Michael Erian
Johannes Puch
Johannes Puch
Kultur

Jazzmusiker auf Spurensuche in Kärnten

Die Kärntner Jazz-Szene hat in ganz Österreich einen guten Ruf, viele international ausgebildete Kärntner fanden den Weg zurück in ihre Heimat. Einige der besten Musiker tun sich zusammen, um sich kommenden Samstag auf eine musikalische Reise zu den Anfängen des Jazz in Kärnten zu begeben.

Man muss zu den Anfängen des Jazz weit zurückgehen in die letzten Kriegsjahre, als sich diese Art der Musik auch hier zu etablieren begann. Der Saxophonist Michael Erian ist einer der Musiker, die am kommenden Samstag im Kulturhofkeller Villach mit Jazz aus Kärnten „Echos from the South“ in eine musikalische Welt entführen, die heute nicht mehr wegzudenken ist.

Musiker schauten sich Rhythmen ab

Dass es auch schon zu Beginn in Kärnten diese Musik gab, ist für viele etwas unerwartet, so Erian: „Es hat sicher mit der Besatzungszeit zu tun, dass auf einmal die zuvor ‚entartete‘ Musik zur Unterhaltungsmusik wurde und zum Zeitgeist. Rund um den See wurde Jazz gespielt, wahrscheinlich damals intuitiv und mit der Lust, es einfach zu probieren.“

Musiker gab es zwar, aber sie konnten diese Art von Musik einfach nicht spielen. So mussten sie sich viel abschauen: „Es ist ja belegt, dass auch amerikanische Musiker hier ihren Dienst ableisteten. Es hat ja das US-Radio gegeben. Heinz von Herrmann hat mir einmal erzählt, dass eine Gruppe von Musikern rund um das Radio gesessen ist und sich ausgemacht hat, dass sie das Stück beim einmaligen Hören transkribieren wollten. Einer versuchte sich den Anfang zu merken, einer den Mittelteil und so weiter. Dann wurde das Stück rekonstruiert und versucht, nachzuspielen.“

Es zeigt von Leidenschaft

Es war damals ja nicht möglich, mit einem Kassettenrekorder das Radio mitzuschneiden, also wäre es Zufall gewesen, wenn sie das selbe Stück noch einmal gehört hätten. Laut Erian sei das Nachspielen sicher nicht immer gelungen, aber es zeige die Leidenschaft und es habe eine Annäherung und Auseinandersetzung mit dieser Art von Musik gegeben.

Ein wichtiger Verteiler für diese Musik waren dann das Musikforum Ossiach und Musikforum Viktring in den 60er Jahren, Friedrich Gulda war eine zentrale Figur dieser Jahre. Die Bedeutung des Jazz nahm dann so richtig Fahrt auf: „Der Jazz ist zur Kunstmusik geworden, von der Unterhaltung zur Kunst. Ossiach kenne ich nur aus Erzählungen, aber da ist ‚Weather Report‘ aufgetreten, das war damals Zeitgeist und Kunstmusik.“

Michael Erian wurde von vielen Musikern beeinflusst, die in der heutigen Zeit noch aktiv sind, die aber auch für die allgemeine Entwicklung des Jazz in Kärnten von großer Bedeutung waren und sind: „Ich schätze die ganze Generation vor mir, Wolfgang Puschnig hat mich sehr beeindruckt und geprägt, auch Karl Heinz Miklin, bei dem ich studiert habe, aber auch Musiker wie Uli Scherer. Sie haben einen sehr persönlichen Zugang zur Musik und haben in mir etwas bewirkt, dass Einflüsse aus Kärnten spürbar sind.“

Who is who des Jazz

Daniel Nösig, Trompete, Wolfgang Puschnig, Altsax und Flöte, Michael Erian, Tenorsax, Mario Vauti, Posaune, Tonc Feinig, Klavier, David Dolliner, Bass und Klemens Marktl am Schlagzeug. Das Projekt, das diese Musiker jetzt auf die Beine stellen, ist ein Projekt für die Zukunft. Denn das Ensemble soll in Zukunft noch anwachsen und man möchte eine jährliche Veranstaltung daraus machen, in der man sich gemeinsam mit eigens komponierten Werken auf Spurensuche macht.

Erian sagte dazu, ein Fokus liege auf dem Nachwuchs: "Ich bin ja Unterrichtender und habe mitbekommen, wie einige Generationen junger Musiker in die Welt gehen und die Musik mitgestalten. Ich glaube, das wird in Kärnten nicht wirklich wahrgenommen. Kärntner Musiker leben in New York, die Wiener Szene ist voll mit Kärntnern, das wollen wir in Kärnten auch mitteilen und ein Bewusstsein dafür schaffen.

„Schauen, was passiert“

Jazz aus Kärnten möchte mit speziellen Kompositionen das Publikum begeistern. Es soll spannend für Publikum aber auch Musiker sein, so Erian: „Wir spielen eigene Musik, lassen es einfach geschehen und schauen, was passiert. Jeder bringt Musik mit. Es ist eine Septettbesetzung mit vier Bläsern und Ryhthmusgruppe, für die extra geschrieben wird. Ich weiß nicht, was passieren wird, die Probephase beginnt jetzt.“

Neben der Musik wird es aber auch einen Ausflug in die musikalische Vergangenheit des Jazz in Kärnten geben. Partner seien Hans Jalowetz vom Kulturforum Villach und Raimund Spöck vom Verein Innenhofkultur. Jalovetz werde die Geschichte des Jazz an diesem Abend erläutern. Das Konzert „Jazz aus Kärnten – Echoes from the South“ am kommenden Samstag im Kulturhofkeller Villach beginnt um 19.30 Uhr.