Windischen Höhe abgebaut und in Michelhofen wieder aufgebaut worden.

Der Dachstuhl im Inneren
Hans Hubmann
Blick in den Dachstuhl

Das Wohnhaus daneben ist langsam im Fertigwerden und lehnt sich, was Proportionen und Form betrifft, am Holzkonstrukt aus Nötsch an. Nageler-Hubmann sagte, die Grundidee sei nicht die Kesn gewesen, sondern ein Paarhof mit zwei Gebäuden. Hans Hubmann will Hühner halten und einen Steyr-Traktor hineinstellen.

Eiche soll noch länger halten

Im Gailtal werden die Kesen oft verplankt als Lager verwendet, bei der Hubmann-Kesn sind noch alle Teile für ihre ursprüngliche Funktion sichtbar. Rund 20.000 Euro wurden bisher investiert, so Hans Hubmann. Die Säulen seien aus Eiche, so dürfte sie wohl noch einmal 100 Jahre stehen. Beim ganzen Projekt hatte selbst der Bauingenieur Hans Hubmann Bedenken: „Ich habe einen Freund, der in seiner Lehrzeit noch Zimmermann gelernt. Mit ihm habe ich den Dachstuhl gemacht, nur mit ihm war das möglich. Wir haben die Kesn auf moderne Art wieder zusammengebaut, denn alle Teile sind so schwer, wir haben einen Kran gebraucht.“

Neubauten und alte Kesn
Hans Hubmann
Die neuen Häuser sollen mit der Kesn eine Art Paarhof ergeben

Ohne Plan hätte es nicht funktioniert

Er hatte damals beim Zerlegen alles genau beschriftet und dokumentiert. Rechte Winkel gab es nicht. Das war dann auch beim Fundament ein Problem, sagte Martina Negeler-Hubmann. Es habe nur die Zeichnungen ihres Mannes vom Zustand zuvor gegeben. Ohne Plan wäre das nicht gegangen, so Hans Hubmann. Schon vor dem Abbau war sie ziemlich schief.

Ein massiver Teil einer Eichensäule musste ausgetauscht und erneuert werden, das war Expertenarbeit. Die haushohe Kesen steht bereits und ein großes Stück der Eichensäule wird eine neue Bestimmung finden, nicht ausgeschlossen, dass ein Möbelstück fürs Haus daraus wird. Für Hans Hubmann ist es ein Stück Heimat aus dem Gitsch- und Gailtal.