Julius Deutschbauer bei Performance
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Kultur

Landeskulturpreisträger verspeist Urkunde

Das Land hat wieder 13 Kulturpreise vergeben. Der Hauptpreisträger, Julius Deutschbauer, verspeiste seine Urkunde auf der Bühne: Eine Aktion, die viel Gelächter und Applaus hervorgerufen hat, auch wenn der Abend der Preisverleihung offenbar vielen zu lang war. Zahlreiche Gäste verließen vor Ende der Veranstaltung den Saal-

Viele Gäste, die mehr oder weniger lautstark den Saal verlassen, und das ausgerechnet während Peter Waterhouse, Träger des großen österreichischen Staatspreises, seine Laudatio auf Julius Deutschbauer hält – immerhin der Kulturpreisträger des Landes Kärnten 2019? Ob es nur an der fortgeschrittenen Stunde lag oder doch am komplexen wie kritischen Inhalt der Rede, war nicht herauszufinden. Peter Waterhouse rückte nach einem kurzen Disput mit einem Gast im Publikum noch näher an den Bühnenrand heran, um seine Rede – in gekürzter Form – zu beenden.

Deutschbauer: „Natürlich hat es mich gekränkt – schluchz“

Preisträger Julius Deutschbauer nahm das alles mit Humor: „Naja, die ganze Veranstaltung war schon sehr lang, aber natürlich hat mich das gekränkt – schnief (lacht). Dass es nicht still war, hat eine Bewegung in den Saal gebracht, dass Peter Waterhouse vom Pult an die Rampe gegangen ist, insofern war es eine gute Interaktion, die auf beide Seiten gewirkt hat.“

Papierjause zu später Stunde

Angeregt durch ein Bibelzitat verspeist Julius Deutschbauer die Urkunde auf der Bühne des Stadttheaters. Das Papier tunkt er dabei immer wieder in ein Glas Bier (eine schwedische Marke namens „Julius“.

„Muss den Rest zu Hause aufessen“

Nach Cornelius Koligs legendärem Händeschüttelapparat – wir erinnern uns: um Jörg Haider nicht die Hand geben zu müssen, baut Kolig 2006 eine künstliche Hand – nun also Julius Deutschbauers Performance: die vom Landeshauptmann unterzeichnete Urkunde wurde vom Künstler immer wieder in ein Glas Bier getaucht und zur Hälfte verspeist. Deutschbauer gab sich dennoch bescheiden: „Den Cornelius überrage ich damit nicht. Allein zu Hause ist es ja traurig, Urkunden aufzuessen, den Rest muss ich ohnehin zu Hause aufessen.“

Julius Deutschbauer bei Performance
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Landeshauptmann: Künstler sind keine Konformisten

Als hätte er geahnt was kommt, brach Landeshauptmann und Kulturreferent Peter Kaiser in seiner Rede vorab noch eine Lanze für kritische Kunst und Künstler, und zitierte Michael Guttenbrunner, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre. „Der Künstler ist vor allem kein Konformist, sondern wie jeder Mensch und Revolutionär, zum Widerspruch und Widerstand geschaffen.“

Auch nach der Performance hielt sich die Aufregung sehr in Grenzen – nicht zu vergessen: Die zwölf anderen gefeierten Preisträger – auch sie ein Symbol für die Freiheit von Kunst und Wissenschaft, die es zu schützen gilt.

Alle Jahre wieder zeichnet das Land Künstler und Wissenschaftler für ihre besonderen Verdienste aus. Dass der Hauptpreis an Deutschbauer geht, ist bereits seit Anfang Oktober bekannt. Die drei Würdigungspreise wurden an Hartwig Wetschko für seine Verdienste um die Baukultur, den Jazzmusiker Primus Sitter und an Hans Mosser als Brückenbauer für Baukultur verliehen. Außerdem wurden acht Förderpreise vergeben – mehr dazu in Landeskulturpreis an Julius Deutschbauer (kaernten.ORF.at; 7.10.2019).

Erfinder der „Bibliothek der ungelesenen Bücher“

Julius Deutschbauer beginnt für gewöhnlich seine Interviews für seine Bibliothek der ungelesenen Bücher, die er seit 1997 betreibt, mit zwei Fragen, nämlich „Welches Wetter haben wir heute?“ und „Welches Buch haben sie noch nicht gelesen?“. Nun ist der Plakatkünstler, Maler, Performer und Filmemacher also auch Kärntner Kulturpreisträger 2019 in der Sparte Bildende Kunst.