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Chronik

Menschenrechtspreis für drei Frauen

Ulrike Loch, Tanja Prusnik und Ina Loitzl sind drei engagierte Frauen, die zum Thema Gewalt in Kärntner Familien und in Institutionen künstlerisch und wissenschaftlich gearbeitet haben. Alle drei wurden mit dem Menschenrechtspreis ausgezeichnet.

Der Kärntner Menschenrechtspreis wurde im Jahr 1994 ins Leben gerufen. Die Auszeichnung soll das Thema Gewalt ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit rücken. „Menschenrechte sind keine Selbstverständlichkeit, keine Utopie und auch keine Illusion – Menschenrechte sind unsere tägliche Aufgabe. Sie müssen täglich und bei jeder Gelegenheit neu erkämpft werden“, so Landeshauptmann Peter Kaiser bei der Vergabe im Spiegelsaal der Landesregierung.

Die Gewinnerinnen des Menschenrechtspreises mit Landeshauptmann Peter Kaiser und Landtagspräsident Reinhard Rohr
ORF
Die Preisträgerinnen des Menschenrechtspreises 2019

Jahrzehntelange Gewalt an Kindern in Landesjugendheim

Ulrike Loch wurde für ihr Projekt „Gewalt an Kärntner Kindern und Jugendlichen in Institutionen“ ausgezeichnet. Die Universitätsprofessorin untersuchte die Strukturen an der Heilpädagogischen Abteilung des LKH Klagenfurt und im Landesjugendheim Rosental, wo es über Jahrzehnte wiederholt zu gewalttätigen Übergriffen kam.

Die Universitätsprofessorin forderte dazu auf, den Betroffenen mehr zuzuhören. „Das, was diese Menschen zu erzählen haben, kann schmerzlich sein, aber sie haben es überlebt. Das heißt das erzählen kann nie so schmerzlich sein, wie das, was man diesen Kindern und Jugendlichen damals zugemutet hat, innerhalb dieser Betreuungssystemem, der Kinder- und Jugendwohlfahrt, der Kinder und Jugendpsychiatrie und anderen Institutionen. Mit dem Erzählen – im Bewusstsein, ich befinde mich jetzt in einer anderen Situation – kann über das Erzählen etwas Neues entstehen.“

Autoritäre Systeme begünstigen strukturelle Gewalt

Auf diese Weise könne auch die Gegenwart und die Zukunft demokratischer gestaltet werden, so Loch. Ohne autoritäre Herrschaftssysteme auf allen Ebenen hätte sich die Gewalt in den Institutionen nicht so verfestigen können, so Loch. Die ersten Heimleitungen des Landesjugendheimes Rosental seien „halbgottgleich“ gewesen und hätten das Leben der Heiminsassen maßgeblich bestimmen können. Ein Jugendlicher, der sehr gut in der Schule gewesen sei und mit Hilfe eines Erwachsenen sogar Latein gelernt hatte, durfte zum Beispiel trotz bestandener Prüfung nicht in die AHS gehen – einfach deswegen, weil das von der Heimleitung so bestimmt worden war, ganz nach dem Motto: „Von uns geht niemand in eine AHS.“

Opferschutzkomission wird wieder eröffnet

Werde heutzutage genug getan? Neben dem Darüber-Sprechen sei es ein wichtiges Signal, dass die Opferschutzkomission wieder eröffnet werde. Damit ergebe sich die Chance, dass erlittene Gewalt nun eine Anerkennung finde, so Loch: „Wegen der Gewalt, die manche Menschen über viele Jahre erlitten haben, können manche nicht arbeiten und müssen früh in Pension gehen – etwa, weil sie Narben im Gesicht haben oder schlecht hören.“

Die Betroffenen würden etwa 25.000 Euro Entschädigung für das erlittene Unrecht erhalten. „Wenn das Land diese Beträge rasch auszahlt, dann ist das ein wichtiges Signal für diese Familien.“

Künstlerinnen wollen weiter „den Blick öffnen“

Tanja Prušnik und Ina Loitzl wurden für ihr seit zehn Jahren laufendes Projekt „den blick öffnen“ ausgezeichnet. Sie wollen damit auf das Thema Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und auch das Thema Gewalt in der Familie aufmerksam machen. Auslöser für das Projekt seien die Berichte über den „Fall Fritzl“ oder die gelungene Flucht von Natasa Kampusch gewesen.

Ina Loitzl, freischaffende Künstlerin: „Wir wollen mit den Mitteln der Kunst und unserer Arbeit Zeichen setzen – hinschauen, nicht wegschauen um Bilder gemeinsam mit vielen anderen Künstlerinnen und Künstlern zu zeigen, wo es um Techniken geht, die nicht klassisch sind.“

Die Bereiche Fotografie, Video, Malerei und Skulptur werden im Rahmen von „den Blick öffnen“ von den verschiedensten Künstlern umgesetzt und in großen Ausstellungen gezeigt. In Hinblick auf die Zukunft sagte Künstlerin Tanja Prušnik: „Wir haben noch einige Stationen in Österreich, die wir sehr gerne besuchen möchten – Graz, Linz, aber auch Vorarlberg ist ein Thema, Tirol – dort würden wir noch gerne andocken um diesen ganzen Reigen, den wir uns vorgenommen haben, abzzuschließen.“

Alle drei Ausgezeichneten wollen weiterhin zum Thema Gewalt arbeiten, um in der Öffentlichkeit Bewusstsein zu schaffen.

Human-Menschenrechtsfilmtage im Volkskino

Im Rahmen der Kärntner Menschenrechtstage 2019 von 7.12 bis 12.12. 2019 finden die Human Menschenrechtsfilmtage im Volkskino Klagenfurt statt. Gezeigt werden „Das Wunder von Marseille (8.12., 11.00 Uhr), Push-Das Grundrecht auf Wohnen (9.12., 18.40 Uhr, Deutschstunde (10.12., 18.15 Uhr), Nur eine Frau (11.12., 18.40 Uhr), Nobadi (12.12, 17.00 Uhr).